Ticker zum Ukraine-KriegStaudamm-Zerstörung: Schweiz äussert «tiefe Besorgnis» Dringliche UNO-Sitzung
Der Kachowka-Staudamm am Dnjepr-Fluss ist schwer beschädigt worden. In den Überschwemmungsgebieten in der Region Cherson sind Evakuierungen im Gang. Wir berichten laufend.
Das Wichtigste in Kürze
In der südukrainischen Region Cherson ist der Kachowka-Staudamm am Dnjepr-Fluss nahe der Front schwer beschädigt worden. Die Bevölkerung wird evakuiert. Auch in Grossstadt Cherson stieg das Wasser.
Der UNO-Sicherheitsrat in New York hielt noch am Dienstag eine Dringlichkeitssitzung ab.
Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für den Vorfall verantwortlich. Die Ukraine wirft Russland vor, den Damm gesprengt zu haben, um die ukrainische Offensive zu behindern.
Laut der Internationalen Atomenergiebehörde bestand zunächst keine unmittelbare Gefahr für das Atomkraftwerk Saporischschja. Der Chef der Behörde warnte jedoch, in «ein paar Tagen» könne der Pegel des Stausees so niedrig sein, dass das Wasser nicht mehr zum Kraftwerk gepumpt werden könnte.
Nach UNO-Angaben sind mindestens 16'000 Menschen in der Region durch Überschwemmungen obdachlos geworden.
Nach der Invasion hatten russische Truppen den Kachowka-Staudamm vermint. Manches spricht dafür, dass sie die Sprengladungen jetzt gezündet haben.
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Nach Angaben der örtlichen Behörden sind etwa 16'000 Menschen in der «kritischen Zone» zu Hause. Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal sprach von einer Überschwemmungsgefahr für bis zu 80 Ortschaften. In ukrainischen Medien und in sozialen Netzwerken zeigen Bilder und Videos die bereits gestiegenen Wasserstände um die Stadt Cherson. Über 800 Menschen wurden bereits evakuiert.
Militärgouverneur Oleksandr Prokudin nannte folgende Ortschaften, die bereits teilweis oder vollständig überflutet sind:
Tiahynka
Lvove
Odradokamyanka
Ivanivka
Mykilske Tokarivka
Poniativka
Bilozerka
Ostriv bei Cherson
Kiew will bei Russland ein Motiv für die Zerstörung erkannt haben. Russland habe offensichtlich das Ziel, unüberwindbare Hindernisse für die geplante ukrainische Gegenoffensive zu schaffen, schrieb Präsidentenberater Mychajlo Podoljak bei Twitter. Mit der Aktion wolle Russland die Initiative in der Region wieder an sich reissen.
In der Region baute Russland zuletzt seine Verteidigungslinien massiv aus, legte Panzersperren an und grub Schützengräben. Seit einigen Wochen gibt es auf dem linken, von Russland besetzten Dnjepr-Ufer immer wieder Gefechte, vereinzelt gelingt es der ukrainischen Armee, den Fluss zu überqueren.
Der ukrainische Militärgeheimdienst schreibt bei Telegram, Russland habe den Damm in Panik vor einer möglichen ukrainischen Offensive gesprengt. «Das ist ein offensichtlicher Terrorakt und ein Kriegsverbrechen, das vor einem internationalen Tribunal als Beweis dienen wird.» (Leopold Zaak)
Erste Bilder aus dem Ort Nowa Kachowka nahe des Staudamms zeigen das Ausmass der Überschwemmung. Das Wasser sei bereits um zwölf Meter angestiegen, sagte Bürgermeister Wladimir Leontjew am russischen Staatsfernsehen. «Die Stadt ist überflutet.»
Auf der russisch besetzten Seite des Flusses Dnjepr sind Leontjews Aussagen zufolge insgesamt 600 Häuser in drei Ortschaften von den schweren Überschwemmungen betroffen.




«Ich bin schockiert über den beispiellosen Angriff auf den Staudamm von Nowa Kachowka», schreibt der EU-Ratspräsident Charles Michel auf Twitter. «Die Zerstörung ziviler Infrastruktur ist eindeutig als Kriegsverbrechen einzustufen – und wir werden Russland zur Rechenschaft ziehen.»
