Streit zwischen Serbien und Kosovo vor Balkan-Gipfel
EU-Politiker sind mit den Staats- und Regierungschefs der sechs Westbalkanstaaten zusammengekommen. Zuvor kam es zum Rückschlag im Dialog.

Bei der jährlich organisierten Konferenz ging es am Dienstag um eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit Albaniens, Bosnien-Herzegowinas, Kosovos, Mazedoniens, Montenegros und Serbiens. Daneben sind der Ausbau der maroden Infrastruktur und die Aufarbeitung der Kriege beim Auseinanderbrechen Jugoslawiens (1991-1999) zentrale Themen.
Wenige Stunden vor Konferenzbeginn brach ein schwerer Streit zwischen Serbien und dessen früherer Provinz Kosovo aus. Belgrad drohte nach der Verhaftung von fünf Landsleuten im Kosovo mit dem Ende des von der EU vermittelten Kosovodialogs. «Sollten die fünf Verhafteten bis zum Abend nicht freikommen, wird es auf lange Sicht keinen Dialog geben», sagte der in der serbischen Regierung für der Kosovo zuständige Marko Djuric in Belgrad. «Für mich ist das ein feiges, bestialisches und unverschämtes Verhalten», so der Politiker weiter.
Kosovo lenkt ein
Die Strafverfolgungsbehörden im Kosovo setzten ein Entspannungszeichen, indem sie die fünf Serben am Nachmittag nach Verhören wieder frei liessen. Spezialkräfte der Kosovo-Polizei hatten die Serben in der Region der Gemeinde Gnjilane südöstlich der Hauptstadt Pristina verhaftet. Sie sollen gegen die Verfassung des Landes gearbeitet haben, sagte Parlamentspräsident Kadri Veseli.
Durch die Freilassung nach dem serbischen Ultimatum zur Beendigung des Dialogs ist offensichtlich ein schwerer Rückschlag in den jahrzehntelangen Kompromissbemühungen des Westens abgewendet worden.
Das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo ist seit 2008 von Serbien unabhängig. Belgrad erkennt das aber nicht an und will seine einstige Provinz wieder zurückhaben.
Merkel will europäische Perspektive für den Balkan
Trotz aller Einwände gegen eine schnelle EU-Erweiterung setzt die deutsche Kanzlerin Angela Merkel auf die weitere Annäherung der Westbalkan-Staaten an Brüssel. Es gehe darum, «die Region mit einer europäischen Perspektive auszustatten», sagte Merkel nach der Konferenz.
Mit diesem Ziel solle die Verbindung zwischen diesen Ländern gestärkt werden. Das könne durch den Ausbau der Infrastruktur, der wirtschaftlichen Kooperation und einen breiten Jugendaustausch geschehen.
SDA/nag
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