Krieg in der Ukraine im News-Ticker: 42'000 Nato-Soldaten sind in hoher Alarmbereitschaft | Macron befürchtet Ausbreitung des Konflikts auf Nachbarn
Krieg in der Ukraine im News-Ticker – 42'000 Nato-Soldaten sind in hoher Alarmbereitschaft | Macron befürchtet Ausbreitung des Konflikts auf Nachbarn
Russland führt Krieg gegen die Ukraine. Wir berichten laufend.
Das Wichtigste in Kürze
Die Schweiz öffnet ihre Botschaft in Kiew nach zweieinhalb Monaten wieder. Fünf Mitarbeitende reisen in den nächsten Tagen in die Ukraine zurück.
Die russischen Bombenangriffe gehen weiter: Kiew meldet ein Dutzend Tote und 40 Verletzte in der ostukrainischen Stadt Sewerodonezk.
Wegen der Zunahme des Hungers in der Welt fordern die UNO von Russland dringend die Freigabe blockierter Getreidevorräte aus der Ukraine.
Der Bundestag hat den deutschen Alt-Kanzler Gerhard Schröder einen Teil seiner Sonderrechte als früherer Regierungschef entzogen.
Als bislang ranghöchster Politiker aus Moskau besuchte Vize-Regierungschef Marat Chusnullin das teilweise eroberte Gebiet Saporischschja im Südosten der Ukraine.
Mehr als 1730 Soldaten haben russischen Angaben zufolge das Asow-Stahlwerk in Mariupol verlassen und befinden sich in Gefangenschaft.
Der Bund meldet über 50'000 ukrainische Flüchtlinge in der Schweiz.
Die USA und Russland haben sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs gegenseitig für die sich weltweit verschlechternde Ernährungslage verantwortlich gemacht. US-Aussenminister Antony Blinken warf Moskau auf einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrats am Donnerstag vor, die Lebensmittelversorgung «von Millionen Ukrainern und Millionen weiterer Menschen auf der ganzen Welt» in Geiselhaft zu nehmen.
«Hören Sie auf, Ländern, die Ihren Angriffskrieg kritisieren, mit einem Exportstopp für Lebensmittel und Düngemittel zu drohen», fügte Blinken hinzu. Er forderte Russland auf, die Ausfuhr von ukrainischem Getreide zuzulassen, das in Häfen am Schwarzen Meer blockiert wird.

Der russische UNO-Botschafter Wassili Nebensia wies die Vorwürfe zurück. Die Welt leide infolge einer Inflationsspirale seit langem unter einer Nahrungsmittelkrise. Diese sei durch steigende Versicherungskosten, logistische Engpässe und Spekulationen auf westlichen Märkten verursacht worden. Sanktionen westlicher Länder verschärften die weltweite Ernährungslage. «Auf der einen Seite werden verrückte Sanktionen gegen uns verhängt, auf der anderen Seite fordern sie Lebensmittel-Lieferungen. So funktioniert das nicht, wir sind keine Idioten», erklärte Russlands Ex-Präsident Dimitri Medwedew später auf Telegram.
Russland sei bereit, seine «Verpflichtungen in vollem Umfang zu erfüllen», aber es erwarte auch «Unterstützung von seinen Handelspartnern», fügte der heutige stellvertretende Vorsitzende des russischen Nationalen Sicherheitsrates hinzu. «Die Länder, die unseren Weizen und andere Lebensmittel importieren, werden es ohne Lieferungen aus Russland sehr schwer haben», erklärte der Ex-Präsident. «Und auf europäischen und anderen Feldern wird ohne unsere Düngemittel nur saftiges Unkraut wachsen.»
Aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine sind seit Beginn der Gefechte 1,36 Millionen Menschen nach Russland gebracht worden. Mehr als 230'000 von ihnen seien Kinder, teilte das russische Verteidigungsministerium am Donnerstag in Moskau mit. Die Menschen seien aus ukrainischen Gebieten wie aus den Separatistenrepubliken Donezk und Luhansk in Sicherheit gebracht worden. Am Donnerstag seien 17'700 Menschen evakuiert worden, darunter 2370 Kinder.
Die Kiewer Führung wirft den russischen Truppen vor, eine Flucht der Menschen auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet zu unterbinden. Die meisten Ukrainer gingen nicht freiwillig nach Russland, sondern würden verschleppt.
