Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Spuren in der AfD-Spendenaffäre führen zu SVP-Werber

Alexander Segert gestaltete mit seiner Agentur Goal AG das Schäfchenplakat der SVP.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Wer finanziert die Wahlkämpfe und Kandidaten der deutschen Rechtspartei AfD? Wenn diese Frage gestellt wird, tauchen in der Antwort häufig die Namen Alexander Segert und Goal AG auf. Der gebürtige Deutsche und seine Schweizer Werbeagentur sind nicht nur für die aggressiven Kampagnen der SVP verantwortlich, sie finanzierten auch Plakatserien und Zeitungen für einen AfD-nahen Verein und für AfD-Kandidaten in Landtagswahlkämpfen.

Nun gibt es zum ersten Mal Indizien, dass Segert und seine Goal AG mit Sitz in Andelfingen ZH auch eine Rolle bei der ominösen Grossspende über eine Schweizer Pharmafirma für den Wahlkampf von Alice Weidel gespielt haben könnten.

Die von einem Drogisten in Zürich gegründete PWS PharmaWohleSale hatte im Sommer 2017 in mehreren Tranchen rund 130'000 Euro an den AfD-Kreisverband «Bodenseekreis» überwiesen – für den Wahlkampf der AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel. Der Anwalt des Betreibers von Apotheken und Drogerien erklärte später dem Rechercheteam von Tamedia, dass die Firma nur Übermittler gewesen sei und das Geld von einem reichen Mann komme, der am Zürichberg lebe. Das Geld war inzwischen grösstenteils von der AfD zur PWS zurückgeflossen.

Segert erhielt 50'000 Euro für AfD-Kandidaten

Diese Behauptung wurde aber durch die Schweizer Firma selbst widerlegt. Die PWS schickte der AfD im November 2018 eine Liste mit den Namen von 14 Personen, welche insgesamt die rund 130'000 Euro für Weidel gespendet haben sollen. Die AfD leitete diese Liste an die deutsche Bundestagsverwaltung weiter, welche mögliche Vergehen bei der Parteienfinanzierung untersucht.

Das Brisante dabei: Die Bundestagsverwaltung erhielt von der AfD noch eine weitere Liste mit Spendern für den AfD-Kandidaten Guido Reil bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen. In diesem Fall liefen die Spenden über Segerts Agentur Goal.

Gemäss Informationen der Recherchekooperation von WDR, NDR, SZ und Tamedia sind die Namen jener Personen, die über die Zürcher Firma PWS an die AfD spendeten, grossteils identisch mit den Namen jener Personen, die über Segerts Goal AG für den AfD-Kandidaten spendeten. Im Rechenschaftsbericht der AfD an den Bundestag heisst es dazu nur, dass die Personen aus Deutschland oder der EU stammen. Namen werden nicht genannt.

Spenden von Nicht-EU-Bürgern wie Schweizern wären in Deutschland illegal. Im Fall Weidel überwies die Zürcher Firma PWS die Spenden direkt weiter an den AfD-Kreisverband. Im Fall Reil verwendete Goal das gespendete Geld, um damit Wahlkampfplakate für den AfD-Kandidaten zu drucken. Die Kosten dafür sollen rund 50'000 Euro betragen haben, wie eine Kooperation der Schweizer WOZ mit dem deutschen Recherchezentrum «Correctiv» im Sommer 2017 enthüllte.

AfD-Rechenschaftsbericht «löchrig wie ein Schweizer Käse»

In beiden Fällen gibt es aber auch den Verdacht, dass die nun genannten Unterstützer vorgeschoben wurden, um die wirklichen Geldgeber zu verheimlichen. Die deutsche Juristin und Expertin für Parteienfinanzierung, Sophie Schönberger, vermutet in einem Gespräch mit der Recherchekooperation von NDR, WDR, SZ und Tamedia, dass es einen Zusammenhang zwischen den Geldflüssen zu Reil und zum Bodenseekreis gebe, «den die AfD bisher nicht offengelegt hat, sondern eben jetzt durch diese Geschichte mit den Spendernamen zu verdecken versucht».

Uli Müller, Vorstandsmitglied der deutschen Organisation «Lobbycontrol», glaubt, dass die AfD versucht, Fälle von verdeckter Wahlkampfhilfe aus ihrem Rechenschaftsbericht herauszuhalten: Der Rechenschaftsbericht sei «löchrig wie ein Schweizer Käse».

Segerts Beziehung zur AfD ist immer noch geheimnisumwoben. Seine Agentur Goal buchte Plakatwände und entwarf Flugblätter für den deutschen «Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten». Dieser wiederum machte Wahlkampf für die AfD. Die Sujets auf den Flugblättern stammten teilweise aus Segerts Wahlkämpfen für die SVP. Später distanzierte sich die AfD jedoch von dem ominösen Verein. Goal soll nicht nur im Wahlkampf des AfD-Kandidaten Guido Reil geholfen haben, sondern auch bei der Kandidatur des heutigen Parteisprechers Jörg Meuthen im Wahlkampf in Baden-Württemberg.

Stecken Segert und seine Goal AG nun auch hinter der Spende, die über die Zürcher Pharmafirma an die AfD ging? Der Verwaltungsrat von PWS, Balz Jegge, hatte gestern gegenüber dem Recherchedesk von Tamedia noch die Existenz der Liste mit 14 Spendern bestätigt. Zu einer möglichen Verbindung der Spende mit der Goal AG sagt Jegge nur: «Kein Kommentar.» Von Alexander Segert kommen auf die Fragen von Tamedia keine Antworten. In einer Medienmitteilung im Sommer 2018 erklärte die Goal AG, dass sie noch nie für die AfD gearbeitet oder einen Auftrag von der AfD erhalten habe.