Tarashaj hat Übergewicht, YB Abgangsängste
Der FCZ muss früh aufstehen, Basel hat neues Personal, Thun jasst – die Super-League-Teams vor dem Wiederbeginn.

Winterzeit ist Trainingslagerzeit. Wir haben einen Blick nach Spanien, in die Türkei und ins kalte Berner Oberland geworfen.
Grosses Fragezeichen
Mbabu ist noch da, Assalé, Fassnacht, Sow, Lauper und Benito sind es ebenso. Auch in dieser Transferperiode scheint der Exodus auszubleiben. Sportchef Christoph Spycher gibt sich gelassen: Er sei gespannt, was bis Ende Januar passiere, man sei aber gewappnet. Und so erlebte YB ein ruhiges Trainingslager. Die grössten Komplikationen bereitete das Wetter: Die Testspiele in Belek (Türkei) mussten wegen starken Regens auf dem hoteleigenen Platz ausgetragen werden.
Doch die komfortable Lage kann trügen: Die Zukunft Spychers, der vom Fussballverband für die neue Stelle des Sportlichen Leiters für das Nationalteam umworben wird, ist ungeklärt. Er sagt: «Es ist nicht sicher, ob ich im Sommer noch Sportchef bin.» Sobald das Schweizer Transferfenster Mitte Februar schliesst, will Spycher Klarheit schaffen. Dann könnte es mit der Ruhe vorbei sein.
Schwung aus Spanien
Es ist ein ungewohntes Bild: Marcel Koller hatte in Marbella alle Spieler im Training, keiner ist verletzt. Das war in der Hinrunde anders. Und darauf hat der Verein reagiert. Als sich Sportchef Marco Streller bei Ignacio «Nacho» Torreno nach dessen Verfügbarkeit erkundigte, musste der Spanier nicht lange überlegen. Er weilte in der Heimat und war gerade dabei, seine Zukunft aufzugleisen. Die Pläne waren von da an Makulatur. Nun verschlägt es den Athletiktrainer zum zweiten Mal nach der Saison 2014/2015 ans Rheinknie.
Zu Basel hat der 42-Jährige eine besondere Beziehung: Hier besiegte er seine Krebserkrankung, hier kam sein Sohn Iago zur Welt. «Es ist wie eine Heimkehr», sagt er. Sein Einfluss bei den Baslern ist beachtlich. Torreno leitet die Einheiten mit viel Schwung und so akribisch wie bei seinem ersten Engagement. Man darf gespannt sein, wie viele verletzungsbedingte Ausfälle der FCB in der zweiten Saisonhälfte zu beklagen hat. Ebenso spannend ist die Frage, ob der wiedergenesene Captain Marek Suchy einen neuen Kontrakt erhält.
Kufen statt Flip-Flops
7:7 steht es, und es besteht kein Grund zur Sorge über die defensive Nachlässigkeit beim internen Trainingsspiel, Trainer Marc Schneider spielt sogar selber mit. Das «Mätschli» des FC Thun wird allerdings nicht in Belek oder Marbella ausgetragen, sondern in Grindelwald. Genauer: auf dem Eisfeld des Sportzentrums. Im Berner Oberland führen die Thuner ein dreitägiges Mini-Trainingslager durch, und neben Eishockey standen ein Ausflug auf den Männlichen, eine Wanderung oder auch ein Jassturnier auf dem Programm.
Thun reiste als einziger Super-League-Verein nicht ins Ausland. Der heimische Kunstrasen ist gut genug, das weiss man spätestens, seit in der Vorrunde nur zwei Punkte weniger als beim grossen FC Basel eingespielt wurden. Nebenbei wird dadurch in etwa eine sechsstellige Summe eingespart, für die notorisch mit Finanzsorgen kämpfenden Thuner ein nicht zu unterschätzender Betrag.
Magnins Strenge
Alain Nef, 36 und seit 2001 Profi, beginnt in Lara zu rechnen. Die Frage hat gelautet, wie viele Trainingslager er schon absolviert habe. Nachdem er die vier Saisons in Italien berücksichtigt hat, in denen er jeweils nur einmal im Trainingslager gewesen sei, sagt er nicht ohne Stolz: «26». Nein, allmählich genug habe er nicht. «Früher war es schlimmer. Im Alter weiss man, was einen erwartet.»
Dazu zählt in der Türkei, früh aufzustehen, Trainer Ludovic Magnin setzte das erste Training mehrmals um 7 Uhr an. Er beabsichtige so, die Mentalität zu stärken, sagt Rechtsverteidiger Kevin Rüegg. Magnins Strenge bekommen die Spieler auch mit Worten zu spüren. Am Freitag ruft er bei der 1:2-Niederlage gegen Cluj einem seiner jungen Spieler zu: «Du spielst wie ein Grossvater!»
Nef, nach Ersatztorhüter Vanins der Teamsenior, steht nicht auf dem Rasen, die Mannschaft führt der 20-jährige Rüegg an. Es ist ein Indiz dafür, dass der Zürcher Oberländer den Isländer Palsson, der zu Darmstadt wechselte, als Captain beerben wird.