Die Befehlshaber des letzten militärischen Widerstands der Ukraine in Mariupol befinden sich nach eigenen Angaben immer noch im Stahlwerk Asowstal. Ukrainische Medien verbreiteten am Donnerstag ein Video, im dem der Vize-Kommandeur des Regiments Asow, Swjatoslaw Palamar, zu sehen ist. «Ich und das Kommando sind auf dem Werkgelände von Asowstal. Es läuft eine gewisse Operation, zu deren Details ich nichts sagen werde. Wir danken der ganzen Welt, danken der Ukraine», sagte Palamar. Die Echtheit des Videos war nicht sofort zu überprüfen, in ukrainischen Medien stiess es auf breite Resonanz.
Nach russischen Angaben haben sich seit Wochenbeginn 1730 ukrainische Bewaffnete ergeben, die sich in den verzweigten Bunkern unter dem Stahlwerk versteckt hatten. Sie seien in Kriegsgefangenschaft genommen worden.
Das autoritär regierte Weissrussland hat von Moskau zwei der leistungsstärksten russischen Waffensysteme gekauft: die Kurzstreckenraketen Iskander und das Luftabwehrsystem S-400. Das sagte der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko in Minsk, wie die Staatsagentur Belta am Donnerstag meldete. Zur Zahl der erworbenen Raketensysteme machte er keine Angaben, er sprach von einer «hinreichenden Anzahl». Die Boden-Boden-Raketen vom Typ Iskander sollten bis Ende des Jahres geliefert werden.
«Mit einer solchen Bewaffnung ist das schon eine ganz andere Armee», sagte Lukaschenko über seine Streitkräfte. Die Raketen und Marschflugkörper Iskander werden von schweren Lastwagen abgefeuert und haben bis 500 Kilometer Reichweite. Sie können konventionelle oder nukleare Sprengköpfe tragen. Die S-400 kann Flugzeuge und anfliegende Raketen im Umkreis von 400 Kilometern bekämpfen.

Nach Angaben des Oberbefehlshabers der Nato-Streitkräfte in Europa sind derzeit mehr als 42 000 Soldaten und 120 Kampfflugzeuge unter seinem Kommando in hoher Alarmbereitschaft. Seit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine habe man in allen Bereichen und in allen Regionen reagiert, um die Alliierten zu schützen, sagte US-General Tod Wolters am Donnerstagabend nach einem Treffen der Generalstabschefs der 30 Nato-Staaten. Die Zahl der Nato-Landstreitkräfte sei verzehnfacht worden, die Zahl der Kampflugzeuge, die den Luftraum überwachten, sei um 50 Prozent gestiegen.
Für die Abschreckung und Verteidigung auf See stehen nach Angaben von Wolters mehr als 20 Schiffe unter seinem Kommando. Die ständigen Marineverbände der Nato seien aufgefüllt worden, sagte er.

Der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses betonte nach den Beratungen die Bedeutung von schnellen Entscheidungen in der aktuellen Situation. «Eines können wir mit Sicherheit sagen: Die Zeit ist nicht mehr unser Freund», sagte Admiral Rob Bauer. «Da wir ein defensives Bündnis sind, ist es in hohem Masse unser Gegner, der den Zeitplan bestimmt, und das heisst: Wir müssen immer bereit sein, das Unerwartete zu erwarten.»
Nach fast drei Monaten Krieg haben die Generalstabschefs der USA und Russlands ein Gespräch zur Lage in der Ukraine geführt. Auf Initiative Washingtons hätten der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow und sein US-Kollege Mark Milley bei dem Telefonat über Fragen von gegenseitigem Interesse gesprochen, darunter die Situation in der Ukraine, teilte am Donnerstag das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Details wurden nicht genannt.
Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar hatte am vergangenen Freitag US-Verteidigungsminister Lloyd Austin seinen russischen Kollegen Sergej Schoigu angerufen. Austin hatte dabei auf einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine gedrängt und die Bedeutung weiterer Kommunikation betont.

Moskau wirft Washington seit Wochen vor, die Ukraine als Schlachtfeld zu benutzen, um mit Waffenlieferungen an Kiew und mit massiven Sanktionen Druck auf Russland auszuüben. Der Vizechef der russischen Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko, sagte, dass Russland nicht gegen die Ukraine kämpfe. «Gegen uns kämpft der vereinte Westen, nur eben auf dem Gebiet der Ukraine, leider mit den Händen der Ukrainer. Das ist eine dramatische Sache, aber es ist so», behauptete Kirijenko auf einem Diskussionsforum.
