Mamablog: 5 Tipps à la MontessoriWie Kinder selber lesen lernen
Und warum es eine gute Sache ist, wenn Eltern sich mit einem Buch aufs Sofa legen.
«M-I-L-C-H … Mi-lch! Oh Mama, da steht Milch!» ruft meine Tochter beim Frühstück. In solchen Momenten empfinde ich tiefe Dankbarkeit, diese Entwicklungsschritte beobachten zu können, meinen Kindern beim Aufwachsen zusehen zu dürfen. Um ihren Forscherinnendrang zu füttern, recherchierte ich über das Lesenlernen und nach entsprechenden Spielideen. Hier kommen die Ergebnisse meiner Recherche, zusammengefasst als fünf praktische Tipps für Eltern:
Geräte weglegen
Maria Montessori schrieb einst: «Wenn wir die Spracharbeit nicht auf das Lehren und Unterrichten reduzieren wollen, so müssen wir Erwachsene uns auf besondere Weise vorbereiten. Wir müssen selbst in die Sprache verliebt sein, dann werden wir durch unsere eigene Haltung auch bei den Kindern die nötige Wertschätzung hervorrufen.» Doch wie verlieben sich Eltern heutzutage in die Sprache? Indem wir unsere Geräte weglegen und uns mit einem Stift und Papier oder echten Büchern ausrüsten. Und uns von unseren Kindern beobachten lassen: Wie wir auf dem Sofa ein Buch lesen oder auf dem Küchentisch den Einkaufszettel schreiben.
Das animiert sie nämlich mehr zum Nachmachen, als wenn Sie uns beim Tippen und Scrollen zusehen. Statt einer To-Do-App einfach einen guten alten Notizblock oder eine Schreibtafel in der Küche installieren. Statt Twitter oder Onlinenews sich in ein richtiges Buch oder in eine gedruckte Zeitung vertiefen.
Bücher auf Bildleisten statt in Regalen

Statt viele Bücherrücken in einem Regal nebeneinander zu reihen, ist es besser, eine kleine Auswahl an Büchern anzubieten. Und zwar auf einer Bilderleiste, sodass der Buchdeckel für die Kinder schön sichtbar ist. Diese Einladung animiert zum selbstständigen Anschauen der Bücher und später dann zum Lesen. Die Anleitung zu meinem Bücherregal aus IKEA-Bildleisten finden Sie hier: Montessori-Bücherregal für Kinder selber bauen.
Storytelling statt Storyreading
Eine weitere Idee für das In-die-Sprache-verlieben liefert die Montessori-Pädagogin Jessica Scrimes aus Zürich. Sie erklärt, dass Storytelling (also Geschichten erzählen, mit den Kindern reden) für das Lesenlernen nämlich wichtiger als Storyreading (Bücher vorlesen) sei: «Ein reicher mündlicher Wortschatz ist essenziell, damit ein Kind lesen lernen kann», so Scrimes. Das bedeutet auch, dass wir Kindern genug Raum und Zeit geben, um etwas zu erzählen und dabei Fehler machen zu dürfen, ohne dass wir sie dabei sofort korrigieren oder ihnen ins Wort fallen. Scrimes' Tipp: «Nutzen Sie Mahlzeiten, um über Dinge zu reden, die Sie gerade beschäftigen, die Ihnen Freude machen oder erzählen Sie einander von neuen, spannenden Dingen, die Sie erfahren haben.»
Sprache spielerisch entdecken

Nebst Gedichten und Sprüchen schätzen viele Kinder auch das Spielen mit der Sprache. Das beliebte Spiel «Ich seh etwas, was du nicht siehst» habe ich wie folgt umgedichtet: «Ich seh etwas, das du auch siehst, und das beginnt mit einem T!» Eine weitere Spielidee: Eine kleine Holzschachtel (gibts zum Beispiel im Bastelladen) als physische «Wortschatztruhe» anlegen und dort Zettelchen mit Worten oder Buchstaben sammeln, die das Kind selber lesen oder schreiben kann.
Sinnvolle Zimmerdeko

Zur Einschulung meiner Tochter habe ich nach einem ABC-Poster gesucht, fand jedoch nur recht überladene, kunterbunte, unrealistische (velofahrende Elefanten) oder Nonsense-Materialien mit Fantasieschriften. Diese Marktlücke habe ich selber geschlossen, in dem ich eigene Druckvorlagen in der Schweizer Basisschrift kreiert habe – da die Kinder diesen dann auch in den meisten Schweizer Schulen wieder begegnen werden. Entstanden sind dabei ein ABC-Poster, eine Buchstaben-Girlande und ein Spickzettel für das Etui. Die entsprechenden Druckvorlagen gibt es zum Download für Abonnentinnen in der Bibliothek meines Blogs. Frohes Stöbern!
Dieser Text erschien zuerst in ausführlicherer Form auf dem Blog der Autorin: www.chezmamapoule.com.
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