Ein Steigerungslauf
Nach 9 Runden: 9 Punkte, Platz 8 und einiges Naserümpfen. Nach 18 Runden: 25 Punkte, Platz 5 und einige Erleichterung. Luzern hat einen Steigerungslauf hinter sich, «das zweite Saisonquartal war um einiges besser als das erste», sagt Sportchef Remo Meyer. Im Team steckt für ihn genügend Substanz, um jedem Gegner Schwierigkeiten zu bereiten: «Es ist nicht einfach, gegen uns zu spielen.»
Darum und aus finanziellen Gründen wird es kaum einen Personalzuwachs geben, im Gegenteil. Valeriane Gvilia wurde an Gornik Zabrze ausgeliehen. Weitere Abgänge sind denkbar, auf der Kaderliste stehen 26 Namen. Einer der Kandidaten: Tomi Juric. Der australische Nationalspieler hat seit Sommer erst 268 Minuten absolviert – und in den sechs Einsätzen kein Tor erzielt.
Vorwärts!
Peter Zeidler wünscht sich Tempofussball, und der Trainer ist kein Freund von Rückpässen, vorwärts soll es gehen. Im «St. Galler Tagblatt» sagte der Coach: «Wir wollen ein besonderes Team sein. Wir wollen ein FC St. Gallen sein, den man erkennt, auch wenn er ohne Leibchen spielt.»
Das ist schön formuliert, nur: Die Ostschweizer sind noch ein rechtes Stück von diesem Ziel entfernt. Diese Saison wird nun auch als Übergangsjahr betrachtet. Für die Offensive wurden der Spanier Victor Abril Ruiz und Simone Rapp (von Lausanne) geholt. Zum St. Galler Projekt mit den vielen Veränderungen sagt Sportchef Alain Sutter: «Was wir machen, ist hoch riskant. Wir könnten scheitern, weil wir nicht wissen, wie es kommt, ob es klappt.»
Lob für Murat Yakin
Christian Constantin, der Forsche, kann auch vorsichtig sein. Sions Präsident warnt vor einem Frühling, der kompliziert werden könnte. Nein, versichert er, nervös sei er nicht. «Aber wer kann in dieser Liga sicher sein, dass er weder mit dem Abstieg noch mit der Barrage etwas zu tun hat?» Seine Hoffnung trägt einen Namen: Murat Yakin, seit Mitte September Trainer im Wallis. Constantins Eindruck: «Die Mannschaft zeigt Fortschritte.» Am 27. Februar soll sie gut genug sein, um die Chance auf einen Titel zu wahren: Sie trifft im Cup-Viertelfinal auf Basel. Noch unklar ist, ob Yakin über den Sommer hinaus bleibt: Der Vertrag wurde noch nicht verlängert.
Sadikus dritter Anlauf
Mit Armando Sadiku stiess im Trainingslager in Murcia ein alter Bekannter zu den Bianconeri. Schon zweimal stürmte der albanische Nationalspieler für Lugano, zwischen 2012 und 2014 sowie im Frühling 2017. Vom FC Zürich gekommen, erzielte er damals in 16 Partien 9 Tore und hatte so grossen Anteil am Erreichen des dritten Platzes und der Direktqualifikation für die Gruppenphase der Europa League. Nach einem halben Jahr bei Legia Warschau wechselte der Wandervogel dann zu Levante nach Spanien. Für den Club aus Valencia blieb er in sechs Spielen ohne Torerfolg, seit letztem Sommer fiel er mit einem Kreuzbandriss aus. Nun soll der Cousin der Xhaka-Brüder Luganos Offensivprobleme beheben, beim 0:1 gegen den HSV am Freitag schaute er aber noch zu.
Tarashajs Pflicht
30 Spieler haben die Grasshoppers nach Belek mitgebracht. Auf die Frage, wer den Kern der Mannschaft bilde, antwortet Trainer Thorsten Fink, er wolle zuerst die Vorbereitung abwarten.
GC mangelt es an Führungsspielern: Probleme in der Defensive, Harmlosigkeit in der Offensive. Linksverteidiger Doumbia wurde für erstaunliche drei Millionen Euro zu Rennes transferiert, für ihn sucht GC Ersatz. Flügel Jeffren steht zum Verkauf. Gekommen ist der 20-jährige Flügel Aly Mallé, der zwar schon in Spaniens höchster Liga gespielt hat, in dieser Saison aber nur eine Partie bestritt – im Nachwuchs von Udinese. Fink hofft noch «auf einen richtig guten Spieler. Vielleicht einer aus der Bundesliga, der bald merkt, dass er Spielpraxis braucht».
Nicht zum Hoffnungsträger taugt Shani Tarashaj. Der 23-Jährige trainiert zwar nach einer Fussverletzung wieder mit. Er schleppt aber noch Übergewicht mit sich. Fink sagt, wenn Tarashaj noch einmal angreifen wolle, müsse er professionell leben: «Das heisst, er muss ein paar Kilo abnehmen.»
Verkochte Pasta
Die Neuenburger Fussballdelegation reiste für das Trainingslager ins spanische San Pedro del Pinatar und musste schnell feststellen, dass die Hotelküche die Kulinarik nicht allzu sehr pflegt. Die Pasta war verkocht, das Fleisch trocken. Derweil hat der Tabellenletzte Verstärkung erhalten. Sebastien Fontbonne ist der neue Rekrutierungsmanager, angestellt für drei Monate. Er soll Trainer Michel Decastel entlasten. Dieser hat sich bisher um neue Spieler gekümmert und dabei ganze Sonntage verbracht, um E-Mails von Agenten zu beantworten.
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