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Wrack der Fähre Estonia
Tauchgänge zum Seegrab sind erlaubt

Zwei Monate nach dem Untergang werden Teile der Estonia im November 1994 geborgen.
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Das Wrack der 1994 in der Ostsee gesunkenen Fähre Estonia soll erstmals in Tauchgängen untersucht werden. Das teilte am Freitagnachmittag in Stockholm der schwedische Innenminister Mikael Damberg mit. Damit der Weg für solche Tauchgänge frei ist, muss zuerst ein Gesetz geändert werden, mit dem 1995 mehrere Ostseeanrainerstaaten die Estonia zum Seegrab erklärt hatten. Tauchgänge zum Wrack der Estonia sind seither bei Gefängnisstrafe verboten, sie gelten als Störung der Totenruhe. «Die Regierung prüft nun, wie das Gesetz geändert werden kann», sagte der Innenminister. Er rechne mit einem Ergebnis Anfang des kommenden Jahres.

Der Entscheidung der schwedischen Regierung vorangegangen war eine Empfehlung der Untersuchungsbehörden der drei Länder Estland, Finnland und Schweden, die neue Unterwasseruntersuchungen forderten. Überlebende der Katastrophe und Verwandte der Opfer fordern das seit Jahren, sie begrüssten die Entscheidung Schwedens, die den Weg dafür nun frei macht. Die Debatte war im September erneut aufgeflammt: Eine mehrteilige TV-Dokumentation hatte Bilder von dem in 80 Meter Tiefe liegenden Wrack gezeigt, auf denen ein bislang nicht bekannter vier Meter langer Riss am Bug der Fähre zu sehen war.

Die meisten der Opfer waren Schweden

852 Menschen waren am 28. September 1994 gestorben, als die Estonia in einer stürmischen Nacht auf dem Weg von Tallin nach Stockholm unweit der finnischen Küste unterging. Nur 137 Passagiere überlebten. Für Europas zivile Schifffahrt war es die grösste Katastrophe ausserhalb von Kriegszeiten seit dem Untergang der Titanic. Die meisten der Opfer waren Schweden, in dem Land gilt der Untergang seither als nationales Trauma. Angehörige und Überlebende waren nie zufrieden mit dem offiziellen Untersuchungsbericht von 1997, der als Unglücksursache fehlerhafte Scharniere und eine sich im Sturm öffnende Bugklappe benannte.

Die Inspektoren der drei beteiligten Staaten hatten damals das Wrack am Ostseeboden nie selbst in Augenschein genommen. Die Mängel der Untersuchung und des Berichts gab in der Folge vielen Verschwörungstheorien Auftrieb. Manche glaubten an eine Bombe an Bord, andere an einen U-Boot-Angriff. Die Tatsache, dass bisweilen offenbar Militärgüter auf der Estonia transportiert worden waren, befeuerte die Verschwörungstheoretiker.

Militärische Ladung getragen?

Möglicherweise, meinen nun manche, seien die von den Dokumentarfilmern entdeckten Risse im Rumpf der Estonia auch erst nach dem Sinken des Schiffes entstanden. Für die Angehörigenverbände aber waren sie genug Anlass, nach Ausstrahlung der Dokumentation neue Untersuchungen und Tauchgänge zu fordern. «Wir wollen Antworten auf eine Reihe von Fragen. Dies betrifft sowohl die Löcher im Rumpf als auch die Frage, ob die Estonia in der Nacht des Untergangs möglicherweise eine militärische Ladung getragen hat», sagte Anders Eriksson, einer der Überlebenden, dem Sender SVT. Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Schweden das genauso sieht, der Druck auf die Regierung in Stockholm war in den letzten Monaten gewachsen.

«Wir möchten diese Löcher richtig sehen und untersuchen können, um festzustellen, ob sie für die vorherigen Untersuchungsergebnisse von 1997 von Bedeutung sind», sagte Jonas Bäckstrand, der Vorsitzende der schwedischen Unfalluntersuchungsbehörde am Freitag dem Sender SVT. Möglicherweise genügten dazu Tauchgänge mit Tauchrobotern.