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Vierter Nowitschok-Überlebender aus Spital entlassen

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Der mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok in Kontakt gekommene Brite Charlie Rowley ist aus dem Spital entlassen worden. Das teilte das Salisbury District Hospital am Freitag mit. Der 45-Jährige und seine 44-jährige Lebensgefährtin Dawn Sturgess waren Ende Juni wegen einer Nowitschok-Vergiftung in die Klinik gebracht worden. Die Frau war Mitte Juli an den Folgen gestorben.

Der hochgiftige Nervenkampfstoff ist offenbar in einem Parfüm-Flakon zu den Opfern gelangt. Dies sagte der Bruder Rowleys am Montag der BBC. Sein Bruder Charlie habe ihm erzählt, dass er das Parfüm-Fläschchen irgendwo aufgelesen habe und dann krank geworden sei, sagte Matthew Rowley dem Sender.

Der britische Innenminister Sajid Javid bedankt sich im Salisbury District Hospital bei allen beteiligten Einsatzkräften für ihre Arbeit im Rahmen des zweiten Nowitschok-Falls. (8. Juli 2018) Bild: NHS/EPA/Keystone

Diese Angaben decken sich mit einem Bericht der britischen Nachrichtenagentur Press Association (PA), wonach die Ermittler dem Verdacht nachgingen, dass die Frau selbst das Gift auf ihre Haut sprühte. Die Polizei gehe davon aus, dass die verstorbene Frau der zehnfachen Menge Nowitschok ausgesetzt war wie die Skripals.

Die Polizei wollte die Angaben zu dem Parfum-Flakon nicht bestätigen. Sie blieb bei ihren Angaben vom Freitag, wonach das Gift in einer «kleinen Flasche» in Rowleys Haus im südenglischen Amesbury gefunden worden sei. Dort seien Rowley und seine Freundin Sturgess einer «hohen Dosis» des Gifts ausgesetzt gewesen.

Die Ermittler halten es für wahrscheinlich, dass der Fall mit dem Giftanschlag auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia im März zusammenhängt. Sie entkamen nur knapp dem Tod und leben inzwischen an einem geheimen Ort.

Polizei soll Verdächtige im Fall Skripal identifiziert haben

Die Nachrichtenagentur PA berichtete am Donnerstag, die britische Polizei habe mehrere Russen als Verantwortliche für den Anschlag auf die Skripals identifiziert. Die Auswertung von Überwachungsvideos habe die Ermittler auf die Spur der Verdächtigen geführt, schrieb die PA unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Die Ermittler seien «sicher», dass es sich bei den Identifizierten um Russen handle. Demnach verglichen die Ermittler die Videoaufnahmen von Überwachungskameras mit Einreiseregistern aus der Zeit des Anschlags, um die Verdächtigen auszumachen.

Eine Chronologie der zwei Nowitschok-Fälle in Bildern

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Der Ex-Spion Sergei Skripal wurde kurz vor dem Anschlag von einer Überwachungskamera gefilmt.
Chronologie: In Grossbritannien ist es bislang in zwei Fällen zu Vergiftungen mit dem Nervengift Nowitschok gekommen. Eine Übersicht der wichtigsten Ereignisse.
19. Juli 2018: Die britische Press Association meldete mit Verweis auf Ermittlerkreise, es seien die «mutmasslichen Täter des Nowitschok-Anschlags per Videoüberwachung identifiziert» worden. Die Ermittler seien «sicher», dass es sich um Russen handle.

Der Sender CNN meldete indes unter Berufung auf Ermittlerkreise, es seien insgesamt zwei russische Verdächtige identifiziert worden. Kurz nach dem Giftanschlag hätten britische Dienste in Zypern eine verschlüsselte Nachricht aus Moskau abgefangen, derzufolge die beiden Russen Grossbritannien kurz nach dem Anschlag verlassen hatten.

Scotland Yard wollte die Berichte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst nicht kommentieren. Sollten sich die Berichte bestätigen, wäre dies ein grosser Ermittlungserfolg für die britische Polizei.

Über 100 Diplomaten ausgewiesen

Die Skripals waren im März im südenglischen Salisbury vergiftet worden. Auch der Polizist Nick Bailey kam in Kontakt mit dem Gift. Alle drei erholten sich inzwischen, die Skripals halten sich an einem geheimen Ort auf. Der seltene Giftkampfstoff war in der Sowjetunion entwickelt worden. Russland wies die Vorwürfe aus London stets entschieden zurück.

Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus. Mehr als zwei Dutzend westliche Länder wiesen über 100 russische Diplomaten aus. Russland reagierte ebenfalls mit Ausweisungen.

sda/afp/mch