Russland erinnert an Ende der Leningrader Blockade
Mit einer Militärparade hat St. Petersburg an die Beendigung der deutschen Belagerung im Zweiten Weltkrieg vor 75 Jahren gedacht.

Beim Jubiläum der Geschehnisse von Leningrad marschierten mehr als 2500 Soldaten der russischen Armee bei Schneefall vor dem ehemaligen Zarenpalast auf. Die Parade begann nach Berichten russischer Medien mit einer Schweigeminute für die Opfer der Blockade im früheren Leningrad. Zu sehen waren historische und moderne Militärfahrzeuge wie Panzer. Auch das moderne Luftabwehrsystem S-400 sei gezeigt worden, hiess es.
An den Gedenkfeierlichkeiten nahm der russische Präsident Wladimir Putin teil. Er legte am Gedenkfriedhof Piskarjowskoje Blumen nieder. Dort liegen Hunderttausende Menschen, die die Blockade nicht überlebt hatten, nieder. Auch Putins Bruder starb in dieser Zeit.
Militärische Machtdemonstration zum Gedenken
«Die Eltern versuchten, nicht über diese schwierigen Jahre zu sprechen», sagte der Kremlchef. Ihm sei erst über Medien und Filme sowie in der Schule bewusst geworden, welches Leid die Menschen durchlitten hätten. Für die Taten der Nationalsozialisten könne und werde es keine Vergebung geben. «Wir müssen wie auch unsere Nachkommen alles dafür tun, damit sich solche Tragödien nicht wiederholen», mahnte der Präsident.
Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew erinnerte an die Opfer der Belagerung durch die deutsche Wehrmacht. «Ihre Heldentaten werden für immer in unseren Herzen sein», schrieb er auf Twitter.
Hunderte Zuschauer verfolgten die Militärparade im Schneetreiben und bei Temperaturen von minus elf Grad. Es sei wichtig, «die Erinnerung wach zu halten», sagte Iwan Kolokolzew. Natalja Geraschtschenko schaute sich den Aufmarsch zusammen mit ihrem zwölfjährigen Sohn an. Das Ende der Leningrad-Blockade sei ein wichtiges historisches Ereignis, sagte die 35-Jährige.
Die militärische Machtdemonstration in St. Petersburg war im Vorfeld auf Kritik gestossen. Fast 5000 Menschen forderten in einer Petition eine Absage des «empörenden Karneval». Stattdessen solle der Opfer mit einer Schweigeminute und Konzerten gedacht werden.
Ein Drittel der Bevölkerung verstorben
Am 27. Januar 1944 beendeten sowjetische Truppen die Blockade. Mehr als eine Million Menschen starb während der 900 Tage andauernden deutschen Einkesselung – an den Folgen von Hunger, Kälte und Krankheiten sowie durch Granatenbeschuss. Das war ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Auf Befehl Adolf Hitlers sollte Leningrad ab September 1941 durch systematisches Aushungern der Bewohnerinnen und Bewohner ausgelöscht werden.
Deutschland fördert mit zwölf Millionen Euro mehrere Projekte in St. Petersburg. Diese Geste sei «ein Symbol dafür, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind, aber auch ein Signal, dass so etwas niemals wieder geschehen darf», sagte der deutsche Aussenminister Heiko Maas in einer gemeinsamen Erklärung mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow.
Nach Angaben des Aussenministeriums soll mit dem Geld das Krankenhaus für Kriegsveteranen modernisiert werden. In der Klinik würden viele noch lebende Opfer behandelt. Darüber hinaus fördere die deutsche Regierung die Einrichtung eines deutsch-russischen Begegnungszentrums in St. Petersburg.
SDA/fal
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