Zum Tod von Arnold OdermattSeine Polizeibilder gingen um die Welt
Er avancierte vom Nidwaldner Dorfpolizisten zum international gefeierten Fotografen. Jetzt ist Arnold Odermatt 96-jährig gestorben.

«Wer ist dieser Andy?» Das fragte Arnold Odermatt seinen Sohn, als er im Jahr 2001 erste Klasse in die USA flog. Das Art Institute of Chicago widmete dem ehemaligen Nidwaldner Polizeifotografen eine Ausstellung – parallel mit dem Pop-Art-Superstar Andy Warhol.
Der 1925 in Oberdorf NW geborene Odermatt wuchs als eines von elf Kindern in bescheidenen Verhältnissen auf. Er lernte Bäcker und Konditor und hatte den Traum, im damaligen Belgisch-Kongo auf einer Kaffeeplantage zu arbeiten. Eine Hautallergie vereitelte jedoch diesen Plan. Stattdessen vermittelte ihm sein Vater einen Job bei der Polizei.
Odermatt, der schon als Zehnjähriger eine Leidenschaft für die Kamera entwickelt hatte, wurde zum Pionier der Polizeifotografie. Er führte das Bild als Arbeitsinstrument ein, insbesondere bei Unfällen, die er für Gerichtsakten fotografierte.

Dabei stand für ihn nicht der Schrecken im Vordergrund, sondern das Licht, die Landschaft, die Stimmung. Bei einer Ausstellung in Zürich sagte Romano Zerbini, Leiter der Photobastei: «Wer sich bei diesen schwarzweissen Unfallbildern das Auto wegdenkt, erkennt eine Ähnlichkeit mit den Bildern von Caspar David Friedrich.»
Zum Künstler wurde Arnold Odermatt erst als Pensionierter und gegen seinen Willen. Es war sein Sohn Urs, der Filmregisseur, der den Wert der Bilder erkannte und sie kommerziell verwerten wollte. Odermatt senior sträubte sich zunächst, trat dann aber die Rechte seinem Sohn ab. Mit Erfolg.

Spätestens seit 2001, als Harald Szeemann Odermatt an der Kunstbiennale in Venedig präsentierte, gehen Odermatts kleinformatige Schwarzweissbilder von Unfällen auf Schweizer Strassen um die Welt. Eines der bekanntesten zeigt einen VW-Käfer, der 1965 in Buochs NW von der Strasse abgekommen und im Vierwaldstättersee gelandet ist.
Seit Odermatt in Rente war, erschienen vier Bücher über ihn und seine Arbeit, und es gab über hundert Ausstellungen auf allen Kontinenten. Mit der Ausstellung «Das Dorf als Welt» wurden Odermatts Fotografien 2013 zum ersten Mal in seinem Heimatkanton umfassend präsentiert. Jetzt ist Odermatt zu Hause in Stans NW im Alter von 96 Jahren gestorben. (sda/zas)
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