Schwarzarbeit im Hotel Töss – «Der Chef ist schuld»
Ein ehemaliger Geschäftsführer des Hotels Töss stand am Dienstag vor Gericht. Ihm wurde vergeworfen, eine Ausländerin ohne Arbeitsbewilligung beschäftigt zu haben. Der Österreicher stritt dies ab, das Gericht glaubte ihm.

Mindestens drei Wochen lang arbeitete die Rumänin R. ab September 2015 im Hotel Töss. Neun Stunden täglich im Service für einen Lohn von 2000 Franken brutto pro Monat. Eine Arbeitsbewilligung besass sie nicht, einen Arbeitsvertrag schon. Dieser wurde im August 2015 vom ehemaligen Geschäftsführer A. des Hotels Töss unterschrieben. Dafür musste sich A. gestern vor Gericht verantworten. R. wurde in einem früheren Verfahren bereits zu einer Busse verurteilt, unter anderem wegen Erwerbstätigkeit ohne Bewilligung im Hotel Töss.
Den Pächter beschuldigt
Der Österreicher A. ist kein unbeschriebenes Blatt. Er war bereits in den letzten 16 Jahren viermal unter anderem wegen Betrug, Diebstahl und Urkundenfälschung verurteilt worden. Zweimal in München, je einmal in Feldkirch und in Zürich, wo er 2009 zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt wurde. Die Verurteilungen in Österreich und Deutschland seien schon lange her und auch verjährt, sagte der Angeklagte gestern vor Gericht. «Ich habe meine Sünden 2009 abgeschlossen.» Er plädierte auf unschuldig. Mit der Sache habe er nichts zu tun. Den Arbeitsvertrag habe er im August 2015 zwar unterschrieben, aber nur damit die Rumänin R. überhaupt einen Arbeitsbewilligungsantrag stellen konnte. Als diese dann angefangen habe zu arbeiten, rund einen Monat später, sei er nicht in der Schweiz, sondern in der Türkei gewesen. Die Gespräche mit der Rumänin R., einer Bekannten des ehemaligen Geschäftsführers aus Österreich, habe der Pächter des Hotels Töss, Orhan Öztas, geführt. Dieser habe auch die Arbeitsbedingungen ausgehandelt.
Zurück aus den Ferien, Ende September 2015, hätten die Rumänin R. und eine Landsfraubereits im Hotel Töss gearbeitet. «Das wäre sicher nicht passiert, wenn ich dort gewesen wäre.» Er habe seinen Chef auf die fehlende Arbeitsbewilligung aufmerksam gemacht. «Mehr konnte ich nicht tun.» Eine Woche später sei er dann auch gegangen. Die Vorwürfe von A. gegen seinen ehemaligen Chef sind hart. Er wisse etwa, dass die Rumänin R. noch bis im Oktober 2016 im Hotel Töss gearbeitet habe. Und: «Wenn Sie heute ins Hotel Töss gehen, dann sehen Sie, dass dort immer noch die Hälfte der Angestellten schwarzarbeitet.»
Das Gericht glaubte den Ausführungen des Angeklagten, der ohne Anwalt vor Gericht erschien, und sprach ihn vollumfänglich frei. Es sei zwar erwiesen, dass A. den Arbeitsvertrag unterschrieben habe. Aber nicht, dass er sie dazu angestiftet habe, ohne Bewilligung mit der Arbeit zu beginnen.
«Ich weiss von nichts»
Orhan Öztas, Pächter des Hotels Töss, weist die Vorwürfe auf Anfrage zurück. «Bei uns hat nie jemand gearbeitet, der keine Arbeitsbewilligung hatte.» Das Ganze sei ein Missverständnis. Die Rumänin sei nur zufällig vor Ort gewesen, als die Winterthurer Polizei ins Hotel kam. Gearbeitet habe sie dort nie. Obwohl die Rumänin und A. bei der Befragung durch die Polizei dies bestätigt haben. Von den früheren Verurteilungen von A. wusste er nichts. «Ich glaube grundsätzlich immer an das Gute im Menschen», sagt Öztas. Er habe sich nach nur einem halben Jahr aus geschäftlichen Gründen von A. getrennt. «Er konnte das Hotel Töss als Geschäftsführer nicht zum Erfolg führen.» Mittlerweile hat er eine neue Geschäfsführerin gefunden, aus Winterthur.
Shisha und Multikulti-Grill
Ganz zufrieden ist er mit der Auslastung im Hotel Töss und vor allem im zugehörigen Restaurant noch nicht. «Es könnte besser laufen», sagt Öztas, der in Zürich die Piranha-Bar an der Langstrasse betreibt. Dies will er nun ändern. Denn: «Das Zentrum Töss ist ein schöner Ort mit viel Potenzial», sagt er. Investiert hat er bereits, etwa in eine Shisha-Lounge im Restaurant. Und geplant ist noch mehr. Anfang Februar eröffnet das Restaurant des Hotels nach drei Monaten Umbau. Wo vorher Pizza verkauft wurde, steht nun ein «brasilianisch-orientalischer Multikulti-Grill». Und die Kegelbahn im Keller soll nicht mehr einem türkischen Hamam, wie vor zwei Jahren angekündigt, weichen, sondern in «etwa einem halben Jahr» einem Club mit Fumoir. Dass Zentrum Töss hat es Öztas angetan. Eine leer stehende Ladenfläche im Erdgeschoss hat er bereits gemietet und zu einem Coiffeursalon umgebaut. «Nun brauche ich nur noch selbstständige Coiffeure, die sich einmieten wollen.»
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