Geldblog: Risiko und RenditeSoll ich mit 80 Jahren in einen Fonds investieren?
Da im aktuellen Zinsumfeld selbst konservative Fonds einen Aktienanteil aufweisen, müssen Anleger mit stärkeren Kursschwankungen rechnen.

Ich bin 80, meine Frau 75. Im Januar läuft bei der Raiffeisenbank eine Festanleihe mit 80’000 Franken aus. Der Finanzberater der Bank hat uns für die Anlage des frei werdenden Kapitals den Raiffeisen Futura – Pension Invest Yield-Fond empfohlen. Ich habe fürs Erste 5000 Franken in diesen Fond investiert und bezahlte dafür 90 Franken Gebühren. Wenn ich die Entwicklung des Fonds anschaue, hat er in den letzten Jahren kaum rentiert. Unsere Lebenserwartung ist nicht mehr allzu lange. Soll ich wirklich in diesen Fond investieren? Leserfrage von P.S.
Der Ihnen von Ihrer Bank vorgeschlagene Raiffeisen Futura – Pension Invest Yield investiert weltweit in Obligationen, Aktien und Geldmarktinstrumente mit dem Ziel, einen Ertrag zu erwirtschaften und einen Kapitalgewinn zu erreichen. Der aktiv verwaltete Fonds hält 66 Prozent Anleihen, 24 Prozent Aktien und knapp 10 Prozent Liquidität.
Zu den grössten Positionen im Bereich Aktien gehören Engagements bei Roche, Sika und der UBS. 90 Prozent des Kapitals des Fonds ist in Schweizerfranken-Anlagen angelegt, 7,5 Prozent entfallen auf den US-Dollar und je etwas mehr als ein Prozent auf den Euro und das britische Pfund. Sie tragen somit auch in einem begrenzten Rahmen ein Wechselkursrisiko. Auch verpflichtet sich die Fondsleitung zu Nachhaltigkeitskriterien: Der Fonds investiert nur in Schuldner und Unternehmen, die strenge Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.
All dies gibt es indes nicht gratis: Dem Fonds werden Gebühren, die in der Gesamtkostenquote Total Expense Ratio TER ausgewiesen werden, von 1,05 Prozent verrechnet, was letztlich von Ihrer Rendite weggeht. Im laufenden Jahr liegt der Fonds kursmässig leicht im Plus, was angesichts des hohen Obligationenanteils schon eine Leistung ist. Punkto Kurswachstum dürfen Sie von diesem Vehikel aber in der Tat nicht viel erwarten. Mit Obligationen, die den Hauptteil der vom Fonds getätigten Anlagen ausmachen, ist es angesichts der nach wie vor rekordtiefen Zinsen in der Schweiz derzeit sehr schwierig überhaupt eine Rendite zu erzielen – erst recht im Schweizerfranken, der den Grossteil der im Fonds enthaltenen Investments ausmacht.
Wenn Sie bezüglich der Anlagerisiken skeptisch sind und keine schlaflosen Nächte wegen der Börse haben möchten, würde ich nicht zuletzt auch wegen Ihres begrenzten Anlagehorizonts auf eine Anlage verzichten.
Anleihen von Schuldnern mit guter Bonität bringen kaum eine Rendite. Obligationen von sehr guten Schuldnern wie der Eidgenossenschaft weisen gar eine Negativrendite aus. Da der Fonds international breit diversifizieren kann, ist er in der Lage, auch Papiere von nicht ganz so guten Schuldnern aufzunehmen, die etwas mehr Rendite bringen. Zusätzlich Rendite bringen die ebenfalls im Fonds enthaltenen Aktien, während die Liquidität kaum etwas bringt.
Zuletzt wurde im Dezember vor einem Jahr eine Dividende ausgeschüttet. Diese betrug 1,40 Franken. Auf der Basis des aktuellen Kurses der Fondsanteile würde dies einer Rendite von 0,9 Prozent entsprechen. Auch da sehen Sie: Viel liegt nicht drin – aber es ist immerhin eine Rendite und hilft Ihnen, wenigstens die Teuerung einigermassen zu kompensieren, wobei diese derzeit sogar etwas höher liegt.
Der Fonds weist eine konservative Struktur auf. Dennoch tragen Sie ein Anlagerisiko und müssen auch aufgrund des Aktienanteils von rund 24 Prozent auch mal mit stärkeren Kursschwankungen rechnen, etwa dann, wenn es an den Aktienbörsen nach der langen Hausse zu einer stärkeren Korrektur käme, was jederzeit möglich ist. Nun weisen Sie darauf hin, dass Sie 80 Jahre alt sind und keinen langen Anlagehorizont mehr haben. Vor diesem Hintergrund müssen Sie sich fragen, ob Sie bereit sind, auch stärkere Kursschwankungen zu tragen, die bei diesem Fonds möglich sind.
Wenn Sie bezüglich der Anlagerisiken skeptisch sind und keine schlaflosen Nächte wegen der Börse haben möchten, würde ich nicht zuletzt auch wegen Ihres begrenzten Anlagehorizonts auf eine Anlage verzichten und das Geld auf dem Konto lassen. Dann sparen Sie sich wenigstens die Kaufgebühren. Solange es nur 80'000 Franken als liquide Mittel sind, riskieren Sie derzeit keine Negativzinsen. Ein Nachteil ist aber, dass Sie die Teuerung so nicht kompensieren, da Sie so keinen Ertrag auf dem Sparbetrag haben. Dafür aber können Sie ruhig schlafen.
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