Was der 1. Juli den NHL-Schweizern brachte
Der neue Vertrag des Kanadiers John Tavares überstrahlte alle anderen am ersten Tag des NHL-Spielermarktes. Auch für die Schweizer war es ein wichtiger Sonntag.

Der 1. Juli ist traditionell ein hektischer Tag in der National Hockey League (NHL), auch wenn die Saison schon längstens beendet ist. Doch am 1. Juli wird jeweils der freie Spielermarkt eröffnet. Vertragslose Spieler suchen neue Clubs, oft sind ganz dicke Fische dabei.
Der dickste 2018 war John Tavares. Der Nummer-1-Center und Captain der New York Islanders verliess seinen NHL-Stammclub nach neun Jahren und unterschrieb einen 7-Jahres-Vertrag bei den Toronto Maple Leafs. Sein Durchschnittslohn von 11 Millionen US-Dollarn pro Saison macht seinen Vertrag zum zweitbesten unter allen NHL-Stürmern. Mehr Dollars pro Jahr kassiert nur noch Edmontons Jungstar Connor McDavid (12,5 Millionen).
Auch aus Schweizer Optik war der gestrige 1. Juli ein interessanter Tag. Wer einen neuen Vertrag unterschrieb, wer immer noch auf Clubsuche ist und wessen Situation Veränderungen erfuhr, zeigt dieser kleine Überblick aller NHL-Clubs, die letzte Saison Schweizer Spieler beschäftigten:
Nashville Predators
Die Nashville Predators, das Team mit den meisten Schweizern unter Vertrag (3), machte keine grossen Sprünge am ersten Tag. Die drei neu verpflichteten Spieler haben allesamt 2-Weg-Verträge unterschrieben, dürften also in erster Linie fürs AHL-Farmteam in Milwaukee vorgesehen sein. Die Schweizer haben jeweils einen unterschiedlichen Status im Team: Captain Roman Josi bildet zusammen mit dem Kanadier P.K. Subban klar die Top 2 in der Abwehr Nashvilles, während Yannick Weber zwar seinen Vertrag unlängst um zwei Jahre verlängert hat, in der Defensive der Predators dennoch weiterhin um den Stammplatz kämpfen dürfte. Josis Vertrag, derzeit deutlich unter dem Marktwert laufend, endet 2020, er wird dann vermutlich den besten Vertrag unterschreiben, den ein Schweizer NHL-Spieler je hatte. Stürmer Kevin Fiala hat seinen Stammplatz auf sicher, sein am Ende der Saison 2018/19 auslaufender Vertrag wird deutlich aufgebessert werden.
Minnesota Wild
Die Minnesota Wild haben vorerst nur Rollenspieler für die hinteren Linien sowie Ergänzungsspieler verpflichtet. Stürmer Nino Niederreiter wird von keinem der Neuzugänge bedrängt in der Teamhierarchie. Über Minnesota schweben indes nach der enttäuschenden letzten Saison mit dem Playoff-Erstrunden-Out (0:4 gegen Winnipeg) ständig Wechselgerüchte: Die am häufigsten ins Spiel gebrachten Namen sind allesamt potenzielle Top-6-Stürmer im besten Alter: Jason Zucker, Charlie Coyle und eben Niederreiter.
Vancouver Canucks
Sven Bärtschi war der einzige Schweizer, der am 1. Juli einen neuen Vertrag unterschrieb. Er wird drei weitere Jahre für Vancouver stürmen, seit 2015 spielt er für die Canucks. Mit Jay Beagle, Antoine Roussel und Tim Schaller hat Vancouver gestern drei neue Stürmer verpflichtet, allesamt Leute für defensivere Aufgaben oder Rollenspieler für zusätzliche Härte, Aggressivität und Einschüchterung – und damit eigentlich keine Gefahr für Bärtschi. Für den Langenthaler ist bei den Canucks eine offensive Rolle vorgesehen.