Der Vorfall werde auf dem nächsten EU-Ratsgipfel zur Sprache kommen. Dort werde auch die Hilfe für die überschwemmten Gebiete thematisiert.
Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Zerstörung eines wichtigen Staudamms im Süden der Ukraine verurteilt.
Der Vorfall gefährde Tausende Zivilisten und verursache schwere Umweltschäden, schrieb Stoltenberg am Dienstag auf Twitter. «Dies ist eine ungeheuerliche Tat, die einmal mehr die Brutalität von Russlands Krieg in der Ukraine demonstriert.» (SDA)
Über 700 Menschen konnten bereits aus der Gefahrenzone evakuiert werden, meldet das ukrainische Innenministerium. Die Situation werde dadurch erschwert, dass manche Strassen bereits weggespült worden seien. Die Evakuierungsteams seien daran, nach anderen Möglichkeiten zu suchen, heisst es in einer über Telegramm verbreiteten Mitteilung.
Der Staudamm und das Wasserkraftwerk Nova Kachowka seien «durch die Explosion des Maschinenraums von innen her völlig zerstört» worden, teilt der ukrainische Wasserkraftbetreiber Ukrhydroenergo mit. Der Wasserstand im Stausee sinke rasch.
Ein Berater des ukrainischen Präsidentenbüros sagt gegenüber CNN, das Wasser im Stausee sinke um 15 Zentimeter pro Stunde.
Der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak warf Russland am Dienstagmorgen vor, den Staudamm in der Nacht «gesprengt» zu haben, um das Gebiet zu überfluten und so die geplante ukrainische Offensive zu behindern.
Von Moskau eingesetzte Behörden meldeten indes, der Staudamm sei «durch mehrere Angriffe» der Ukraine teilweise zerstört worden. Der Bürgermeister der nahegelegenen Stadt Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, erklärte auf Telegram, bei den nächtlichen Angriffen seien die Ventile des Damms zerstört und eine «unkontrollierbare Wasserfontäne» ausgelöst worden. (AFP)
Nach Angaben von Kiew und Moskau ist das Wasserkraftwerk in Now Kachowka zerstört. Es sei «offensichtlich», dass eine Reparatur nicht möglich sei, sagte der russische Besatzungsbürgermeister Wladimir Leontjew am Dienstag im russischen Staatsfernsehen. Auch der ukrainische Kraftwerksbetreiber sprach von einer kompletten Zerstörung der Anlage.
Leontjew erklärte, mehrere Angriffe auf das Elektrizitätswerk hätten die Schieber zerstört. Das Wasser aus dem Stausee fliesse unkontrolliert ab.

Die ukrainischen Behörden warnten schon länger davor, dass ein Dammbruch 18 Milliarden Kubikmeter Wasser freisetzen könnte. Das entspricht etwa 38 Prozent des Volumens, das der Bodensee zwischen der Schweiz, Deutschland und Österreich hat.
Cherson und Dutzende anderer Orte, in denen Hunderttausende von Menschen leben, könnten überflutet werden.
Leontjew räumte ein, dass es auch zu Problemen bei der Wasserversorgung auf der bereits 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim kommen könnte, die südlich von Cherson liegt. Diese wird mit Wasser aus dem Kachowka-Stausee beliefert. (SDA)
Der zerstörte Staudamm versorgt das Kernkraftwerk Saporischschja, das unter russischer Kontrolle ist, mit Kühlwasser. Laut der ukrainischen Atomaufsichtsbehörde könnte die Zerstörung des Damms negative Folgen für das Kernkraftwerk haben, die Situation sei aber unter Kontrolle.
«Das Wasser aus dem Kachkowka-Stausee versorgt die Turbinenkondensatoren und die Sicherheitssysteme der Anlage», erklärte Energoatom auf Telegramm. «Der Kühlteich ist jetzt voll: Um 8 Uhr morgens (Ortszeit) betrug der Wasserstand 16,6 Meter, was für den Bedarf des Kraftwerks ausreichend ist.» Ein Sprecher des ukrainischen Militärs sagte ebenfalls am Dienstag, dass die Situation in der Anlage «unter Kontrolle» sei.
