Wo Frauen im ewigen Eis an ihre Grenzen gehen
Im Gletscher-Erlebniscamp der Forscherin Marijke Habermann lernen junge Frauen den kreativen Zugang zur Natur – ganz ohne Handys und Jungs.

Das Eis spiegelt sich in ihrer Sonnenbrille, als Helena (16) in die Knie geht. Sie misst ein dünnes Hölzchen mit einem Lineal. «Vier Zentimeter», sagt sie zu ihren Kolleginnen, deren weiche Teenagergesichter von Daunenkapuzen und Mützen eingefasst sind. Um so viel hat sich die Gletscheroberfläche innerhalb von sechs Stunden abgesenkt, sind Tausende Eiskristalle unter der heissen Sommersonne geschmolzen, zu Wasser geworden, das zusammenfliesst und in einem tosenden Bach von urzeitlichen Tränen ins Tal donnert. «Da wunderts einen ja, dass es Gletscher überhaupt noch gibt!», sagt Lisa, auf einen Eispickel gestützt.