Sweet Home: Entspannter lebenWohnen ist eine grosse Gefühlssache
Zuhause müssen Sie keine Trends umsetzen, keine Statussymbole sammeln und keine Regeln befolgen. Sie müssen sich einfach nur wohlfühlen.

Vor ein paar Wochen, als ich mit Einkaufstüten in den Händen langsam die steile Strasse hinauf nach Hause ging, habe ich ein Werbeplakat entdeckt. Es zeigte ein unspektakuläres Regal und darunter stand: «Passt auch zu den Büchern, die ich nie lesen werde». Ich musste kurz meine Taschen abstellen, denn ich konnte nicht glauben, was da stand: Bücher hat man doch nicht einfach als Dekoration und ein Regal ist doch für Dinge da, die man wirklich braucht und liebt!
Ja, ich weiss, Werbung muss schocken, cool sein, was weiss ich. Das muss Wohnen nicht. Wohnen ist eine ganz grosse Gefühlsangelegenheit, aber das wissen vielleicht die Werber nicht, auf deren Bildschirm das uninspirierte Plakat entstand. Es gibt Menschen, denen bedeutet Wohnen nicht viel, oder noch nicht viel, aber die würden auch dieses besagte Regal nicht kaufen. Und da beginnt unsere heutige Sweet Home Geschichte, denn Wohnen bedeutet Geborgenheit, Ankommen, Liebe. Möbel wecken Gefühle.
Ein solch persönliches, gefühlvolles Regal ist das obige. Hier grünt es, Kunst trifft auf Kinderzeichnungen, interessante Zeitungsartikel stapeln sich und Bücher lehnen wie gute Freunde aneinander. Sie wurden ja auch nicht bloss wegen ihrer Farbe gekauft! Die textilen Blumentöpfe sind übrigens von Bacsac.
Möbel wollen gebraucht werden

Auf dieses Sofa möchte man sich gleich draufsetzen. Es bietet Platz und wirkt sehr freundlich. Ich habe schon Sofas gesehen, auf denen keine Hunde oder Kinder erlaubt sind, deren Kissen perfekt und am richtigen Ort drapiert sind, so, dass man sie nicht mal anrühren möchte. Gute und schöne Sofas sind vielleicht nicht billig. Aber bedeutet das, dass man sie fast nicht anfassen darf?
Vor einiger Zeit produzierten wir eine Homestory beim Vintage Möbelhändler Jukka Murto. Die Familie hatte damals kleine Kinder und die Wohnung war voller schöner Stücke, darunter Stühle von Gio Ponti oder Schränke von Alvar Aalto. Die Familie war davon überzeugt, dass auch Kinder Schönheit schätzen und dass Möbel zum Leben da sind. Brauchen Sie also Ihre Dinge und freuen Sie sich daran. Wenn Sie Dinge nur bewundern möchten, dann gehen Sie dafür ins Museum.
Jeder Moment ist wichtig

Ich weiss nicht, wie oft ich in letzter Zeit «momentan sind wir noch viel mehr zu Hause» geschrieben habe, aber es ist einfach so! Während ich diesen Artikel schreibe, weiss ich nicht mal, welche Regeln nun an Weihnachten wirklich gelten werden. Wir leben und wohnen gerade Tag für Tag. Wir können weder planen noch hoffen noch resignieren. Geniessen Sie jeden Moment und lernen Sie das Wohnen im Moment. Schleppen Sie die Duvets aufs Sofa, ziehen Sie die Sofas an Fenster, essen Sie im Bett, singen Sie im Treppenhaus.
Machen Sie das Beste daraus

Viele, oder wahrscheinlich die meisten, wünschen sich Grösseres, mehr Luxus, mehr Platz. Es gibt immer mehr und Besseres, aber noch öfter gibt es wirklich Schlimmes. Freuen Sie sich ganz einfach an dem, was Sie haben und machen Sie das Beste daraus. Und tricksen Sie! Beginnen Sie mit einen riesengrossen Strauss Rosen. Dieser muss nicht der Teuerste sein. Auch mit Supermarkt-Modellen lässt sich was machen. Achten Sie einfach auf die Herkunft. Zünden Sie Kerzen an – viele! Und wenn Sie trotzdem mehr Grandezza in Ihrer kleinen Wohnung brauchen, dann investieren Sie in einen grossen Spiegel!
Gönnen Sie sich kleine Freuden

Kürzlich habe ich mich mit einem Freund auf einem Spaziergang im Wald über die kleinen Freuden in der Wohnung unterhalten. Wir haben beide momentan nicht gerade ein prallvolles Portemonnaie, aber wir sprachen darüber, was wir uns trotzdem zuliebe tun können. Es sind kleine Dinge in der Wohnung, die sofort das ganze Wohngefühl verändern.
Ich war erst gerade in der Ikea, weil ich «Butlers Tables» brauchte und diese sonst nirgendwo fand. Wir planen nämlich ein «Physical Distancing»-Weihnachtsessen – alle zusammen, aber jeder in einer anderen Ecke! Da ich schon mal da war, habe ich gleich einige Lampen gekauft, denn wir haben zwar viele hübsche Leuchten, aber keine wirklichen Arbeitsleuchten. Und ich wollte nicht warten, bis ich die wirklich schöne perfekte Leuchte endlich finde. Es ist unglaublich, was diese beiden günstigen Leuchten gerade verändern. Sie sind ein Beweis dafür ,dass es nicht viel braucht damit alles in einem neuen Licht erscheint. Das Gleiche erreichen Sie auch mit ein wenig Wandfarbe, mit Bildern, mit dem Verschieben von Möbeln!
Ziehen Sie die Wohnung an

