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«Wir verhandeln nicht mit einer Pistole am Kopf»

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Der grosse Wurf ist bei der Konferenz der G20-Finanzminister in Buenos Aires nicht gelungen. Die USA und die EU beteuern ihre Gesprächsbereitschaft, aber keiner bewegt sich. Am Mittwoch reist EU-Kommissionschef Juncker nach Washington - im Gepäck eine Liste mit Vergeltungsmassnahmen.

Trotz des eskalierenden Zollstreits zwischen den USA und der Europäischen Union haben beide Seiten ihren Willen zum Freihandel bekräftigt. Die US-Regierung will Finanzminister Steven Mnuchin zufolge bei den Handelsgesprächen mit der EU am Mittwoch in Washington ihre Vorschläge für den Wegfall von Zöllen vorantreiben.

Präsident Donald Trump gehe es sich nicht um Protektionismus, sondern um freien und fairen Handel für die Vereinigten Staaten, sagte Mnuchin am Sonntag zum Abschluss des Treffens der G20-Finanzminister und Notenbankchefs in Buenos Aires. «Wir unterstützen den Gedanken, dass der Handel für die Weltwirtschaft wichtig ist, aber er muss zu fairen und gegenseitigen Bedingungen erfolgen», sagte der Minister.

US-Wirtschaft der grösster Verlierer

Ganz unterschiedliche Auffassungen herrschen aber über die Frage, was freier Handel eigentlich bedeutet. «Wir haben ein Defizit im Handel mit der EU. Sie schützen viele ihrer Märkte», sagte Mnuchin. Für die US-Regierung muss bei den Gesprächen alles auf den Tisch: neben Zöllen auch technische Handelshemmnisse und Subventionen. «Wir wollen nur sicherstellen, dass amerikanische Arbeiter und Unternehmer fair behandelt werden», sagte Mnuchin.

Nach Einschätzung der Europäer hingegen haben die Vereinigten Staaten mit ihren Zöllen auf Stahl und Aluminium den Konflikt überhaupt erst angezettelt. Aus Sicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) könnte ausgerechnet die US-Wirtschaft wegen drohender Strafzölle in zahlreichen Ländern der grösste Verlierer einer weiteren Eskalation im Handelsstreit sein. Letztendlich würde aber die ganze Welt unter einem Zoll-Wettrüsten leiden. Im schlechtesten Fall könnte die weltweite Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um 0,5 Prozent oder 430 Milliarden US-Dollar niedriger liegen als bisher erwartet, schätzt der IWF.

Motoren für Wachstum

In der argentinischen Hauptstadt unterstrichen die Vertreter der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer die Bedeutung freier Handelströme für die Weltwirtschaft. «Der internationale Handel und Investitionen sind wichtige Motoren für Wachstum, Produktivität, Innovation und Entwicklung», hiess es in der G20-Abschlusserklärung. «Wir müssen den Dialog intensivieren und Massnahmen ergreifen, um die Risiken einzuhegen und das Vertrauen zu steigern.»

Das Statement von Buenos Aires tut niemandem weh - in einigen Tagen könnte es in Washington hingegen ans Eingemachte gehen. Am Mittwoch reisen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström zu Gesprächen in die Vereinigten Staaten. Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump mit neuen Zöllen auf Autos aus Europa gedroht. Das könnte zum Beispiel die deutschen Automobilhersteller empfindlich treffen.

Sollte Trump nicht einlenken, erwägt die Europäische Union weitere Gegenmassnahmen. Zunächst soll allerdings eine Lösung am Verhandlungstisch gesucht werden. «Ein regelbasierter, fairer, freier Welthandel ist besser, als wenn jeder jetzt protektionistische Massnahmen ergreift», sagte etwa der deutsche Finanzminister Olaf Scholz.

Geste gefordert

Zuletzt zeichneten sich allerdings auch innerhalb der EU Meinungsverschiedenheiten über die richtige Strategie für das Treffen in Washington ab. Während die deutsche Regierung ohne Vorbedingungen in die Gespräche gehen will, pochen die Franzosen darauf, dass Trump zunächst die Strafzölle auf Stahl und Aluminium zurücknimmt. «Wir verhandeln nicht mit einer Pistole am Kopf», sagte der französische Finanzminister Bruno Le Maire.

Als Reaktion auf den Clinch mit den USA will die EU zudem ihre Handelsbeziehungen mit anderen Regionen ausbauen. Zuletzt einigte sich die Europäischen Union mit Japan auf ein Freihandelsabkommen, jetzt soll eine Einigung mit dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur folgen. «Dieser Handelskonflikt mit den USA könnte als Turbo fungieren», sagte der Staatssekretär im österreichischen Finanzministerium und Vertreter der EU-Ratspräsidentschaft, Hubert Fuchs, in Buenos Aires.

SDA/sep