Auch die Internationale Atomenergiebehörde meldet, es bestehe kein «unmittelbares nukleares Risiko» für das Atomkraftwerk. «Die Experten der IAEA» seien vor Ort und «beobachten die Situation», teilte die Organisation am Dienstag im Onlinedienst Twitter mit.
Die ukrainischen Behörden melden erste Überschwemmungen und evakuieren Bewohner. Laut dem Militärgouverneur Oleksandr Prokudin sind bereits acht Siedlungen im Gebiet überflutet. Sie seien «vollständig oder teilweise» überflutet. «Etwa 16'000 Menschen befinden sich in der kritischen Zone am rechten Ufer», erklärte er. Die Bewohner werden mit Bussen nach Cherson gebracht, schreibt Prokudin in einem Telegrammpost. Auch ein Evakuierungszug aus Cherson ist geplant.
Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal sprach von einer Überschwemmungsgefahr für bis zu 80 Ortschaften. Die Zerstörung werde zu einer Umweltkatastrophe führen.
In ukrainischen Medien und in sozialen Netzwerken wurden Videos geteilt, die dem Anschein nach bereits gestiegenen Wasserstände um die Stadt Cherson zeigten. Ausserdem wurden Aufnahmen geteilt, auf denen offenbar die ausströmenden massiven Wassermengen an der Staudammmauer in Kachowka zu sehen waren. Die Echtheit der Videos konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Eine Simulation aus dem Jahr 2022 zeigt die möglichen Folgen eines Dammbruchs:
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms bei Cherson eine Notfallsitzung des Sicherheitsrats einberufen. «Wasserkraftwerk Kachowka. Ein weiteres Kriegsverbrechen, begangen von russischen Terroristen», schrieb Selenskis Stabschef Andrij Jermak am Dienstag im Onlinedienst Telegram. «Der Präsident hat den Nationalen Sicherheitsrat einberufen», fügte er hinzu.
Der 30 Meter hohe und 3,2 Kilometer lange Damm wurde 1956 am Fluss Dnjepr als Teil des Wasserkraftwerks Kachowka errichtet. Der dadurch gebildete Stausee fasst rund 18 Milliarden Kubikmeter Wasser und versorgt das AKW Saporischschja sowie die bereits 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim. Für das Atomkraftwerk bestehe keine unmittelbare Gefahr, sagt ein Verwaltungsvertreter der russischen Besatzer in der Region Saporischschja. Das AKW steht unter russischer Kontrolle. (SDA)
Die Evakuierung aus Gebieten, in denen Überschwemmungen drohen, hat laut Oleksandr Prokudin, dem Militärgouverneur der Region, bereits begonnen.
Das ukrainische Innenministerium rief die Bevölkerung von zehn Dörfern am rechten Flussufer des Dnjepr und in Teilen der Stadt Cherson auf, wichtige Dokumente und Haustiere einzusammeln, Geräte auszuschalten und die Gegend wegen Überschwemmungsgefahr zu verlassen. Zudem warnte es vor möglicher Desinformation. (SDA)
Die Ukraine hat russischen Truppen vorgeworfen, den Staudamm am Fluss Dnjepr gesprengt zu haben. Russland dagegen erklärte, die Staumauer sei durch Angriffe des ukrainischen Militärs beschädigt worden. Spekuliert wurde auch, dass der Damm aufgrund schlechter Wartung gebrochen sein könnte. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Im von Russland besetzten Teil der südukrainischen Region Cherson ist nach Angaben der Kriegsparteien ein wichtiger Staudamm nahe der Front schwer beschädigt worden. Kiew und Moskau machten sich am Dienstagmorgen gegenseitig für den Vorfall mit potenziell gravierenden Folgen verantwortlich. Das ukrainische Einsatzkommando Süd teilte mit, die russischen Besatzer hätten den Damm in der Stadt Nowa Kachowka selbst gesprengt. Der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin, warnte, innerhalb von fünf Stunden könne der Wasserstand eine kritische Höhe erreichen.
