So hält Federer Nadal in Schach
Vom Direkt- zum Fernduell: Um erstmals seit 2009 ein Jahr als Nummer 1 zu beenden, braucht Federer wohl den 9. Wimbledon-Sieg und eine starke zweite Jahreshälfte.

In der Weltrangliste gibt es für Roger Federer inzwischen nur noch zwei Kategorien: die Nummer 1 und den Rest. «Ich geniesse jede Woche, die ich zuoberst stehe. Immerhin sprechen wir hier von einem Weltrekord, und ich habe die Möglichkeit, diesen noch weiter nach oben zu schrauben», sagte er vergangene Woche in Stuttgart. «Und an einem kleinen Turnier die Chance zu haben, die Nummer 1 zu werden, ist selten und extrem interessant.»
Federer ist unter Zugzwang
Wie im Februar, als er sich in Rotterdam erstmals seit über fünf Jahren wieder an die Spitze setzte und sich zur mit Abstand ältesten Nummer 1 krönte, liess er sich auch im TC Weissenhof am Wochenende die Chance nicht nehmen, Rafael Nadal wieder zu überholen. Schon fünf Wechsel gab es dieses Jahr an der Spitze des ATP-Ranking zwischen ihnen, und der sechste zeichnet sich ab: Bleibt Federer in Halle und Wimbledon nicht ungeschlagen, fällt er auf Rang 2, selbst wenn Nadal pausieren sollte. Dass dies geschehen kann, ist systembedingt.
Jeder Spieler wird aufgrund der Resultate der vergangenen 52 Wochen klassiert. In Halle verfallen für Federer in dieser Woche die 500 Punkte seines letztjährigen Sieges, in Wimbledon werden ihm dann sogar 2000 gestrichen. Weil Nadal seinerseits in der gesamten Rasensaison nur 180 Punkte für einen Achtelfinal in Wimbledon verliert, würde er Federer mit einem Viertelfinal im All England Club auf jeden Fall einholen – selbst wenn dieser nach Stuttgart auch in Halle, wo er heute auf Benoît Paire (ab ca. 15 Uhr bei uns im Liveticker) trifft, und danach in Wimbledon gewinnen würde.
Die Gesundheit geht vor
Spannend ist dabei nicht nur die Frage, auf wie viele Wochen Federer seinen Rekord noch verbessern kann. Dieser schien bei 302 Wochen stehen zu bleiben, inzwischen verbesserte er ihn aber in Tranchen von sechs und zweimal einer Woche auf 310. Spannend wird auch zu verfolgen sein, ob er es schafft, noch eine Saison zuoberst zu beenden. Dies ist ihm fünf Mal gelungen, zuletzt 2009. Im vergangenen Jahr verpasste er dieses Ziel mit 9645:10 645 Punkten gegenüber Nadal, der das Jahr zum vierten Mal als Bester abschloss, dabei aber auch deutlich mehr gespielt hatte.
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Ihr letztes Direktduell in Shanghai:
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So sehr ihn die Nummer 1 auch motiviert, ist Federer doch nicht bereit, dafür grosse Kompromisse einzugehen. «Wenn ich kein Grand-Slam-Turnier mehr gewinne, wird es dieses Jahr schwierig für mich mit der Nummer 1», sagt er. «Aber wichtiger ist es für mich, gesund zu bleiben. Denn nur dann kann ich meine Ziele erreichen.» Federer hat nur zwölf Turniere in seiner Wertung, zwei weniger als Nadal und vier weniger, als möglich wären. Davon hat er sieben gewonnen und eine Matchbilanz von 54:5 erreicht (Nadal: 6 Titel, 54:8).
Durch den erneuten Verzicht auf die Sandsaison hat er dem 32-jährigen Linkshänder aber auch dieses Jahr einen grossen Vorteil verschafft, den dieser zu nützen wusste. Nadal hat in dieser Saison bisher 5040 Punkte geholt und führt das Jahresklassement (Race to London) an. Federer steht bei 3360 Punkten, womit er, knapp hinter Alexander Zverev, Dritter ist. Das heisst, dass Nadal bis Ende 2018 aus der letzten Saison noch 3730 Punkte verfallen, Federer dagegen 5560. Anders gesagt: Dieser muss noch 1690 Punkte mehr gewinnen als Nadal, um das Jahr zuoberst abzuschliessen. Das entspricht nahezu dem Gegenwert eines Major-Titels, liegt aber drin.
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Zehn denkwürdige Finals in Bildern:
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39. Duell im Wimbledon-Final?
Das Duell Nadal - Federer dürfte die Tenniswelt also noch länger beschäftigen, obwohl sich ihre Wege auf den Courts nicht mehr oft kreuzen, seit Federer Sandturniere meidet. Ihre letzte Partie liegt schon acht Monate zurück, im Final von Shanghai, wo Federer sein 5. Sieg in Serie gelang und er auf 15:23 verkürzte. Umso mehr Aufmerksamkeit wird ihr 39. Duell erregen. Die nächste Chance dafür ist der Wimbledon-Final.
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