Geldblog: Preisberechnung bei AnlagefondsWarum wurde mir dieser Kurs verrechnet?
Ein Leser fragt sich, welche Preismethode seine Bank bei Anlagefonds anwendet. Die Antwort von unserem Geldexperten Martin Spieler.

Als Kunde der Credit Suisse kaufe ich in der Säule 3A Fonds. Dabei rechnet die CS nicht zum Tageskurs ab, sondern mit einem späteren Kurs, bis zu drei Tage im Nachhinein. Auf meine Reklamation begründet sie das mit der Forward-Pricing-Methode. Im digitalen Zeitalter irritiert das. Schliesslich tut die CS nichts anderes, als dass sie einen CS-Fonds von einem CS-Konto in ein CS-Depot legt. Mein Verdacht ist: Die CS schaut, welches während drei Tagen der günstigste Kurs für die CS und der ungünstigste für den Kunden ist. Wenn sie diese Methode mit Artificial Intelligence nutzt, ist das ein Millionen-Geschäft. Wie sehen Sie das? Leserfrage von M.S.
Sie sprechen in Ihrer Frage ein Problem an, das viele Fondskunden kennen: Man versucht, Fondsanteile an einem Tag mit sinkenden Börsenkursen zu erwerben, um einen guten Einstandskurs für seine Fondsanteile zu erzielen. Doch später in der Abrechnung stellt man fest, dass ein schlechterer Kurs verrechnet wurde, weil der Kauf verzögert wurde.
Auch beim Verkauf von Fondsanteilen passiert dies. Das ist ärgerlich, obschon man argumentieren kann, dass ein kleiner Preisunterschied bei einem sehr langen Anlagehorizont, den man in der Säule 3a hat, über die Jahre stark relativiert wird. Dennoch ist es verständlich, dass man einen bestmöglichen Preis für seine Anlage möchte.
Der Grund für die unterschiedlichen Kurse beim Kauf und Verkauf von Fonds ist, dass man Fondsanteile nicht wie Aktien oder an der Börse gehandelte Exchange Traded Funds (ETF) zu Echtzeitkursen kauft oder verkauft, sondern nach der von Ihnen angesprochene Forward-Pricing-Methode. Kundenaufträge zum Erwerb oder Verkauf von Fondsanteilen werden zu einem Inventarwert abgerechnet, der jeweils erst nach der festgelegten täglichen Schlussannahmezeit für die Kauf- und Verkaufsaufträge ermittelt wird. Der effektive Inventarwert ist erst nach Erteilung der Aufträge bekannt, da dieser auf der Basis von Marktkursen ermittelt wird, die nach den Schlussannahmezeiten bezahlt wurden. Alle Aufträge, die später, also nach der täglichen Schlussannahmezeit eingehen, werden dann zum Inventarwert abgerechnet, der nach dem gleichen Prozedere ermittelt wird.
Die Methode wird nicht nur bei uns angewandt, sondern auch international beim Kauf und Verkauf von Fonds. Sie soll allen Anlegerinnen und Anlegern gleich lange Spiesse geben. Die Methode soll gerade verhindern, dass andere Investoren allfällige Informationsvorsprünge ausnützen können.
Irritierend in Ihrem konkreten Fall ist allerdings, dass es offenbar drei Tage dauerte, bis Ihre Fondsanteile abgerechnet wurden. Dies finde ich störend, und es würde gerade eben nicht der an sich korrekten Forward- Pricing-Methode entsprechen. Relevant ist allerdings nicht etwa der Tag, an dem die Belastung auf dem Konto erfolgt, sondern der effektive verrechnete Kurs.
Bei Anlagefonds erfolgt die Preisberechnung nur einmal pro Tag, bei ETF hingegen fortlaufend an der Börse.
Ihr Verdacht, dass Ihre Bank die Methode zu Ihren Gunsten und gegen die Kunden ausnützen könnte, wiegt schwer, und ich kann ihn nicht beurteilen. Damit man nur schon den Verdacht erhärten könnte, würde es eine Vielzahl direkt vergleichbarer Fälle brauchen, die mir nicht vorliegen.
Wer sich an den bei Fonds üblichen Kauf- und Verkaufsmethoden stört, hat aus meiner Sicht eine einfache Alternative: Sie können anstelle von klassischen Fonds, die Sie direkt bei Ihrer Bank kaufen, Exchange Traded Funds über die Börse erwerben. Die an der Börse gehandelten ETF werden anders als klassische Anlagefonds nicht nur einmal pro Tag, sondern laufend während den Börsenzeiten gehandelt. Man muss sich hier nicht an eine Schlussannahmezeit – etwa am Vormittag – halten, sondern kann die ETF auch am Nachmittag im Rahmen der Börsenhandelszeiten direkt über E-Banking handeln und sieht auch die gestellten und die gehandelten Kurse direkt im Börsensystem. Bei Anlagefonds erfolgt die Preisberechnung nur einmal pro Tag, bei ETF hingegen fortlaufend an der Börse.
Auch im Rahmen der Säule 3a, bei der Sie Vorsorgefonds nutzen, können Sie bei einigen Instituten Exchange Traded Funds einsetzen. Das VZ beispielsweise setzt auch bei der Säule 3a konsequent auf ETF. Andere Anbieter wie etwa Finpension empfiehlt ETF für die Säule 3a nicht, weil diese nicht quellensteuerbefreit sind. Verwaltet ein Fonds nur Vorsorgegelder der 2. oder 3. Säule, wird er auf Antrag von der Quellensteuer befreit, was sich positiv auf die Performance auswirkt.
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