Coup im Davis-CupWawrinka führt die Schweizer zum sporthistorischen Sieg
Im zehnten Anlauf bezwingen die Schweizer im Davis-Cup erstmals Deutschland. Stan Wawrinka stellt den entscheidenden Punkt zum 3:2 sicher, die grosse Figur ist aber Marc-Andrea Hüsler.

Stan Wawrinka hat seit seinem Comeback im März 2022 viele enge Matchs verloren. Zuletzt am Australian Open, wo er gegen den Slowaken Alex Molcan zum Sieg aufschlug und die Partie noch aus der Hand gab. Die grossen Siege würden kommen, repetierte der Romand in den letzten Monaten immer wieder. Er spüre es. In Trier hat er nun einen solchen gefeiert: In einem Abnützungskampf im entscheidenden Einzel schlug er Daniel Altmaier (ATP 90) 6:3, 5:7, 6:4 – und bescherte so den Schweizern den ersten Sieg über Deutschland im Davis-Cup im zehnten Versuch.
Zugegeben: Altmaier ist kein grosser Name im Welttennis. Doch der 24-Jährige, der Ende 2022 auf der Challenger-Tour zwei Titel und 13 Matchs nacheinander gewann, kann sehr gut Tennis spielen, wenn es ihm läuft. Und Altmaier steigerte sich gegen Wawrinka, nachdem er lange chancenlos ausgesehen hatte, nach seinem ersten Break zum 4:4 im zweiten Satz in einen Spielrausch. Frenetisch angefeuert vom Gros der 4200 Zuschauer in der ausverkauften Trier Arena.
Es sah phasenweise gar nicht gut aus für Wawrinka. Zumal es für ihn der zweite Match des Tages war, nachdem er mit Dominic Stricker schon über zwei Stunden Doppel gespielt und gegen die Spezialisten Andreas Mies/Tim Puetz in drei knappen Sätzen verloren hatte.
«Es war ein Kampf mit meinem Gegner, den Zuschauern und mit mir. Aber das ist ja das Schöne am Davis-Cup.»
Der Romand stand also fast fünf Stunden auf dem Court und schaffte es trotzdem, den Entscheidungssatz gegen Altmaier an sich zu reissen. Er wehrte bei 1:2 zwei Breakbälle ab und realisierte selbst das entscheidende Break zum 3:2. In der entscheidenden Phase tippte er sich immer wieder an den Kopf – eine Geste, die man von seinen erfolgreichsten Zeiten kennt. «Es war ein Kampf mit meinem Gegner, den Zuschauern und mit mir», sagte Wawrinka im Platzinterview. «Aber das ist ja auch das Schöne am Davis-Cup.»
Damit stehen die Schweizer, die in den letzten Jahren im Teamwettbewerb in der Versenkung verschwunden waren, in den Gruppenspielen vom 12. bis 17. September, unmittelbar nach dem US Open. In den vier Gruppen à je vier Teams qualifizieren sich die Top 2 fürs Finalturnier in Malaga (21. bis 26. November). Zwei Spielorte stehen schon fest: Valencia und Bologna.

Zu verdanken haben die Schweizer das Weiterkommen primär Marc-Andrea Hüsler (53), der nach Oscar Otte (80) auch Alexander Zverev (14) schlug. Am Freitag hatte der deutsche Teamleader gegen Wawrinka noch brilliert und ihm nur fünf Games zugestanden, Hüsler liess ihn nun kaum ins Spiel kommen und gewann 6:2, 7:6 (7:5). Dabei schaffte er es, cool zu bleiben, nachdem er bei 5:4 im zweiten Satz zum Sieg aufgeschlagen und die nächsten acht Punkte verloren hatte. Im Tiebreak war er dann wieder der konstantere Spieler.
«Es ist immer einfacher, gegen bessere Spieler zu spielen. Da hast du nichts zu verlieren. Ich fühlte schon früh: Heute ist ein guter Tag.»
Für den 26-jährigen Zürcher ist es wohl der wertvollste Sieg seiner Karriere. «Es ist immer einfacher, gegen bessere Spieler zu spielen», sagte Hüsler strahlend. «Da hast du nichts zu verlieren. Ich wollte die Ballwechsel kurz halten, und das ist gut aufgegangen. Ich fühlte schon früh: Heute ist ein guter Tag, ich spürte den Ball sehr gut.»
In seiner zweien Partie innert 24 Stunden offenbarte Zverev, dass er nach seiner langen Verletzungspause noch nicht ganz der Alte ist. Aber er zollte Hüsler Respekt: «Hut ab vor seiner Leistung. Er hat jeden Ball attackiert, spielte taktisch sehr clever. Ich kannte ihn nicht so gut. Er hat angefangen, gut zu spielen, als ich verletzt war. Ich wusste, er ist ein guter Aufschläger und dass er aggressiv spielt.» Nun hat Zverev den Spätzünder vom Zürichsee kennen gelernt.
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