Debatte um ManagervergütungBoni trotz Staatshilfe: Empörung bei Austrian, was tut die Swiss?
Die Schweizer Airline bekommt Milliardenkredite, die vom Steuerzahler verbürgt werden. Nun könnte ein Teil des Geldes als Belohnung an die Teppichetage fliessen.

Die Österreicher haben sich die Finger schon verbrannt: Am Dienstag hatte Berlin der österreichischen Regierung erlaubt, die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines mit 600 Millionen Euro zu retten. Nur einen Tag darauf kündigte die Spitze der Austrian Airlines an, 2,9 Millionen Euro davon für das Jahr 2019 als Boni auszuzahlen, davon 500’000 davon an die dreiköpfige Geschäftsleitung. Die Empörung war riesig. Nochmals einen Tag später, also am Mittwoch, machten die drei Topmanager darum eine Kehrtwende und überwiesen das Geld zurück.
Bei der Schwesterairline Swiss ist diese Entscheidung dagegen noch nicht gefallen: «Bei Swiss wurde für Geschäftsleitungs- und Verwaltungsrats-Mitglieder die variable Vergütung für das Jahr 2019 bis anhin noch nicht ausbezahlt», schreibt ein Sprecher auf Anfrage. «Ein Entscheid, ob und in welchem Umfang die vertraglich vereinbarte Vergütung ausbezahlt wird, steht noch aus.» Er falle im vierten Quartal dieses Jahres. Der späte Zeitpunkt kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass sich die Manager selbst nicht ganz wohl mit der Entscheidung fühlen.
Swiss-Boni wohl höher
Um wie viel Geld es geht, will der Sprecher nicht sagen. Es ist aus drei Gründen davon auszugehen, dass die Swiss-Chefs deutlich höhere Boni erhalten würden als jene, die sich die Austrian-Spitze gönnen wollte: Erstens ist das Lohnniveau in der Schweiz generell höher als in Österreich. Zweitens ist die Swiss nach Umsatz mehr als doppelt so gross wie die Austrian. Und drittens ist sie um Welten profitabler: 2019 machte die Swiss 578 Millionen Franken Gewinn, Austrian dagegen 19 Millionen Euro.
Anders als die Swiss will die Ferienairline Edelweiss, die ebenfalls zum Lufthansa-Konzern gehört, nicht bekanntgeben, wo sie in der Bonusfrage steht. Ein Sprecher schreibt: «Edelweiss legt grundsätzlich keine Finanzkennzahlen offen.»
Bund hat kein Problem damit
Im Verbund mit der Swiss darf Edelweiss 1,5 Milliarden Franken von einem Bankenkonsortium, das von der UBS und der CS angeführt wird, beziehen. Der Bund garantiert davon 85 Prozent, also 1,275 Milliarden, den Rest des Risikos schultern die Banken. Der Zins ist variabel und liegt zu Beginn bei rund 3 Prozent.
Für Bundesrat Ueli Maurers Finanzverwaltung, die das Rettungspaket für die Eidgenossenschaft verhandelt hat, wären Boni formell kein Problem. «Vom Bund gibt es keine Vorgaben zu Boni-Zahlungen bei Swiss und Edelweiss» schreibt ein Sprecher und schiebt nach: «Auf eine moralische Wertung verzichten wir.» Gleiches gelte für die Covid- und Covid-Plus-Kredite, die der Bund in Kooperation mit den Banken Tausenden Unternehmen zum Überleben der Corona-Krise gewährt hat.
Der Hauptgrund, warum die Finanzverwaltung mit den Banken zusammengespannt hat, ist nicht, dass sie das Geld nicht selbst aufwerfen wollte. Vielmehr erkannten die Verantwortlichen, dass sich die Banker beim Aushandeln von Kreditgeschäften und der Überwachung der sogenannten Covenants, also der Klauseln im Vertrag, besser auskennen als sie. Für ihre Mithilfe mussten sie den Banken allerdings die Kommissionen und einen Teil des zu erwartenden Zinserlöses überlassen.
Die Verträge zwischen Bund, Banken und Swiss lagen seit Ende Mai bereit, doch folgte das grüne Licht zur Unterschrift erst in dieser Woche. Erst musste nämlich die deutsche Regierung bei der Lufthansa einsteigen und sich dann noch überlegen, ob man den Lufthansa-Konzern inklusive Töchter in Österreich, Belgien und der Schweiz nicht selbst retten wolle. Am Montag hat sich Berlin allerdings gegen diese Lösung entschieden und den Rettungspaketen in Bern, Wien und Brüssel zugestimmt.
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