Geldblog: Aktie im KriechgangSoftwareOne ist tief bewertet und hat Potenzial
Während der SMI Rekorde erreichte, haben die Aktien der Stanser IT-Dienstleisterin dieses Jahr schwer enttäuscht. 2022 könnte eine Trendwende bringen.

Können Sie sich erklären, wieso die Aktien von SoftwareOne dermassen unter Druck sind, obschon kommuniziert wurde, dass alle Ziele erreicht oder sogar übertroffen würden? Auch die Zukunftsaussichten seien sehr gut wegen der stetig wachsenden Digitalisierung in den Firmen und der damit verbundenen Notwendigkeit der Transfers von Daten in die Cloud, wo die Firma ja ihr Spezialgebiet hat. Die ZKB-Analysten in Ihrer Sendung Börsentrend, die ich äusserst gerne schaue, haben SoftwareOne ebenfalls empfohlen. Was meinen Sie zu diesem Kriechgang der Aktien? Leserfrage von H. J.
Während viele Schweizer Aktien in diesem Jahr ein zweistelliges Kurswachstum aufweisen und auch der Swiss Market Index Rekordstände verbucht, haben die Papiere von SoftwareOne schwer Federn lassen müssen und über 25 Prozent an Wert verloren. Trotz an sich robuster Zahlen haben viele Investoren Zweifel. Die Entwicklung erinnert mich an jene von Logitech. Aus meiner Sicht werden sowohl SoftwareOne als auch die weit grössere Logitech derzeit unter ihrem Wert gehandelt.
Belastet hat die SoftwareOne-Aktie zweifellos die rückläufige Gewinnentwicklung. Investitionen haben den Gewinn im ersten Semester belastet. So sind die Personalkosten im Zusammenhang mit Investitionen sowie der Konsolidierung der erworbenen InterGrupo im ersten Halbjahr um rund 55 Millionen Franken in die Höhe gegangen. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA reduzierte sich indes trotz eines höheren Bruttogewinns um mehr als 9 Prozent auf 109,1 Millionen Franken.
Unter dem Strich blieb ein um 20 Prozent tieferer Reingewinn von 54,3 Millionen Franken, was bei einigen Anlegern für Ernüchterung sorgte. Verstärkt wurde diese durch die Tatsache, dass die Marge von 32,4 auf 26,3 Prozent zurückging. Keine Trendwende brachte beim Kurs der Kapitalmarkttag, den das Stanser Unternehmen im Herbst durchgeführt hatte.
Die Ziele sollten erreichbar sein, wenn Corona dem Unternehmen nicht einen Strich durch die Rechnung macht.
Zwar hatte SoftwareOne die Ziele für das Gesamtjahr 2021 sowie die Mittelfristziele bestätigt und rechnet weiterhin mit einem Wachstum beim bereinigten Bruttogewinn zu konstanten Wechselkursen von mehr als 10 Prozent und mit einer bereinigten EBITDA-Marge von rund 30 Prozent. Weiter soll sich die Dividendenausschüttungsquote im Bereich von 30 bis 50 Prozent des bereinigten Jahresgewinns bewegen.
Falls all diese Ziele erreicht würden, wäre SoftwareOne gut unterwegs. Aus meiner Sicht sollte dies machbar sein, vorausgesetzt, dass Corona dem Unternehmen nicht einen Strich durch die Rechnung macht.
Ein negatives Signal für die Aktie war allerdings der vollständige Ausstieg des früheren Kernaktionärs Kohlberg Kravis Roberts & Co. KKR hatte im September 8,21 Millionen Aktionäre am Markt platziert und hält keine Titel mehr, nachdem die Amerikaner seit 2015 dabei waren und beim Börsengang vor zwei Jahren noch einen Anteil von rund 20 Prozent hielten.
Ebenfalls im September trennten sich die Erben von SoftwareOne-Mitgründer Patrick Winter von gut 400’000 Aktien und halten nun noch einen Anteil von 2,49 Prozent am Unternehmen. Mit rund 29 Prozent halten aber die Gründungsaktionäre Daniel von Stockar, Beat Curti und René Gilli zusammen den grössten Anteil an der Firma.
Es braucht wohl noch Zeit, bis das Anlegervertrauen wieder gestärkt ist.
Die Analysten der Zürcher Kantonalbank, welche die Aktien von SoftwareOne auch in meiner TV-Sendung zum Kauf empfohlen hatten, stufen die Papiere auf meine Anfrage hin weiter positiv ein: «SoftwareOne ist nach einer schwächeren Zwischenphase derzeit auf einem Erholungspfad, der vom Aktienmarkt allerdings noch skeptisch betrachtet wird, was die bisher enttäuschende Kursentwicklung reflektiert.» Dieses Jahr würden zudem Wachstumsaktien von Zinserhöhungsängsten in den USA belastet.
Auch der Ausstieg der Grossaktionäre KKR und Österreichische Raiffeisen Informatik habe kurzfristig den Aktienkurs belastet. «Dieser Ausstieg war jedoch seit dem Börsengang geplant. Wir erachten ihn deshalb nicht als negatives Zeichen.» Vor diesem Hintergrund kommt das Aktienresearch der Zürcher Kantonalbank zum Schluss: «Die Aktie ist mittlerweile tief bewertet und sollte 2022 mit wieder besseren Unternehmensergebnissen wiederentdeckt werden. Denn die zukünftigen Wachstumsaussichten sind nach wie vor intakt.»
Ich teile diese Einschätzung, rechne allerdings damit, dass die Durststrecke bei der Aktie noch etwas andauern dürfte, da es wohl noch Zeit braucht, bis das Anlegervertrauen wieder gestärkt ist. Ein positives Signal setzen kann im neuen Jahr vielleicht auch Rodolfo Savitzky, der Anfang 2022 neuer Finanzchef wird und vom Börsenstar Lonza kommt.
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