Vegas Golden Knights
Luca Sbisa konnte sich mit Vegas nicht über einen neuen Vertrag einigen. Er kann nun mit allen 31 Teams verhandeln, fand am 1. Juli aber noch kein neues Team. Dieses könnte theoretisch wieder Vegas heissen, die Chance dafür ist jedoch bloss theoretischer Natur – nicht zuletzt auch, weil Clubvertreter und Agent des Schweizers, André Rufener, in nordamerikanischen Medien unterschiedlich dazu zitiert werden, warum es zu keiner weiteren Zusammenarbeit kam … Sbisa wird 2018/19 darum mit grösster Wahrscheinlichkeit für einen neuen Club verteidigen.
Colorado Avalanche
Sven Andrighetto steht in Colorado 2018/19 in seinem letzten Vertragsjahr, die Avalanche wird allerdings Erstrechte an den Verhandlungen mit dem Schweizer Stürmer haben, eine (vorzeitige) Vertragsverlängerung ist darum gut möglich. Colorado hat am 1. Juli nicht zugeschlagen auf dem Markt, mit Matt Calvert hat die Avalanche allerdings einen Flügelstürmer geholt, der ähnliche Ambitionen hegen dürfte in der Teamhierarchie wie Andrighetto – allerdings verliess mit Blake Comeau ein weiterer Stürmer ähnlicher Kategorie Colorado Richtung Dallas. Patt-Situation also für Andrighetto, der wieder einen Top-6-Platz in der Offensive Colorados anstreben wird.
New Jersey Devils
Die Teufel aus New Jersey enttäuschten ihre Fans am 1. Juli, verpflichteten bloss einen Ergänzungsspieler für die Abwehr: Eric Gryba, ein Mann fürs Grobe. Er könnte eventuell aber eine Gefahr für den Schweizer Mirco Müller werden, der bereits letzte Saison um den Stammplatz kämpfen musste. Allerdings verloren die Devils mit John Moore einen Verteidiger an Boston, der in der Hierarchie vor Müller stand. Anders sieht die Situation für den zweiten Schweizer in New Jersey aus: Nico Hischier ist im Sturm der Devils als Nummer-1-Center unbestritten, zudem verlor New Jersey gestern zwei Offensiv-Stammspieler an andere Teams.
San Jose Sharks
Die San Jose Sharks waren neben den Toronto Maple Leafs die aussichtsreichsten Kandidaten, um den begehrtesten Spieler vom Markt, Stürmer John Tavares, zu verpflichten. Der Appenzeller Timo Meier wird Tavares nun nicht als Teamkollegen erhalten – je nach dem reut es oder freut es ihn … Die Sharks blieben am 1. Juli eines der ruhigsten Teams auf dem Markt, sie verpflichteten … niemanden. Meiers erster NHL-Vertrag läuft 2019 aus, eine (vorzeitige) Verlängerung ist indes wahrscheinlich. Der Schweizer Stürmer wird versuchen, seine gute Saison 17/18 nochmals zu verbessern und sich in den Top 6 der Sharks-Offensive festzubeissen.
Florida Panthers
Für Stürmer Denis Malgin brachte der 1. Juli keine signifikante Veränderung. Die Florida Panthers blieben auf dem Markt grösstenteils inaktiv. Der Oltner wird auch nächste Saison, der letzten von seinem NHL-Erstvertrag, um einen Stammplatz bei den Panthers kämpfen und sich für eine Vertragsverlängerung aufdrängen müssen.
Columbus Blue Jackets
Dean Kukan könnte aus Schweizer Optik einer der Gewinner des 1. Juli sein. Der Verteidiger, der seinen auslaufenden Vertrag bei Columbus bereits letzten März um zwei Jahre verlängerte, könnte davon profitieren, dass die Blue Jackets auf dem freien Markt mit Ian Cole und Jack Johnson zwei Verteidiger an andere Teams verloren, die in der Hierarchie (klar) vor Kukan standen. Jene drei Verteidiger, die das Team seinerseits neu verpflichtete, sind allesamt Ergänzungsspieler, die sich im AHL-Farmteam wiederfinden könnten und aus vertraglicher Optik schlechter dastehen als Kukan. Der neue Vertrag des Schweizers ist ein 1-Weg-Kontrakt, er ist gestern dem Traum von einem NHL-Stammplatz ein kleines bisschen näher gekommen.
