Nicht nur Kleinsparer betroffenTausende Firmen bezahlen bereits Negativzinsen
Banken ziehen die Schraube bei den Strafzinsen auch bei Unternehmenskunden an. Schon ein Drittel der grösseren KMU ist betroffen.

Kleinsparer haben sich schon fast an die Negativzinsen gewöhnt, nun kommen auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) an die Kasse. Laut Medienberichten verschärfen sowohl Postfinance wie auch Raiffeisen ihr Regime bei den Negativzinsen für kleinere Firmen. Gemäss einer Studie der Hochschule Luzern hat sich der Anteil der KMU, die Strafzinsen zahlen müssen, binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt.
Bei Raiffeisen mussten einzelne Firmenkunden zwar schon seit 2016 Negativzinsen bezahlen, im September wurde das Regime noch einmal verschärft. Raiffeisen Schweiz empfiehlt seither den eigenständigen Raiffeisenbanken, bei Firmenkunden mit Neugeldzuflüssen von mindestens 250’000 Franken in den vergangenen 18 Monaten Strafzinsen von 0,75 Prozent zu erheben. Das bestätigt ein Sprecher auf Anfrage.
«Banken reichen die Negativzinsen zunehmend an ihre KMU-Kunden weiter.»
Dass die Banken strenger werden, zeigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie zur Finanzierung von Schweizer Unternehmen. Sie wurde von der Hochschule Luzern für das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) durchgeführt (hier finden Sie die Studie). «Banken reichen die Negativzinsen zunehmend an ihre KMU-Kunden weiter», heisst es da. Die Umfrage fand im letzten Frühling statt, die Studie wurde im November veröffentlicht.
Rund 13 Prozent der befragten KMU hätten Negativzinsen für ihre Kontobestände und Geldanlagen bezahlen müssen. Vor fünf Jahren, damals wurde diese Umfrage letztmalig durchgeführt, bezahlten nur 5 Prozent der befragten KMU Strafzinsen.
Mehr als 20’000 Firmen betroffen
Hochgerechnet auf die rund 162’000 Firmen, haben rund 21’000 Unternehmen Negativzinsen bezahlen müssen. Dabei würden mittlere Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitern deutlich öfter mit Negativzinsen belastet als Mikro- und Kleinunternehmen. Ein Drittel der mittleren Unternehmen ist demnach betroffen. Der Grund dafür sei, dass grössere KMU eher höhere Barreserven halten.
Das könnte laut den Autoren den Zusammenhang zwischen der Weitergabe der Negativzinsen und der Unternehmensgrösse erklären. Doch gebe es auch einen Gegeneffekt. Viele Firmen nehmen laut der Studie der Hochschule Luzern weniger Bankkredite auf. So müssen sie neben den Bankzinsen nicht auch noch Negativzinsen bezahlen.
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