Wie die Saudis Kriminelle aus den USA schleusen
Die saudische Regierung soll fünf Studenten geholfen haben, die wegen schwerer Straftaten angeklagt worden waren.

Mindestens fünf saudische Staatsbürger, die im US-Bundesstaat Oregon studierten, sind in den letzten Jahren verschwunden, während oder obschon sie strafrechtlich verfolgt wurden. Dies enthüllte «The Oregonian» diese Woche.
Der Enthüllung voraus ging ein Bericht der Tageszeitung über den saudischen Studenten Abdulrahman Semeer Noorah, der wegen Totschlags angeklagt worden und offenbar mithilfe seines Landes aus den Vereinigten Staaten geflohen war.
Der Fall sorgte vor allem in den USA für Empörung und Schlagzeilen, nachdem der saudiarabische Journalist Jamal Khashoggi im Oktober 2018 im Konsulat des Landes in Istanbul ermordet worden war.
Verschwunden: Abdulrahman Semeer Noorah
Im August 2016 rast Noorah auf dem Southeast Hawthorne Boulevard in Portland mit seinem Auto in die 15-jährige Fallon Smart, als sie die Strasse korrekt überquert. Das saudische Konsulat beauftragt die Anwältin Ginger Mooney mit dem Fall und stellt ihr einen Check über 100'000 Dollar zur Hinterlegung der Kaution aus. Der damals 20-Jährige, dem eine 10-jährige Haftstrafe gedroht hätte, wird aus dem Gefängnis entlassen.
Zwei Wochen vor seinem Gerichtsverfahren, im Juni 2017, habe sich Noorah von einem elektronischen Überwachungssystem, das er als Bedingung für seine Freilassung tragen musste, befreit. Die Zeitung vermutet, dass Noorah danach wahrscheinlich mit einem vom saudischen Konsulat gecharterten Privatjet ausser Landes gebracht worden sei.
13 Monate nach seinem Verschwinden teilte die saudische Regierung den US-Behörden mit, dass der (ehemalige) Student des Portland Community College nach Saudiarabien zurückgekehrt sei.
«The Oregonian» vertiefte die Recherchen und fand heraus, dass weitere vier saudische Studenten in den letzten Jahren aus den USA geflohen sind – zwei mutmassliche Vergewaltiger und ein Mann, der beschuldigt wird, Kinderpornografie auf seinen Computer geladen zu haben.
Verschwunden: Ali Hussain Alhamoud
2012 wird Alhamoud angeklagt, eine junge Frau vergewaltigt zu haben. Er wird gegen Kaution freigelassen, welche das saudische Konsulat hinterlegt. Noch am selben Tag fliegt er von Portland aus zurück nach Saudiarabien.
Verschwunden: Abdulaziz Al Duways
Im Dezember 2014 wird Al Duways in Monmouth verhaftet. Er wird beschuldigt, eine Klassenkameradin vergewaltigt zu haben. Die Kaution wird auf eine halbe Million Dollar festgesetzt. Ein paar Tage später wird ein Teil der Kaution – in Oregon müssen die Angeklagten 10 Prozent der Kaution vorlegen – vom saudischen Konsulat in Los Angeles bezahlt und Al Duways freigelassen. Seitdem ist der Student verschwunden.
Bereits im Sommer desselben Jahres wurde Al Duways gleich zweimal innert sechs Wochen wegen des Verdachts auf Fahren unter Drogeneinfluss festgenommen. In beiden Fällen war er nicht vor Gericht erschienen.
Verschwunden: Waleed Ali Alharthi
Im April 2015 findet die Polizei auf dem Laptop von Waleed Ali Alharthi kinderpornografisches Material. Er wird verhaftet und wegen Ermutigung zu sexuellem Kindesmissbrauch in zehn Fällen angeklagt. Die Kaution wird auf 500'000 Dollar festgelegt, und auch hier hinterlegt das saudische Konsulat 10 Prozent des Betrages.
Alharthi nimmt zwar an mehreren Gerichtsverhandlungen teil, jedoch nicht an einer Statusüberprüfung. Seine Anwältin – Ginger Mooney –teilt dem Gericht mit, dass sie befürchtet, dass ihr Mandant tot sei. Die Behörden erfahren jedoch, dass er eine Woche zuvor von Mexiko-Stadt nach Paris geflogen ist.
Verschwunden: Suliman Ali Algwaiz
Im August 2016 wird der Student Suliman Ali Algwaiz verhaftet. Er soll in betrunkenem Zustand einen Obdachlosen geschlagen und schwer verletzt haben. Algwaiz wird zu 90 Tagen Gefängnis verurteilt. Seine Strafen verbüsst er jeweils an Wochenenden. Doch vor Ablauf der 90 Tage verschwindet er.
In den letzten vier Fällen wurden die jungen Studenten aus Saudiarabien durch die Anwältin Ginger Mooney vertreten. Zu den Ermittlungen in Oregon äusserte sie sich jedoch nicht. Ihr Anwalt halte jedoch den Vorwurf eines unethischen oder unangemessenen Verhaltens seiner Mandantin für «völlig unbegründet».
Die «Oregonian» rätselt darüber, wie die Studenten die USA verlassen und international reisen konnten, obschon sie ihre Pässe abgegeben hatten.
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Auch der Senator von Oregon, Ron Wyden, hat Fragen zu den Fällen und forderte die US-Regierung auf, Nachforschungen anzustellen und Massnahmen zu ergreifen. Die saudische Regierung zeige ein unverschämtes Muster der Missachtung des Gesetzes und des Missbrauchs diplomatischer Privilegien, twitterte Wyden.
Wenn es die US-Regierung genau nehmen würde, dann würde «sie die diplomatischen Privilegien Saudiarabiens erheblich einschränken und die Zukunft der bilateralen Beziehungen Amerikas zu den Saudis infrage stellen.» Da die USA keinen Auslieferungsvertrag mit Saudiarabien hätten, «welche Schritte unternimmt die Trump-Regierung, um sicherzustellen, dass Noorah für den Tod von Frau Smart verantwortlich ist?», will der Demokrat wissen.
Bis Ende Januar wollte Wyden eine Antwort der zuständigen Ministerien. Doch weder das FBI noch das Aussen- und das Heimatschutzministerium äusserten sich dazu – unter Berufung auf Personalabbau und Ferien während des Shutdowns.
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