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Schweizer gehören zu den grössten Abfallsündern in Europa

Schweizer sind weniger vorbildlich als gedacht: Ein Greifarm transportiert Abfall in der Verbrennungsanlage in Giubiasco, Tessin.
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In der Schweiz wird über Plastiksäckli im Supermarkt diskutiert, über die Auswirkungen von Foodwaste, über den Klimawandel und den persönlichen Fussabdruck. Das ökologische Bewusstsein wächst auch hier – könnte man meinen. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Rund 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall fallen jährlich in der Schweiz an. Den grössten Anteil generiert die Bautätigkeit. Schon an zweiter Stelle folgen die stetig steigenden Siedlungsabfälle, also derjenige Müll, den jede und jeder von uns täglich anhäuft.

Gemäss einer neuen Erhebung des europäischen Statistikamts Eurostat produziert jede Schweizerin und jeder Schweizer jährlich 706 Kilogramm Abfall. Vor gut zwanzig Jahren waren es noch 100 Kilo weniger.

Damit steht die Schweiz im europäischen Vergleich schlecht da. Nur in Norwegen und Dänemark fällt pro Kopf noch mehr Abfall an. Die Bürger der Nachbarländer Deutschland (633 Kilo), Österreich (570), Frankreich (513) und Italien (489) belasten die Umwelt mengenmässig deutlich geringer. Und der EU-Durchschnitt macht mit 487 Kilo nur gut zwei Drittel des Schweizer Gewichts aus.

Am wenigsten Abfall wird in Polen, Serbien und Rumänien produziert. Bei genauerer Betrachtung fällt allerdings auf, dass diese Länder keine oder nur eine schlecht funktionierende Recycling-Kultur haben. In dieser Hinsicht kann dafür die Schweiz brillieren.

Die grössten Abfallproduzenten sind gleichzeitig die fleissigsten Wiederverwerter: Dänemark recycelt laut Eurostat 213, Norwegen 216 und die Schweiz sogar 217 Kilo pro Kopf. Das liegt weit über dem EU-Schnitt von 81 Kilo. Auch beim Kompostieren sind die Schweizer vorbildlich: Sie verwandeln im Schnitt 153 Kilo Abfall zu Humus. Nur die Österreicher sind hier noch effizienter.

Die Berechnungen von Eurostat stimmen ziemlich genau mit denjenigen des Bundesamts für Umwelt (Bafu) überein. Dieses kommt auf 703 Kilogramm Siedlungsabfall pro Erwachsenen, wovon 369 Kilo wiederverwertet werden. Dabei handelt es sich vor allem um kompostierte oder vergärte biogene Abfälle, Altpapier und Altglas.

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Seit dem Jahr 2000 konnte die Schweiz ihre Recyclingquote von 45 auf 53 Prozent verbessern. Mehr als die Hälfte des Siedlungsabfalls wird also recycelt und kompostiert. Zählt man diesen Anteil ab, fallen in der Schweiz noch 336 Kilogramm Abfall pro Person an, die verbrannt werden müssen. Das heisst: Täglich produziert jeder von uns fast 1 Kilo Abfall, der nicht wiederverwertet werden kann.

Damit gehört die Schweiz immer noch zu den Spitzenreitern in Europa. Doch warum nimmt die Gesamtmenge an produziertem Abfall hierzulande stetig zu? Laut dem Bafu liegt das in erster Linie am hohen Pro-Kopf-Einkommen und dem damit verbundenen umfangreichen Konsum.

«Aufgrund des hohen Lebensstandards hat die Schweiz eines der höchsten Abfallaufkommen der Welt.»

Bundesamt für Umwelt

In den letzten Jahren hat der Konsum zugenommen. Das ist unter anderem auf sich immer rascher ablösende Trends und neue Produktegenerationen sowie Tiefpreisstrategien des Detailhandels zurückzuführen. Und je besser es den Menschen geht, desto mehr geben sie aus. «Aufgrund des hohen Lebensstandards hat die Schweiz eines der höchsten Siedlungsabfallaufkommen der Welt», stellt auch das Bafu fest.

70 Prozent der Umweltbelastung des Konsums machen derzeit die Bereiche Wohnen, Ernährung und Mobilität aus. Das Bafu prognostiziert, dass sich das Konsumniveau mit dem Wirtschaftswachstum künftig tendenziell erhöhen wird. Ohne Entkoppelung von Konsum und Abfallaufkommen werden die Abfallmengen weiter steigen.

Auch die OECD kritisierte die Konsumgewohnheiten der Schweizerinnen und Schweizer in ihrem letzten Umweltprüfbericht. Das Recycling sei zwar wirksam gefördert worden, es bestehe aber ein erhebliches Verbesserungspotenzial in Bezug auf die Verminderung der Siedlungsabfälle. Auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft gibt es also noch viel Luft nach oben.