Am rechten Ufer des Flusses Dnjepr, wo auch die von den Ukrainern befreite Gebietshauptstadt Cherson liegt, sei mit Evakuierungen begonnen worden. «Das Ausmass der Zerstörung, die Geschwindigkeit und Menge des Wassers sowie die wahrscheinlichen Überschwemmungsgebiete werden gerade bestimmt», erklärte Prokudin.
Die russischen Besatzer hingegen machten ukrainischen Beschuss für die Schäden am Kachowka-Staudamm verantwortlich. «Das Wasser ist gestiegen», sagte der von Moskau eingesetzte Bürgermeister in Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, staatlichen russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Bislang gebe es aber keine Notwendigkeit, Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Russland hatte im Zuge seines Angriffskriegs auch das Gebiet Cherson besetzt. Im Herbst 2022 gelang der ukrainischen Armee dann die Befreiung eines Teils der Region – auch der gleichnamigen Gebietshauptstadt. Städte südlich des Dnjepr blieben allerdings unter russischer Kontrolle, darunter auch die Staudamm-Stadt Nowa Kachowka. Immer wieder hatten die Ukrainer vor einem möglichen Sabotageakt der Russen in Nowa Kachowka gewarnt. Für besondere Beunruhigung sorgte, als die Besatzer im November die Evakuierung der Stadt ankündigten. (SDA)
Vor der geplanten Grossoffensive gegen die russische Invasion hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski Moskau eine Niederlage in dem Kampf vorhergesagt.
«Russland wird diesen Krieg verlieren», sagte Selenski. «Der Feind weiss, dass die Ukraine gewinnen wird. Sie sehen das. Sie fühlen das dank unserer Schläge, Soldaten und vor allem in der Donbass-Region», sagte der Staatschef in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft am Montag.
Dennoch gab es auch in der Nacht zum Dienstag Berichten zufolge erneut landesweit Luftalarm in der Ukraine. In den frühen Morgenstunden waren in verschiedenen Bezirken der Hauptstadt Kiew heftige Explosionen zu hören, wie «Ukrajinska Prawda» berichtete. Laut Militärverwaltung und Bürgermeister Vitali Klitschko sei die Luftabwehr aktiviert worden, so das Internetportal. Im russischen Angriffskrieg verteidigt sich die Ukraine seit der Invasion vom 24. Februar 2022 gegen das Nachbarland.
Vorstösse der ukrainischen Truppen im Gebiet Donezk
Selenski lobte in seiner abendlichen Ansprache insbesondere Vorstösse der ukrainischen Truppen im Gebiet Donezk in Richtung der Stadt Bachmut, die Russland schon für erobert erklärt hatte. Die Erfolge dort seien die Nachrichten, auf die die Ukraine gewartet habe, sagte er. «Wir sehen, wie hysterisch Russland jeden unserer Schritte, jede Position, die wir einnehmen, beobachtet.»
Dennoch weigere sich der Machtapparat in Moskau weiter, die Realität anzuerkennen. Russland versuche vielmehr, die Welt zu täuschen, Sanktionen zu umgehen und mehr Waffen zu produzieren.
Die Ukraine werde hingegen weitere Schritt unternehmen, um Russlands militärisches Potenzial zu schmälern, kündigte der Staatschef an. «Jeder in der Welt, der dem Terrorstaat hilft, Sanktionen auf die eine oder andere Weise zu umgehen; jeder in der Welt, der von Russland für die Lieferung von Waffen, Bauteilen und Ausrüstung benutzt wird, muss die ganze Wucht der freien Welt zu spüren bekommen», betonte er.
Selenski hatte am Montag auch den britischen Aussenminister James Cleverly in Kiew getroffen und ihm für die militärische Unterstützung Londons gedankt. Vor allem die Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow, die eine grosse Reichweite haben, hätten sich als sehr effektiv an der Front erwiesen, meinte der Präsident.
Ukrainische Luftfahrtspezialisten nach Grossbritannien aufgebrochen
Zudem bereitet sich Kiew auf die geplante Ausbildung ukrainischer Piloten in Grossbritannien vor. Regierungschef Denys Schmyhal dankte London bei einem Treffen mit Cleverly «für die Bereitschaft, Piloten auszubilden». Die Männer dafür seien bereits ausgewählt. Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Juri Ihnat, sagte «Ukrajinska Prawda», dass noch keine Piloten das Land verlassen hätten. «Die ersten Gruppen von Luftfahrtspezialisten sind aufgebrochen und prüfen die Möglichkeit einer weiteren Ausbildung ukrainischer Piloten.»
