Sweet Home: Entschleunigung und GemütlichkeitZeit für Musse
Musse ist das Gegenteil von Müssen. Versuchen Sie, dieses rare Gut zu erhaschen – denn gerade jetzt ist ein guter Moment dafür.

Musse bedeutet nicht, nichts zu tun, sondern das zu tun, für das man nie Zeit hat. Das kann natürlich das Nichtstun sein, oder das Sinnieren über das Nichtstun. Beginnt man damit, sind wir auch schon mittendrin in der Musse. Foto über: Gutshaus Rensow
Wieso nicht trödeln?

Immer muss alles schnell gehen. Eigentlich haben wir uns trotz der Technologie, die ja alles vereinfachen sollte, rückwärts bewegt und vor allem eins daraus gewonnen: permanenter Zeitmangel. Mit mehr Fleiss als Kreativität füttern wir Programme, die uns diktieren, wie und was wir arbeiten müssen, und verbringen die freie Zeit damit, uns dauernd zu melden, Social Media zu füttern und dafür Grossartiges zu planen, damit man dies wiederum der Welt mitteilen kann. Es gibt ein Gegenmittel für all das, nämlich das Trödeln. Diese gemütliche (Un)Tätigkeit lässt sich wunderschön daheim umsetzen. Am besten geht das Trödeln, wenn man sich bei etwas Schönem verliert. Wenn man zum Beispiel Weihnachtskarten schreibt, dekoriert oder kleine Geschenke einpackt und dabei Fotos findet und in Erinnerungen abtaucht. Oder beginnt, die vielen Bänder aufzuwickeln und sich von schöner Musik wegtragen lässt. Mit diesen Varianten des Trödelns vertreiben Sie die Effizienz – und gewinnen Zeit fürs Nichtstun.
Der Traum vom Knistern

Für viele ist das perfekte Setting für entspannte Gemütlichkeit und winterliche Idylle im Haus ein knisterndes Cheminéefeuer. Bloss haben nicht alle oder gar eher die wenigsten einen Kamin. Man kann aber auch ohne Kamin eine entspannte Stimmung schaffen, die dazu einlädt, sich mit einer Tasse heissen Tee oder Schokolade in einen Sessel einzunisten, aufzuatmen, zu lesen oder zu plaudern. Kerzenlicht oder warmes Licht sorgen für die richtige Stimmung. Sanfte Musik, einladende Bücherstapel, neben Sesseln platzierte Tischchen, das Handy ganz weit weg und auf stumm gestaltet, weiche Kissen im Rücken, einen Hocker oder Pouf, um die Füsse hochzulegen, eine Schale mit Gewürzen oder eine winterlich-weihnächtliche Duftkerze – und plötzlich hört man dieses beruhigende Knistern, das Abschalten bedeutet.
Endlich lesen

Am schönsten und besten funktioniert das Abschalten meiner Meinung nach mit Geschichten, die entführen. Und diese liest man in Büchern. Nehmen Sie die Bücher hervor, die Ihnen helfen, in fremde Welten einzutauchen, zu träumen, andere Menschen und ihr Leben kennenzulernen, die Fantasie entfachen oder für eine Weile Märchen wahr werden lassen.
Sinnieren

Es gibt auch ruhige Tätigkeiten, mithilfe derer man mit anderen gemeinsam Zeit verbringen kann. Zum Beispiel mit einem Spiel, einer gemütlichen Vesper, einem schönen Film oder vielleicht einem spannenden Podcast, den man sich nicht über die Kopfhörer, sondern über die Lautsprecher gemeinsam anhört. Auch dabei verschönert ein stimmungsvolles Licht das Erlebnis. Dank den neuen, kleinen portablen Leuchten kann man dieses Licht überall da kreieren, wo man es braucht. Diese Leuchte heisst Flowerpot und ist von Verner Panton bei &Tradition.
Wachsen lassen

Musse entsteht auch, wenn man etwas kreiert und langsam wachsen lässt. Puzzeln ist da eine schöne Idee. Dafür bracht man keine handwerklichen Talente. Man kann es sowohl allein wie auch mit Freunden tun und es entschleunigt auf spielerische Art. Dieses Kunst-Puzzle mit einer Fotografie von Larissa Hofmann ist vom Schweizer Verlag Moirée.
Wer handwerkliche Talente hat, kann auch stricken, sticken, nähen oder häkeln und dabei langsam mit Musse und Ruhe etwas Schönes kreieren. Diese Geschichten inspirieren Sie dazu:
Rausgehen

Für mich gehört zur Musse, zum Trödeln und zum Abtauchen das Draussensein. Spaziergänge und Ausflüge in die Natur lassen die Zeit stillstehen. Vergessen Sie für einmal das Joggen mit den Kopfhörern, das Rasen auf dem E-Bike oder das Walken mit den Sticks. Lernen Sie das Flanieren, hören Sie den Vögeln zu, halten Sie die Augen offen für die Schönheit der winterlichen Natur. Dabei entdeckt man manchmal Tiere, sieht im Wald märchenhafte Pilze, Landschaften wie auf romantischen Gemälden – und zuweilen macht man Halt und plaudert gar mit Fremden.
Heimkommen

Das Rausgehen hat noch eine andere schöne Seite, nämlich das Heimkommen. Wenn man müde und zugleich erfrischt durch die Tür ins Zuhause tritt, liebt man dieses noch mehr. Auf einmal ist man genau im richtigen Mindset, um genau das tun, was man Musse nennt. Tee und Kuchen, ein Buch lesen und einen Sessel zu erobern sind nun einfache und selbstverständliche Tätigkeiten.
Schälen, schnipseln, schneiden

Zum Zuhausesein gehören das Kochen und Geniessen. Tun Sie beides mit viel Musse, das lohnt sich immer, auch für sich alleine. Das langsame Schnipsen und Hacken, das sorgfältige Dünsten und gemütliche Schmoren sind sinnliche und sinnvolle Tätigkeiten – denn langsam wird letztlich alles besser. Tauchen Sie wieder einmal in Ihre Kochbücher, versuchen Sie neue Gewürze, setzen Sie selber eine Bouillon auf oder backen Sie Kuchen oder Weihnachtsguetzli. Kosten Sie alles zwischendurch, hören Sie in der Küche Musik und öffnen Sie eine Flasche guten Wein. Decken Sie den Tisch immer schön, denn das wertet das Essen und den Genuss auf. Essen Sie mit Bedacht und Genuss, denn schnelles Essen ist bloss Nahrungsaufnahme. Fördern Sie das langsame Essen mit verschiedenen Gängen und nehmen Sie dafür das schöne Geschirr aus dem Schrank.
Unterschlüpfen

Ich habe hier einmal geschrieben, woran man merkt, dass man erwachsen geworden ist. Ein Punkt dabei war, dass man auf einmal das frühe Schlafengehen als Luxus und nicht mehr als Strafe empfindet. Gönnen Sie sich diesen Luxus öfters. Denn in ein frisch bezogenes Bett zu schlüpfen und noch eine Weile in ein Buch zu tauchen, ist wunderbare und geschenkte Zeit.
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