Draussen hat sich die Natur ihren weissen Schneepelz angezogen. Alles wirkt weich, samtig und richtig winterlich. Wie steht es mit der Wohnung? Auch diese wartet auf neue Kleider. Wenn sie teppichlos, cool und leer bleibt, dann friert man darin trotz bester Heizung. So richtig gemütlich wird es nämlich erst, wenn der Umgang mit Textilien kein verkrampfter bleibt. Legen Sie Teppiche auf den Boden, Decken aufs Bett, Felle auf die Stühle. Sie werden spüren, dass alles schnell viel wohnlicher und wärmer wird.
Lassen Sie die Möbel leben

Auf Sweet Home landen die Menschen, die gerne wohnen, die vielleicht wissen möchten, wie man schöner, besser, günstiger oder einfacher wohnen kann. Oder die sich einfach zu Neuem inspirieren. Sie lieben, was sie haben, egal ob es teuer oder gratis war, ob es trendy oder ein bisschen schrullig ist. Sweet Home hilft zu verstehen, dass Inspiration kein Diktat ist, sondern bloss eine Anregung, ein Blick in andere Welten.
Gerade jetzt, in einer Zeit, in der man vor allem seine eigenen vier Wände sieht, tut es gut, zumindest virtuell auf Besuch zu gehen, bei anderen reinzuschauen. Erst kürzlich hat die Geschichte «Und was steht in Ihren Büchergestell» Blicke in viele verschiedene Regale gewährt. Diese Blicke sind ein bisschen wie Bücherlesen, denn was man daheim in oder auf das Regal stellt, ist eine Art Lebensgeschichte. Diese kann, darf und muss sich auch immer wieder ändern.
Schaffen Sie auch in schwierigen Räumen mehr Wohnlichkeit

Solche Küchen haben viele: Eingebaute Schränk vom Boden bis zu Decke, alles praktisch und mehr oder weniger schön. Aber schwierig, um Gemütlichkeit entstehen zu lassen. Es braucht nicht viel und auch eine unpersönliche Einbauküche wird gefühlvoller. Hier stehen zum Beispiel Bücher andere Dinge in kleinen Drahtkörben. Auch sind Pflanzen da und Bilder. Diese kleinen Dinge helfen, dass auch eine praktische, neutrale Küche mehr Wohnlichkeit ausstrahlt. Dabei spielt ebenfalls das Licht eine wichtige Rolle. Stellen Sie ruhig zum kühlen, grellen Arbeitslicht noch eines hin, das Stimmung macht. Eine Stehleuchte in einer Küchenecke ist da eine gute Idee. Aber auch Bürolampen können dafür sorgen, dass es stimmiger wird in diesem Raum.
Entdecken Sie neuen Platz

Platz für schöne Einrichtungsideen findet man auch da, wo er eigentlich fehlt. Nutzen Sie Orte wie Nischen hinter Türen, vor oder neben den Fenstern, im Entrée, den Platz auf dem Schrank, hinter dem Sofa oder unter einer Konsole. Der Trick ist aber, dass diese neu entdeckten Orte nicht einfach für Stauraum genutzt werden, sondern überraschend für Schönes. Hier steht ein kleines Sesselchen hinter der Schlafzimmertür und hilft um darauf Kleider abzulegen oder sich auch mal hinzusetzen und zu lesen. Auf dem Schrank stehen nicht einfach vollgestopfte Boxen, sondern eine Sammlung von schönen Körben. Oft ist alles eine Sache der Organisation. Ich bin der Überzeugung, dass die meisten in Ihren Schränken mehr Platz haben, als sie denken. Räumen Sie diese besser ein, lösen Sie sich von Dingen, die sie nicht mehr brauchen.
Lassen Sie Veränderungen zu

Viele sind gerade dran ein bisschen umzustellen, Platz für den Weihnachtsbaum zu schaffen und für mehr festliche Stimmung. Da räumt man gerne das eine oder andere an einen neuen Platz. Bei mir waren das kürzlich ein paar besondere Bücher, die ich zwischen zwei antike Buchstützen zusammengefasst habe. Sie stehen nun auf einem kleinen Tischchen zwischen der Wand und einem Sofa. Auf einmal wirkt diese Ecke superwohnlich – mit so wenig! Lassen Sie die Wohnung nicht erstarren. Es gibt keine perfekte Einrichtungslösungen, bei denen man einmal alles platziert und es dann für immer da lässt. Das sind die echten Staubfänger – auch wenn man eine blitzblanke Wohnung hat. Alles, das erstarrt, wirkt irgendwann verstaubt, von gestern, nicht mehr aktuell. So gilt auch beim Einrichten und Styling zuhause: das Einzige, das bleibt ist die stete Veränderung.
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