Ihnat führte gegenüber «Ukrajinska Prawda» weiter aus, es gehe um eine Ausbildung in verschiedenen Stufen von Fachkräften, darunter Luftfahrtingenieure, die Flugzeuge täglich warten müssten, und Offiziere, die die Gefechtskontrolle hätten. Es gehe nicht nur um Piloten, sagte Ihnat. Präsident Selenskyj hatte zuletzt immer wieder von einer «Kampfjet-Koalition» gesprochen, an der sich mehrere Staaten beteiligen. Die Ukraine erhofft sich eine Lieferung von 48 Kampfjets des US-Typs F-16, um im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg die Hoheit über ihren Luftraum wiederzuerlangen.
Schmyhal lobte – wie zuvor auch Kiews Aussenminister Dmytro Kuleba – bei dem Treffen mit Cleverly, dass London noch in diesem Monat eine Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine organisiere. Davon erhoffe man sich insbesondere Ressourcen für den Wiederaufbau. Cleverly, der im Kurznachrichtendienst Twitter auch ein Foto von seinem Treffen mit Selenskyj veröffentlichte, teilte mit: «Die Ukraine kann auf unsere Unterstützung zählen. So lange, wie es nötig sein wird».
Kremlfeindliche Kämpfer verkünden Einnahme russischer Ortschaft
Derweil kämpft Russland nicht nur in der Ukraine, sondern sieht sich auch mit massivem Beschuss und teilweisem Kontrollverlust in seiner Region Belgorod konfrontiert. Kremlfeindliche Rebellen brachten in der Region nach eigenen Angaben die Ortschaft Nowaja Tawolschanka komplett unter ihre Kontrolle.
Weil der russische Machtapparat sich nicht für das Schicksal der Region interessiere und die Lage nicht mehr im Griff habe, hätten sie nun das Handeln übernommen, teilte das Russische Freiwilligenkorps RDK am Montag mit. Nowaja Tawolschanka sei kein kleines Dorf, sondern ein Ort mit einst 5000 Einwohnern. «Jetzt ist er leer», sagte ein Bewaffneter auf einem Video. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, räumte nach tagelangem Beschuss des Gebiets indirekt ein, in dem Ort nicht mehr Herr der Lage zu sein.
In Nowaja Tawolschanka nahe der Stadt Schebekino könnten die noch verbliebenen 100 Menschen nicht gerettet werden, weil dort geschossen werde, sagte Gladkow in einem Video. Das Verteidigungsministerium in Moskau spricht von «Terroristen» und «Saboteuren», die von ukrainischer Seite mit Artillerie feuerten und teils auch in russisches Staatsgebiet eingedrungen seien. Das Ministerium hatte vorige Woche mitgeteilt, mehr als 120 Kämpfer und Militärtechnik «vernichtet» zu haben. Aus Moskau gab es zunächst keine Reaktion zur Lage in Nowaja Tawolschanka.
Die Kämpfer des Freiwilligenkorps, das aus russischen Nationalisten besteht, boten in dem bei Telegram veröffentlichten Video auch an, mit Vertretern des Machtapparats in Moskau zu sprechen, weil Gouverneur Gladkow selbst ohne Einfluss auf die Situation sei.
Das RDK kämpft nach eigenen Angaben für ein freies Russland. Die ukrainische Führung hatte zurückgewiesen, etwas direkt mit den Angriffen auf die russische Region zu tun zu haben. Im Gebiet Belgorod gab es durch das Feuer von ukrainischer Seite bereits mehrere Tote und Verletzte unter Zivilisten. Russland hatte seinen Krieg gegen die Ukraine 2022 auch vom Gebiet Belgorod aus begonnen.
