
Seit einer Woche wird in Kolumbien protestiert. Busse und Barrikaden brennen, Polizisten schiessen auf Demonstranten, eine Katastrophe für ein ohnehin gebeuteltes Land, aber auch ein düsteres Omen für die ganze Region.
Kolumbien zeigt, was auch anderen Ländern bald bevorstehen könnte: Südamerika steckte schon vor der Pandemie in einer schweren Krise. Armut und Ungleichheit trieben Tausende auf die Strasse, in Chile wie in Ecuador, Peru oder eben Kolumbien. Die politischen Eliten waren oft überrumpelt, zu weit war ihre Lebenswelt entfernt von der vieler Bürger: von Stacheldraht umzäunte Luxuswohnanlagen auf der einen Seite, enge Slums und leere Kühlschränke auf der anderen. Hilf- und einfallslos wurden Polizisten auf die Strassen geschickt, manchmal sogar Soldaten, so richtig half das alles nicht, erst als die Lockdowns kamen, war Ruhe.
Millionen sind in die Armut abgerutscht, der Zorn ist nur noch grösser geworden.
Vieles hat sich seitdem geändert, wenig zum Guten. Die Situation ist dramatischer als je zuvor. Millionen sind in die Armut abgerutscht, der Zorn ist nur noch grösser geworden. Was es jetzt bräuchte, wären Reformen, Dialog, Veränderungen. Stattdessen aber reagiert die Regierung in Kolumbien wieder mit Gewalt. Schlagstöcke, Tränengas und willkürliche Verhaftungen waren früher schon Gift für die Gesellschaft, in der jetzigen Situation aber erst recht.
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Kommentar zu Protesten in Kolumbien – Zorn und Versagen
Die Gewalt bei den Protesten ist ein düsteres Omen für die Region.