Ärgerliche NiederlageWildwest-Eishockey der ZSC Lions im hohen Norden
Obschon das Achtelfinal-Hinspiel in Skelleftea lange für die Zürcher läuft, verlieren sie 4:5. Es droht ein weiteres frühes Aus in der Champions League.

Wenn von Champions Hockey League die Rede ist, schlägt das Herz vieler ZSC-Anhänger höher. Der Zürcher Siegeszug durch Europa in der Saison 2008/09 und insbesondere die rauschende Ballnacht im Rapperswiler Exil mit dem finalen 5:0 gegen Magnitogorsk sind unvergessen.
Doch seit der Neuauflage des Wettbewerbs 2014/15 haben die ZSC Lions international nichts mehr gerissen. Zwei Viertelfinals (2017 und 2018) waren für sie das Höchste aller Gefühle, zuletzt scheiterten sie zweimal im Achtelfinal: 2019 gegen das finnische Kärpät Oulu, 2022 gegen das schwedische Rögle.
1:0, 3:2, 4:3, 4:5
Nach dem Achtelfinal-Auswärtsspiel gegen den schwedischen Spitzenclub Skelleftea lässt sich feststellen: Es ist immer noch alles möglich. Aber die Zürcher verpassten beim 4:5 eine noch bessere Ausgangslage. Sie führten 1:0, 3:2 und 4:3, ehe sie im Schlussabschnitt noch zwei Tore kassierten und als Verlierer vom Eis gingen. Damit müssen sie am nächsten Dienstag in der Swiss-Life-Arena gewinnen, sonst sind sie ausgeschieden. Gewinnen sie mit einem Tor Unterschied, gibt es eine bis zu zehnminütige Overtime und allenfalls ein Penaltyschiessen. Ab zwei Toren Differenz wären sie weiter.
Doch eben: Letztlich war es ärgerlich, dass die Zürcher in einer Partie, in der lange alles für sie lief, ihre Vorteile noch verspielten. Sie trafen durch Schäppi (6.) und Texier (30.) zweimal per Shorthander und kamen gegen äusserst risikoreich auftretende Schweden zu vielen hochklassigen Torchancen. Immer wieder konnte ein Zürcher alleine auf Skellefteas Söderström zustürmen, aber nicht alle waren so souverän wie Schäppi oder Texier. Sonst hätten die Lions bis zur zweiten Pause sechs oder sieben Tore schiessen können.
Lammikkos Dummheit
Als offensiv stärkstes Team der schwedischen Liga setzte Skelleftea die Zürcher von Beginn weg auf dem ganzen Eisfeld unter Druck. Was diese zwar in Bedrängnis brachte, ihnen aber eben auch immer wieder gute Konterchancen eröffnete. Es war ein temporeiches, intensives und äussert wildes Spiel im hohen Norden. Dazu passte, dass ein Spieler nach dem anderen auf die Strafbank wanderte. Lammikko musste in der 17. Minute nach einem Check gegen den Kopf Kühnhackls gleich mit fünf Minuten plus Spieldauer unter die Dusche.
Es war eine unverständliche Aktion des Finnen in der Mitte des Eises. Sonst als körperbetont spielender, aber nicht unfairer Stürmer bekannt, traf Lammikko den Deutschen im Vorbeifahren mit der Schulter am Kopf. Der Kontakt wäre problemlos zu vermeiden gewesen, der Puck war weit weg. Diese Fünfminuten-Strafe überstanden die Zürcher zwar schadlos, doch insgesamt kassierten sie an diesem Abend drei Tore in Unterzahl. Unter anderem wurde eine äusserst unnötige Strafe Webers im dritten Abschnitt mit dem 4:4 bestraft.
Hätten die Zürcher nicht zwei Shorthander erzielt, wäre das Verdikt viel höher ausgefallen. So undiszipliniert darf man im internationalen Eishockey nicht auftreten, ja wohl nicht einmal in der National League. Es ist davon auszugehen, dass die Schweden im Rückspiel in Zürich nicht mehr so risikoreich auftreten werden. Wenn die ZSC Lions ihre Nerven dann nicht besser in den Griff bekommen, endet die Champions League für sie wieder allzu früh.
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