Trumps Umfragewerte reagieren heftig auf den Shutdown
Bis vor kurzem genoss der US-Präsident viel Zustimmung bei der Bevölkerung. Doch damit ist es jetzt vorbei.

Es ist nicht allzu lange her, da rieb man sich verblüfft die Augen: Trotz zahlreicher Querelen und umstrittener Entscheidungen stiegen die Umfragewerte von Donald Trump kontinuierlich an. Ende Oktober fanden mehr als 43 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner, dass ihr aktueller Präsident einen guten Job macht. Das waren so viele wie seit Beginn von Trumps Amtszeit nicht mehr und fast gleich viele wie bei Vorgänger Barack Obama zum gleichen Zeitpunkt.
Doch Trumps Aufwärtstrend, der unter anderem der brummenden US-Wirtschaft zu verdanken war, fand kurz vor Weihnachten ein jähes Ende. Seit dem 22. Dezember, als der Shutdown begann, fielen seine Zustimmungswerte von 42,2 auf aktuell 39,4 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die Trump als Präsidenten missbilligen, von 52,8 auf 56 Prozent. So hoch war die Ablehnung seit einem Jahr nicht mehr, wie eine Zusammenfassung aller grosser Meinungsumfragen durch die US-Datenjournalisten von Five Thirty Eight zeigt.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Gemäss einzelnen Umfragen ist Trump gar so unbeliebt wie noch nie. Hauptgrund für seinen Abwärtstrend ist – da sind sich alle einig – der Shutdown selbst. Trump wollte die Finanzierung seiner geplanten, 5,7 Milliarden Dollar teuren Grenzmauer zu Mexiko erzwingen, die Demokraten verweigertem ihm das. 35 Tage lang standen deshalb Teile der US-Bundesverwaltung still, geschätzte 350'000 Mitarbeiter wurden zwangsbeurlaubt, 800'000 Staatsangestellte erhielten keinen Lohn. Auch Unternehmen, die von öffentlichen Aufträgen leben, sassen auf dem Trockenen. Und je länger sich der Shutdown hinzog, desto mehr Menschen waren davon betroffen.
Trump gab schliesslich nach und unterzeichnete ein Gesetz, dass die Finanzierung der Regierungsarbeit für die kommenden drei Wochen sicherstellt – wohl auch, weil sich die öffentliche Meinung gegen ihn wendete. Immer mehr Amerikanerinnen und Amerikaner gaben ihm die Schuld an der längsten Haushaltskrise in der US-Geschichte.
Schon zu Beginn des Shutdown lag der Präsident im Kampf um die Gunst der Bevölkerung im Hintertreffen. In den letzten fünf Wochen verstärkte sich dieser Zustand. Aktuell machen mehr als die Hälfte der Befragten Trump für die Krise verantwortlich, nur etwa 34 Prozent geben den Demokraten die Schuld. Vor allem Personen, die sich als politisch unabhängig bezeichnen, wenden sich zunehmend gegen den Präsidenten.
«Zum ersten Mal sehen wir Hinweise auf einen Bruch mit seiner Basis.»
Noch kann Trump auf die Unterstützung seiner Partei zählen. 80 bis 90 Prozent der Republikaner standen bislang hinter ihm. Doch zahlreiche Umfragen deuten darauf hin, dass dieser Anteil stark zurückgegangen ist. Laut dem National Public Radio und dem konservativen Sender Fox News sank er im vergangenen Monat um 10 Prozent.
Bei Hardlinern, die um jeden Preis auf dem Bau der Grenzmauer zu Mexiko bestehen, gilt Trump seit seinem Rückzieher im Streit mit den Demokraten als einer, der seine Versprechen bricht. «Der harte Kern seiner Unterstützer ist ausser sich, und er schmilzt», echauffierte sich ein ehemaliger Mitarbeiter des Weissen Hauses gegenüber dem Nachrichtenmagazin «Politico». Trump versuchte, sich zu verteidigen. «Das war in keinster Weise ein Zugeständnis», schrieb er am Freitag auf Twitter:
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Bei vielen seiner Stammwähler nützte dies anscheinend nichts. «Zum ersten Mal sehen wir Hinweise auf einen Bruch mit seiner Basis», sagte Lee Miringoff vom Marist Institute for Public Opinion zum National Public Radio. Ob dies nur ein temporärer Effekt des Shutdown sei oder ein grösseres Problem für den Präsidenten, könne er nicht sagen.
Auch aus Sicht von anderen Politbeobachtern ist noch nicht absehbar, wie sich der rekordverdächtige Tiefflug von Trumps Umfragewerten langfristig auswirken wird. Bis zu den nächsten US-Präsidentschaftswahlen geht es noch fast zwei Jahre. Momentan zeigt sich aber klar: Trump hat sich mit dem von ihm verhängten Shutdown ins eigene Fleisch geschnitten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch