Mit dem Racket für Musik sorgen
Trotz eines miserablen Starts überstand Alexander Ritschard die 1. Runde des Future-Turniers in Oberentfelden. Der Rüeschliker bezwang unter den Augen seines Vaters den Tschechen Jan Mertl in drei Sätzen.

Über zwei Stunden musste Ritschard (ATP 1033) für den Vorstoss in die 2. Runde kämpfen. Im Startsatz hatte der bald 24-Jährige gleich zwei Breaks kassiert und nach 27 Minuten 2:6 verloren.Er konnte den starken Aufschlag Jan Mertls – der Weltnummer 478 gelangen insgesamt 17 Asse – kaum retournieren. «Ich war überrascht, wie schnell er spielte, und fand zuerst kein Rezept. Es ist wohl schon acht Jahre her, dass ich letztmals auf Teppich gespielt habe», sagt Ritschard.
Mit der ungewohnten Unterlage freundete er sich erst im zweiten Satz an. Der Rüeschliker servierte mehr auf die Vorhand seines Gegners und hatte bloss beim Stand von 4:4 einen heiklen Moment zu überstehen, wehrte die beiden Breakbälle aber ab. Im Tiebreak setzt sich Ritschard 7:5 durch und stiess ein langes «Come oooon!» aus. Im Entscheidungssatz nahm er Mertl zum 2:1 den Aufschlag ab. Zum 3:3 musste er jedoch auch seinen Service abgeben.
«Da hätte das Spiel auch kippen können», befand sein Vater Hans Ritschard, der einst selbst die Weltnummer 390 gewesen war. Doch sein Sohn liess nicht locker, schlug bei 4:4 allerdings einen leichten (Break-)Ball ins Netz. Erneut musste ein Tiebreak die Entscheidung bringen. Mit 7:3 ging es an den zwölf Jahre jüngeren Schweizer. In der 2. Runde dürfte es Alexander Ritschard am Donnerstag mit dem topgesetzten Christopher Heyman (ATP 263) zu tun bekommen. Der Belgier bestreitet seinen Auftaktmatch erst am Mittwoch.
Der Rekord im Doppel
Das mit 25 000 Dollar dotierte Future-Turnier in Oberentfelden ist für Ritschard das erste in der Schweiz seit Sommer 2013. Vier Jahre lang hatte er an der University of Virginia in Charlottesville studiert, einen Bachelor in Arts Degree erlangt. «Das würde mir ermöglichen, an der ETH in Zürich einen Master in Architektur zu machen», erklärt der Rüeschliker, der mit der Uni-Mannschaft äusserst erfolgreich Tennis spielte. Die Cavaliers wurden dreimal in Folge NCAA-Champion – die höchste Auszeichnung im College-Sport.
Beim zweiten Titel im Mai 2016 kehrte Ritschard just im Final auf den Court zurück. Notfallmässig hatte ihm im Januar eine Rippe entfernt werden müssen, welche Durchblutungsstörungen in seinem Schlagarm verursacht hatte. Im letzten Jahr stellte der Schweizer an der Seite des Amerikaners Thai-Son Kwiatkowski einen neuen Rekord von 25:1 Siegen im Doppel auf.
Zwei Jahre Zeit
Mit JC Arragone, einem anderen ehemaligen Teamkollegen, will Ritschard demnächst nach Miami ziehen und dort seine neue Trainingsbasis einrichten. «Bisher habe ich noch auf dem Campus der Uni gewohnt und dortdie Infrastruktur genutzt», verrät der amtierende NLA-Interclub-Meister mit dem TC Seeblick.Ist er in Rüschlikon, trainiert er meist mit Marc-Andrea Hüsler, mit dem er am Dienstag auch einspielte, unter der Leitung von Roman Valent und Dario Camenzind. Auch sein Vater steht ihm beratend zur Seite. Für die Physis hält er sich an die Pläne aus seiner Zeit an der Uni in den USA.
Nach dem Turnier in Oberentfelden wird Alexander Ritschard noch das Future in Genf bestreiten. Ende Februar kehrt er in die USA zurück. In Übersee will er sich im April und Mai dann ebenfalls auf dieser höheren Stufe versuchen. «Ich gebe mir jetzt zwei Jahre Zeit, um zu schauen, wie weit ich es im Tennis bringe», blickt der Rüeschliker – vor seinem Wechsel an die Uni die ATP-Nummer 648 – in die Zukunft. Stehe er dann in der Weltrangliste in den Top 400, könne die Reise auch noch weiter gehen.
Und wenn nicht, schreibt er sich an der ETH ein. Oder er verfolgt seine zweite grosse Leidenschaft. Als Musikproduzent hat der Tennisspieler auf Soundcloud schon House-Stücke veröffentlicht, die gut Anklang gefunden hätten. Momentan sorgt der 23-Jährige noch mit den Saiten seines Rackets für die Musik.
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