Der deutsche Kanzler Olaf Scholz und der niederländische Premier Mark Rutte sehen vorerst keine Möglichkeit, der Ukraine mehr als die zugesagten zwölf Panzerhaubitzen 2000 zu liefern. «Das sehe ich zur Zeit nicht», sagte Rutte am Donnerstag in Den Haag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Scholz. Dieser wies darauf hin, dass Waffensysteme «nicht einfach verfügbar gemacht werden können».
Die Zahl zwölf sei nicht zufällig. Sie habe etwas damit zu tun, «dass wir überlegt haben, wann macht das Sinn, wie viel müssen es sein, damit man daraus eine funktionierende Einheit schaffen kann», erläuterte Scholz. «Und dann haben wir beide uns zusammengetan und ein bisschen mehr möglich gemacht, als eigentlich sonst ginge.»
Rutte erklärte, es handele sich bei den Haubitzen nicht um eine Waffenhilfe, die für den sofortigen Einsatz gedacht sei, «sondern eher für eine folgende Phase der Kämpfe». Ein gutes Training der ukrainischen Soldaten mit diesen «komplexen Geschützen» sei entscheidend. Die Niederlande hätten zudem noch viele Rückstände bei ihrer Armee, die sie erst beheben müssten.
Die Niederlande liefern fünf Panzerhaubitzen, Deutschland sieben. Beide Länder wollen eng beim Training für die ukrainische Armee zusammenarbeiten. Dieses hat bereits in Deutschland begonnen.
Das nächste grosse Milliarden-Hilfspaket aus den USA für die Ukraine ist beschlossene Sache. Gut eine Woche nach dem Repräsentantenhaus verabschiedete auch die andere Kongresskammer, der Senat, mit grosser Mehrheit das Paket mit einem Volumen von fast 40 Milliarden Dollar (zirka 39 Milliarden Franken). 86 Senatoren sowohl von Demokraten als auch von Republikanern stimmten für den Gesetzentwurf, 11 Senatoren dagegen. Die Gegenstimmen kamen komplett aus den Reihen der Republikaner. Auch im Repräsentantenhaus war zuvor eine grosse Mehrheit zustande gekommen. US-Präsident Joe Biden muss das Gesetzespaket noch unterzeichnen.
Biden hatte den Kongress um 33 Milliarden Dollar gebeten. In dem nun aufgestockten Paket entfällt rund die Hälfte der Gesamtsumme auf den Verteidigungsbereich. Davon sind 6 Milliarden Dollar für direkte militärische Hilfe für die Ukraine vorgesehen. Mit weiteren Milliardenbeträgen sollen unter anderem US-Lagerbestände wieder mit militärischer Ausrüstung aufgefüllt werden, die an die Ukraine geschickt wurde. Andere Mittel sind unter anderem vorgesehen für humanitäre Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine oder für Menschen weltweit, die infolge des russischen Angriffskriegs Hunger leiden.
Bei russischen Bombenangriffen wurden in der ostukrainischen Stadt Sewerodonezk nach Angaben des Regionalgouverneurs mindestens zwölf Menschen getötet. 40 weitere seien verletzt worden, teilte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, am Donnerstag im Messenger-Dienst Telegram mit. Die russischen Streitkräfte hätten am Morgen «wahllos mit schweren Waffen» angegriffen. Dabei seien insbesondere Wohnhäuser getroffen worden.
«Die Bombardierungen dauern an», fügte Gajdaj hinzu. Die Zahl der Opfer könnte demnach noch steigen. Sewerodonezk – eine der wenigen wichtigen Städte in der Region, die noch in ukrainischer Hand sind – ist fast vollständig von russischen Truppen eingekreist.
Der Bürgermeister von Sewerodonezk, Oleksander Striuk, hatte Anfang Mai erklärt, die Stadt sei von den Streitkräften Moskaus und der pro-russischen Separatisten «praktisch eingekesselt». Seinen Angaben zufolge befanden sich noch 15'000 der ehemals 100'000 Einwohner und Einwohnerinnen in der Stadt.
US-Präsident Joe Biden hat seine volle Unterstützung für die Anträge Finnlands und Schwedens zur Aufnahme in die Nato zum Ausdruck gebracht. Bei einer Medienkonferenz mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö und Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Andersson im Weissen Haus sagte Biden, er sei stolz darauf, die Anträge der beiden Staaten auf Beitritt zum «stärksten und mächtigsten Verteidigungsbündnis der Weltgeschichte» zu unterstützen. «Finnland und Schweden machen die Nato stärker.» Eine starke Nato sei die Grundlage für die Sicherheit der USA.
