Bürohr Extra – News zur Credit SuisseChaos. Luxus. Tumult. Und alles total egal: Was Urs Rohner mit Herbert Grönemeyer gemein hat
Das «Bürohr» der SonntagsZeitung ist eine Institution. Gerüchte, Possen, Erfolgsmeldungen: Aus aktuellem Anlass lesen Sie hier, was abseits der grossen Schlagzeilen rund um den Bankendeal passiert ist.

Diese Woche absolvierte der Musiker Herbert Grönemeyer in seinem Hotelzimmer im Dolder Grand in Zürich einen Interviewmarathon, um für sein neues Album «Das ist los» zu werben. Das trifft sich gut, denn Grönemeyers Diskografie liest sich wie der Lebenslauf des ehemaligen Credit-Suisse-Präsidenten Urs Rohner. Seine Platten tragen Titel wie: Chaos. Luxus. Tumult. Und vor allem: Total egal.
In Griechenland sorgt man sich um die Schweizer Banken

Als Griechenland vor der Pleite stand, ging in der Schweiz die Angst um, das könnte auch hiesige Banken gefährden. Nun hat sich das Blatt gewendet. In Griechenland keimt die Befürchtung auf, die Krise könnte aus der Schweiz ans Mittelmeer übergreifen. Zentralbankchef Giannis Stournaras beruhigte nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS die Griechinnen und Griechen: Das Engagement der griechischen Banken bei der Credit Suisse sei «fast null», beteuerte er in mehreren Medienauftritten. Sie seien vom Ausfall bestimmter Credit-Suisse-Anleihen nicht betroffen. Er fügte hinzu, dass die griechischen Banken solide seien und die grossen Institute wieder Gewinne schrieben. Ganz anders als die Credit Suisse, hat er nicht gesagt - aber wohl gedacht.
Wegen der CS blieb keine Zeit für den Osterhasen

Johannes Läderach, Chef des Schokoladeherstellers Läderach, wurde zu einem Opfer des Credit-Suisse-Untergangs. Er hatte die Medien für den Freitag zu einem exklusiven Osterhasengiessen im House of Läderach in Bilten GL eingeladen. Doch weil praktisch alle Journalistinnen und Journalisten – selbst jene, die sonst nie über Banken schreiben – mehr als genug zu tun hatten, musste Läderach den Anlass abblasen. Es war also nicht nur für die neue Megabank UBS ein bittersüsses Ereignis.
Hamers hat plötzlich keine Zeit mehr für die Basler

Apropos Absagen: Am Montag hätte UBS-Chef Ralph Hamers einen Auftritt bei der statistisch-volkswirtschaftlichen Gesellschaft Basel gehabt. Doch einen Tag nach Bekanntgabe der Credit-Suisse-Übernahme durch seine Bank hatte er für sein Referat keine Zeit. Keine elf Stunden vor dem Anlass erfolgte die Absage, verbunden mit dem Versprechen, der Anlass werde «zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt». Den Titel seines Referats kann Hamers belassen, denn der wird auch in ein paar Monaten noch aktuell sein: «Führen in komplexen Zeiten».
Das Krawatten-Dilemma in der UBS-Führung

Anders als Vorgänger Sergio Ermotti und die meisten anderen Bankmanager trägt Ralph Hamers üblicherweise keine Krawatte und hat den obersten Hemdknopf geöffnet. Als er jedoch am Montag mit Präsident Colm Kelleher in einer Videoansprache der UBS-Belegschaft das Wichtigste zur Übernahme der Credit Suisse verkündete, trug Hamers für einmal doch Krawatte. Ob das die Last der Verantwortung war? Schliesslich gebietet er neu über Zehntausende Angestellte und Hunderte Milliarden mehr. Dass Hamers am Freitag an einem Gespräch mit Journalisten schon wieder auf die Krawatte verzichtete, legt einen anderen Schluss nahe: Er wollte neben Kelleher bloss nicht abfallen. Der trägt die Krawatte nämlich ganz konsequent und stört sich daran, dass Hamers von der Tragepflicht wenig hält.
Bekannter CS-Mann ersetzt Raiffeisen-Chefökonom

Kaum war klar, dass die Credit Suisse übernommen wird, glühten die Drähte bei den Personalvermittlern. Rund um den Erdball versuchten Angestellte, sich zu anderen Banken zu retten, bevor sie zwecks Abbau von Doppelspurigkeiten entlassen zu werden drohen. Ein bekanntes Gesicht hat diese Sorge nicht mehr: Am Montagmorgen um 8 Uhr, also noch bevor die Credit Suisse-Aktie um 62 Prozent in den Keller rasselte, verkündete die Raiffeisen-Gruppe, Fredy Hasenmeile als neuen Chefökonomen verpflichtet zu haben. Er leitete bisher die Immobilienanalyse der Credit Suisse. Sein Abgang ist aber keine Folge der UBS-Übernahme, sondern der langjährige Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff tritt im dritten Quartal in den Ruhestand. Da er erst 62-jährig ist, wirft das trotzdem Fragen auf.
red
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