Was am Dienstag wichtig wird
Im Osten der Ukraine wird erwartet, dass die Truppen Kiews dort ihre Offensivhandlungen in verschiedene Richtungen fortsetzen. Als Schwerpunkt gilt weiter die von russischen Truppen besetzte Stadt Bachmut. Die Ukraine will diese zurückerobern. In der russischen Region Belgorod ist indes die Lage wegen Beschusses von ukrainischer Seite gespannt. (SDA)
In der Nacht zum Dienstag hat es Berichten zufolge erneut landesweit Luftalarm in der Ukraine gegeben. In den frühen Morgenstunden waren in verschiedenen Bezirken der Hauptstadt Kiew heftige Explosionen zu hören, wie «Ukrajinska Prawda» berichtete. Laut Militärverwaltung und Bürgermeister Vitali Klitschko sei die Luftabwehr aktiviert worden, so das Internetportal. Im russischen Angriffskrieg verteidigt sich die Ukraine seit der Invasion vom 24. Februar 2022 gegen das Nachbarland. (SDA)
Vor der geplanten Grossoffensive gegen die russische Invasion hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski Moskau eine Niederlage im Kampf vorhergesagt. «Russland wird diesen Krieg verlieren», sagte Selenski. «Der Feind weiss, dass die Ukraine gewinnen wird. Sie sehen das. Sie fühlen das dank unserer Schläge, Soldaten und vor allem in der Donbass-Region», sagte der Staatschef in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft am Montag.
Selenski lobte insbesondere Vorstösse der ukrainischen Truppen im Gebiet Donezk in Richtung der Stadt Bachmut, die Russland schon für erobert erklärt hatte. Die Erfolge dort seien die Nachrichten, auf die die Ukraine gewartet habe, sagte er. «Wir sehen, wie hysterisch Russland jeden unserer Schritte, jede Position, die wir einnehmen, beobachtet.» Dennoch weigere sich der Machtapparat in Moskau weiter, die Realität anzuerkennen. Russland versuche vielmehr, die Welt zu täuschen, Sanktionen zu umgehen und mehr Waffen zu produzieren.
Die Ukraine werde hingegen weitere Schritte unternehmen, um Russlands militärisches Potenzial zu schmälern, kündigte der Staatschef an. «Jeder in der Welt, der dem Terrorstaat hilft, Sanktionen auf die eine oder andere Weise zu umgehen; jeder in der Welt, der von Russland für die Lieferung von Waffen, Bauteilen und Ausrüstung benutzt wird, muss die ganze Wucht der freien Welt zu spüren bekommen», betonte er. (SDA)
Die Vorbereitung für eine Ausbildung ukrainischer Piloten in Grossbritannien ist angelaufen. Regierungschef Denis Schmihal dankte London am Montag bei einem Treffen mit dem britischen Aussenminister James Cleverly in Kiew «für die Bereitschaft, Piloten auszubilden. Die erste Gruppe ist nach Grossbritannien geschickt worden.» Nach der Mitteilung Schmihals, die über Telegram veröffentlicht wurde, stellte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Juri Ihnat, gegenüber dem Portal «Ukrajinska Prawda» jedoch klar, dass keine Piloten das Land verlassen hätten. «Die ersten Gruppen von Luftfahrtspezialisten sind aufgebrochen und prüfen die Möglichkeit einer weiteren Ausbildung ukrainischer Piloten», sagte er.
Auch Schmyhal selbst aktualisierte seine Telegram-Mitteilung am Abend und stellte mit Blick auf die Piloten klar: «Die erste Gruppe ist bereits ausgewählt worden, sich in Grossbritannien ausbilden zu lassen.» Ihnat führte gegenüber «Ukrajinska Prawda» weiter aus, es gehe um eine Ausbildung in verschiedenen Stufen von Fachkräften, darunter Luftfahrtingenieure, die Flugzeuge täglich warten müssten, und Offiziere, die die Gefechtskontrolle hätten. Es gehe nicht nur um Piloten, sagte Ihnat.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte zuletzt immer wieder von einer «Kampfjet-Koalition» gesprochen, an der sich mehrere Staaten beteiligen. Die Ukraine erhofft sich eine Lieferung von 48 Kampfjets des US-Typs F-16, um im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg die Hoheit über ihren Luftraum wiederzuerlangen. (SDA)
SDA/AFP/Redaktion Tamedia
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