Biden betonte bei der Pressekonferenz am Donnerstag, schon jetzt seien Finnland und Schweden enge Partner der Vereinigten Staaten. Der US-Präsident forderte den Kongress dazu auf, den Beitritt der beiden Staaten schnell zu ratifizieren. Er betonte, die Nato sei ein Verteidigungsbündnis. «Der Beitritt neuer Mitglieder zur Nato stellt für keine Nation eine Bedrohung dar.»

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich besorgt geäussert, dass der Konflikt in der Ukraine sich auf weitere Länder der Region ausbreiten kann. «Die inakzeptable Aggression der Ukraine durch Russland stellt eine Bedrohung der gesamten Region und insbesondere Moldaus dar», sagte Macron am Donnerstag bei einem Besuch von Moldaus Präsidentin Maia Sandu in Paris. Eine Ausbreitung des Konflikts auf Nachbarregionen könne nicht ausgeschlossen werden.
Frankreich bleibe aber wachsam hinsichtlich der Souveränität und der territorialen Integrität Moldaus, sagte Macron. Mit Blick auf die Beitrittsbemühungen Moldaus zur EU stellte Macron eine klare Antwort in den kommenden Wochen in Aussicht.
«Wir möchten Mitglied der EU werden und werden unsere Bemühungen fortsetzen mit Entschiedenheit und Entschlossenheit», sagte Präsidentin Sandu. Eine EU-Mitgliedschaft werde Moldau ermöglichen, zur freien Welt zu gehören. Sie wisse, dass das Beitrittsverfahren lang und komplex sei und ihr Land suche keine Abkürzung. Vielmehr wolle man alle erforderlichen Anstrengungen unternehmen. Am Vortag hatte Sandu die EU-Länder bei einem Besuch im Brüsseler EU-Parlament dazu aufgerufen, sich hinter die europäischen Bestrebungen ihres Landes zu stellen.

Im ersten Prozess gegen einen russischen Soldaten seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat dieser vor Gericht um «Vergebung» gebeten. «Ich weiss, dass Sie mir nicht vergeben können, aber ich bitte dennoch um Vergebung», sagte der 21-jährige Wadim Schischimarin am Donnerstag bei der Verhandlung in Kiew zu der Frau des 62-jährigen Zivilisten, dessen Tötung er bereits gestanden hatte.
Die Staatsanwaltschaft forderte am zweiten Verhandlungstag eine lebenslange Haftstrafe wegen Kriegsverbrechen. Schischimarin wird vorgeworfen, den unbewaffneten Mann am 28. Februar im nordukrainischen Dorf Tschupachiwka aus einem gestohlenen Auto heraus erschossen zu haben. Auf die Frage, ob er sich schuldig bekenne, antwortete er vor Gericht mit «Ja».
Dem Soldaten aus dem sibirischen Irkutsk droht die Höchststrafe wegen Kriegsverbrechen und Mordes. Nach der Forderung der Staatsanwaltschaft wurde die Verhandlung am Donnerstag unterbrochen. Am Freitag soll der Prozess mit dem Plädoyer des Anwalts von Schischimarin fortgesetzt werden.
Der junge Mann wollte den ukrainischen Ermittlern zufolge nach einem Angriff auf seinen Konvoi in der Nordukraine mit vier Kameraden in einem gestohlenen Auto fliehen. Das Opfer war demnach Zeuge des Autodiebstahls. Vor Gericht bestätigte Schischimarin diese Darstellung. Ein anderer russischer Soldat im Auto, der nicht sein Kommandeur gewesen sei, «hat mir gesagt, ich solle schiessen», schilderte er den Hergang der Tat. «Er fing an, in einem energischen Ton zu sagen, dass ich schiessen soll (und) dass ich eine Gefahr schaffen würde, wenn ich es nicht tue.» Er habe aus der Nähe auf den 62-Jährigen geschossen. «Es hat ihn umgebracht.»
Die Ehefrau des Opfers konfrontierte den jungen Mann am Donnerstag im Gericht. «Empfinden Sie Reue für das Verbrechen, das Sie begangen haben?", fragte sie ihn, woraufhin er um Vergebung bat.
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Der deutsche Bundestag hat Altkanzler Gerhard Schröder einen Teil seiner Sonderrechte als früherer Regierungschef entzogen.