Und … HC Davos/Genève-Servette HC
Und dann gab es noch das hier: Am 1. Juli unterschrieben zwei Spieler NHL-Verträge, die (in)direkt auch Schweizer Teams betreffen: Der Kanadier Josh Jooris und der Schwede Anton Rödin. Jooris unterschrieb nach einer Saison 17/18 mit Pendeln zwischen AHL und NHL nun doch noch einen 1-Weg-NHL-Vertrag und wird neu bei den Toronto Maple Leafs um einen Platz in der 4. Linie kämpfen – und nicht nach Genf wechseln.
Genf-Servette hatte ein Auge auf den 27-jährigen Center geworden, da Jooris seine erste Lizenz als 7-Jähriger beim Lausanne HC löste und damit in der Schweiz das Ausländerkontingent nicht belasten würde. Joshs Vater Mark spielte damals in der Schweiz unter anderem für den LHC.
Härter trifft den HC Davos die Unterschrift Rödins bei den Anaheim Ducks. Der schwedische Flügelstürmer hätte noch einen für nächste Saison gültigen Vertrag beim Schweizer Rekordmeister gehabt – er hätte zu den besseren Ausländern der Liga gehört. Dass er eine neue Chance in der NHL erhält, dürfte wohl auch den verletzungsanfälligen Rödin selbst überrascht haben.
Der HCD ist damit plötzlich auf dreifacher Ausländersuche: Unter Vertrag stehen nur noch der schwedische Verteidiger Magnus Nygren und der finnische Center Perttu Lindgren – dem Stürmer droht indes der verletzungsbedingte Ausfall von mehreren Monaten oder gar das Karrierenende. Beim HCD rechnet man vorsichtshalber vorerst nicht mehr mit Lindgren, sein Einsatz wäre ein willkommener Bonus.
Alle Schweizer NHL-Verträge im Überblick
Nashville Predators
Roman Josi (Verteidiger/28-jährig/Vertrag bis 2020/durchschnittlich USD 4 Mio pro Saison/danach UFA*)
Yannick Weber (Verteidiger/29-jährig/Vertrag bis 2020/durchschnittlich USD 675'000 pro Saison/danach UFA*)
Kevin Fiala (Stürmer/21-jährig/Vertrag bis 2019/durchschnittlich USD 863'333 pro Saison/danach RFA*)
Minnesota Wild
Nino Niederreiter (Stürmer/25-jährig/Vertrag bis 2022/durchnittlich USD 5,25 Mio pro Saison/danach UFA*)
Vancouver Canucks
Sven Bärtschi (Stürmer/25-jährig/Vertrag bis 2021/durchnittlich USD 3,367 Mio pro Saison/danach UFA*)
Vegas Golden Knights
Luca Sbisa (Verteidiger/28-jährig/ohne Vertrag/zuletzt USD 3,6 Mio pro Saison/Status UFA*)
Colorado Avalanche
Sven Andrighetto (Stürmer/25-jährig/Vertrag bis 2019/durchschnittlich USD 1,4 Mio pro Saison/danach RFA*)
New Jersey Devils
Nico Hischier (Stürmer/19-jährig/Vertrag bis 2020/durchschnittlich USD 925'000 pro Saison/danach RFA*)
Mirco Müller (Verteidiger/23-jährig/Vertrag bis 2019/durchschnittlich USD 850'000 pro Saison/danach RFA*)
San Jose Sharks
Timo Meier (Stürmer/21-jährig/Vertrag bis 2019/durchschnittlich USD 894'167 pro Saison/danach RFA*)
Florida Panthers
Denis Malgin (Stürmer/21-jährig/Vertrag bis 2019/durchschnittlich USD 693'333 pro Saison/danach RFA*)
Columbus Blue Jackets
Dean Kukan (Verteidiger/24jährig/Vertrag bis 2020/durchschnittlich USD 725'000 pro Saison/danach RFA*)
*Erklärung Vertragsstatus UFA/RFA
RFA (Restricted Free Agent): Der aktuelle Club hat nach Ablauf des Vertrags Erstverhandlungsrecht.
UFA (Unrestricted Free Agent): Nach Ablauf des Vertrags darf der Spieler mit allen Teams der Liga verhandeln.
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