Zuckerbergs cleverer Schachzug
Eine geschickte Verkaufsstrategie erspart der Stiftung des Facebook-Chefs Mindereinnahmen in Millionenhöhe. Dort häufen sich jedoch die Probleme.

Ein gewiefter Geschäftsmann ist Mark Zuckerberg geblieben, auch wenn er kürzlich auf Rang sieben der Superreichen abgerutscht ist. Als habe er den Sturz der Facebook-Aktie geahnt, stoppte er den Verkauf seiner Papiere gerade noch, bevor die Preise einbrachen. Dies kam der Stiftung zugute, die er mit seiner Frau Priscilla Chan führt und die er mit regelmässigen Aktienverkäufen versorgen will, bis sein Vermögen aufgebraucht ist.
Versprechen an die Tochter
Die Stiftung geht zurück auf die Geburt der ersten Tochter Maxima. In einem offenen Brief vom Dezember 2015 versprach er ihr, 99 Prozent seines Vermögens dafür einzusetzen, «allen Kindern der nächsten Generation gleiche Chancen» zu geben. Der Fokus liege «auf personalisiertem Lernen, dem Besiegen von Krankheiten und darauf, Leute zu verbinden und starke Gemeinschaften zu bilden». Skeptiker sahen in der Ankündigung einen typischen Hype à la Zuckerberg, doch der Facebook-Chef machte rasch vorwärts. Seit dem Herbst 2017 allein verkaufte er Aktien im Wert von 5,6 Milliarden Dollar. «Wir wissen, dass dies verglichen mit allem Fachwissen und anderen Ressourcen ein kleiner Beitrag ist», so Zuckerberg zu seinem Engagement.
Anfang 2018 war sein Vermögen bereits auf 75 Milliarden angewachsen und stieg bis im Sommer sogar auf fast 90 Milliarden Dollar. Ein Rekord, der nicht lange halten sollte. In dieser Zeitspanne tätigte Zuckerberg seine letzten Verkäufe. Der mittlere Erlös pro Aktie lag gemäss Bloomberg bei 179 Dollar, mehr als ein Drittel über dem Tiefstand von Ende 2018.

Noch vor dem Absturz hatte Zuckerberg die Bremse gezogen, die an sich geplanten weiteren Verkäufe gestoppt und der Stiftung Mindereinnahmen von mehreren 100 Millionen Dollar erspart. So geschickt der Zug erscheint, so problematisch war eine der grössten Investitionen der Stiftung. Das Ehepaar Zuckerberg-Chan überwies fast 2 Milliarden Dollar an die Silicon Valley Community Foundation, wie aus Unterlagen der Börsenaufsicht SEC hervorgeht. Sie waren nicht allein. Die aus zwei Gemeindestiftungen entstandene Organisation ist ein Anziehungspunkt Tech-Unternehmer. Neben den Zuckerbergs haben auch Facebook-Mitbegründer Dustin Moskowitz, Netflix-Chef Reed Hastings und die beiden Whatsapp-Gründer investiert. Das verhalf der Stiftung zu Kapital von mehr als 13 Milliarden Dollar und machte sie zur grössten gemeinnützigen Organisation der Westküste.
Doch das rapide Wachstum hatte seinen Preis. Die beiden Geschäftsführer mussten letzten Sommer zurücktreten, nachdem eine von der Stiftungsaufsicht angeforderte Überprüfung grobe Missstände aufgedeckt hatte. Beschrieben wird eine toxische, von sexuellen Übergriffen und Nepotismus geprägte Unternehmenskultur. «Die Ausrichtung auf Erfolge um jeden Preis beeinträchtigt das Arbeitsumfeld», heisst es im Bericht, der schliesslich zum Rücktritt der beiden Topmanager führte. Doch ist «Gewinnen um jeden Preis» eben auch der Kern der Unternehmenskultur im Silicon Valley. Wenn diese Einstellung selbst in einer gemeinnützigen Stiftung Fuss fasste, ist das kaum Zufall.
Generation Ungeduld
Die Wortwahl seines Briefes an die Tochter zeigt, dass Zuckerberg das Erfolgsmodell von Facebook für seine gemeinnützige Arbeit kopieren wollte. Zu viele Spenden versickern aus seiner Sicht ohne messbare Wirkung. Seine Stiftung ist daher eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die es erlaubt, gewinnorientierte Investitionen zu tätigen.
Dieses Vorgehen sei typisch für die Zuckerberg-Generation, sagt Marian Stern, Professorin der Philanthropie in New York. «Die Millennials sind ungeduldig. Sie sind in einer sich rasch wandelnden Welt gross geworden und wollen auch rasche Veränderungen bewirken.»
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