Der Haushaltsausschuss beschloss am Donnerstag die Abwicklung seines Büros, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Ausschusskreisen erfuhr. Das verbliebene Personal soll anderweitige Aufgaben übernehmen, hiess es in einem Antrag der Regierungskoalition, der im Ausschuss eine Mehrheit fand. Anrecht auf ein Ruhegehalt und auf Personenschutz hat der Altkanzler aber weiterhin.
Die christdemokratische Opposition hätte dem sozialdemokratischen Politiker am liebsten auch sein Ruhegehalt gestrichen. Sie warf Schröder unter anderem vor, dem internationalen Ansehen Deutschlands zu schaden.
Schröder steht wegen seiner Russland-Kontakte, seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin und seiner Posten bei russischen Staatskonzernen massiv in der Kritik. Weil er sich davon nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine nicht distanzierte, forderte ihn die SPD-Spitze zum Parteiaustritt auf. Es gibt auch Anträge auf einen Parteiausschluss.
Auch das Europaparlament hat sich mit grosser Mehrheit für EU-Sanktionen gegen Schröder ausgesprochen. Grund ist die anhaltende Tätigkeit des SPD-Politikers für russische Staatsunternehmen wie den Energiekonzern Rosneft, wie aus einer am Donnerstag in Brüssel angenommenen Resolution hervorgeht.

In der Schweiz sind bis am Donnerstag 50'328 Flüchtlinge aus der Ukraine registriert worden. Das waren 156 mehr als am Vortag, wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) per Twitter bekannt gab.
49'157 Ukraine-Flüchtlinge haben gemäss den Angaben bisher den Schutzstatus S erhalten. Gegenüber dem Vortag entsprach dies einer Zunahme um 583.
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar sind gemäss den Angaben des SEM, das sich unter anderem auf Zahlen des Uno-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) stützt, 6,4 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer aus ihrem Heimatland geflüchtet. Innerhalb der Ukraine befanden sich zudem acht Millionen Menschen auf der Flucht. Zusammen sind das mehr als ein Drittel der gesamten Bevölkerung.
Die Entwicklungsminister der führenden westlichen Industrienationen (G7) haben ein Bündnis für globale Ernährungssicherheit vereinbart.
Eine entsprechende Übereinkunft wurde am Donnerstag beim Treffen der Minister in Berlin erzielt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Konferenzkreisen erfuhr. Erklärtes Ziel des Bündnisses ist es, zusätzliche Finanzierung und eine enge Koordination der Massnahmen zur Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Diese ist wegen Getreidemangels als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine gefährdet.
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Die Schweiz öffnet ihre Botschaft in Kiew wieder. Fünf Mitarbeitende des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) reisen in den nächsten Tagen in die Ukraine zurück, wie das EDA am Donnerstag im Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.
Die Sicherheitslage in der ukrainischen Hauptstadt lasse es zu, dass die Schweiz ihre Vertretung wieder öffne, teilte das EDA mit. Die Botschaft war nach dem Kriegsbeginn Russlands gegen die Ukraine am 24. Februar zweieinhalb Monate geschlossen.
Die ukrainische Regierung hat eine klare EU-Beitrittsperspektive gefordert und die Haltung einiger EU-Länder in dem Prozess deutlich kritisiert. Aussenminister Dmitro Kouleba beklagte am Donnerstag im Online-Dienst Twitter eine «zweitklassige Behandlung» durch «bestimmte» EU-Länder.
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hatte zuvor in einer Rede im Bundestag Erwartungen gedämpft, dass die Ukraine einen schnelleren EU-Beitrittsprozess durchlaufen könnte.
Russland hat nach eigenen Angaben hunderte weitere ukrainische Soldaten aus dem belagerten Asow-Stahlwerk in Mariupol gefangengenommen. In den vergangenen 24 Stunden hätten sich weitere 771 Kämpfer der Asow-Brigade ergeben, teilte das russische Verteidigungsministerium am Donnerstag mit. «Insgesamt haben sich seit dem 16. Mai 1730 Kämpfer ergeben, darunter 80 Verwundete.»
Das Ministerium veröffentlichte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Soldaten, die sich offenbar ergeben haben, den Industriekomplex verlassen. Manche von ihnen sind sichtlich verletzt, einige gehen auf Krücken. Russische Soldaten tasten die Gefangenen ab und kontrollieren ihre Taschen.
Soldaten, die medizinische Behandlung benötigten, seien in ein Krankenhaus in Nowoasowsk gebracht worden, erklärte Moskau weiter. Die Stadt liegt in russisch kontrolliertem Gebiet. Kiew hofft auf einen Gefangenenaustausch der Soldaten aus Mariupol mit Russland. Russische Behörden haben aber mehrfach betont, dass zumindest ein Teil der Gefangenen nicht als Soldaten sondern als Neonazi-Kämpfer angesehen werde.
Rotes Kreuz registriert hunderte Kriegsgefangene aus Asow-Stahlwerk
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat hunderte ukrainische Kriegsgefangene aus dem Stahlwerk in Mariupol registriert. Das gab das IKRK am Donnerstag in einer Mitteilung bekannt. Auf russische und ukrainische Bitte hin habe ein IKRK-Team am Dienstag vor Ort begonnen, bei ukrainischen Kämpfern, die das Stahlwerk verliessen, persönliche Daten abzufragen. Darunter seien auch Verwundete.
Die Prozedur dient laut IKRK dazu, nachverfolgen zu können, wo sich die Kriegsgefangenen befinden – und sie dabei zu unterstützen, im Kontakt mit ihren Angehörigen zu bleiben. Das IKRK erklärte, es beteilige sich nicht am Transport der Kriegsgefangenen und verwies auf die Verpflichtung aller Vertragsstaaten der Genfer Konventionen, dem Roten Kreuz Zugang zu Kriegsgefangenen zu gewähren.
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Der Kommandeur der russischen Schwarzmeer-Flotte, Igor Ossipow, ist nach Informationen der britischen Geheimdienste seines Postens enthoben worden. Dies teilte das britische Verteidigungsministerium am Donnerstag auf Twitter mit.
Die Schwarzmeer-Flotte hatte Mitte April ihr Flaggschiff «Moskwa» verloren – nach ukrainischer Darstellung durch Beschuss mit zwei Raketen (Lesen Sie zum Untergang des russischen Raketenkreuzers: Was geschah mit Jegor, dem Koch auf der Moskwa?). Zudem wurde nach britischen Angaben der russische Generalleutnant Sergej Kissel nach erfolglosen Angriffen in der Region Charkiw abgelöst. Von russischer Seite gab es dafür keine Bestätigung.

Über die angebliche Entlassung der beiden hochrangigen Militärs hatte kürzlich schon der ukrainische Geheimdienst berichtet. Zudem war aufgefallen, dass Ossipow am 9. Mai bei der Militärparade zum 77. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Sewastopol auf der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim fehlte.
Nach Einschätzung des britischen Geheimdiensts dürften viele russische Militärs zunehmend damit beschäftigt sein, die Verantwortung für Rückschläge von sich zu weisen. «Das wird wahrscheinlich den Druck auf die zentralisierten russischen Kommandostrukturen weiter erhöhen», hiess es in der Mitteilung weiter. Der russische Angriffskrieg auf das Nachbarland dauert seit Ende Februar.
Das ukrainische Militär hat nach russischen Angaben eine russische Ortschaft im Grenzgebiet zur Nordukraine mit Granaten beschossen. «Im Moment wissen wir von mindestens einem toten Zivilisten», erklärte der Gouverneur der Region Kursk, Roman Starowojt, am Donnerstag im Online-Dienst Telegram. Demnach gab es weitere Verletzte, in dem betroffenen Dorf Tjotkino seien noch Löscharbeiten im Gange.
Nach ersten Informationen handele es sich bei dem Opfer um einen Lkw-Fahrer, der eine örtliche Brennerei belieferte, erklärte Starowojt weiter. Die Brennerei sei «mehrfach» getroffen worden. «Mehrere Häuser wurden beschädigt. Es gibt auch Berichte über nicht explodierte Granaten», führte er aus und veröffentlichte Fotos, auf denen verkohlte Gebäude, zerstörte Fenster und mutmassliche Einschlagslöcher im Boden zu sehen waren.
Die Behörden in den russischen Grenzregionen zur Ukraine haben die ukrainischen Streitkräfte wiederholt beschuldigt, Angriffe auf ihrem Gebiet zu verüben. Die Angaben lassen sich kaum unabhängig verifizieren.
Ausweitung des Kriegs: Mysteriöse Explosionen und Brände
Reportage aus russischer Grenzstadt: «Krieg? Das ist kein Krieg. Das ist ein sogenannter Warnschlag»
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