Robin Hood 2.0
Robin Hood als hipper Kämpfer für das Gute fällt voll auf die Nase. Die Neuverfilmung der Legende hätte es nicht gebraucht.
Die neuste Version der Robin Hood Legende wirkt, als ob jemand ein wenig Mittelalter, ein wenig Moderne und ein bisschen Fantasy in den Mixer geworfen und die Mischung dann auf die Leinwand geschüttet hätte. Natürlich erwartet man von einem Robin Hood Film nicht unbedingt historische Sorgfalt — in der Disney Version ist der gutherzige Bandit ein Fuchs und im Kevin Costner Film zieht eine böse Hexe im Hintergrund die Fäden. Aber so bizarr wie in Regisseur Otto Bathursts Film kommt die Legende selten daher.
Robin von Locksley (Taron Egerton) geniesst als Gutsherr das schöne Leben. Gleich zu Beginn verliebt er sich Hals über Kopf in Marian (Eve Hewson), — die einzige weibliche Figur mit Namen — die hier als Person aus dem gemeinen Volk neu erfunden wird. Doch ihr gemeinsames Glück ist nur von kurzer Dauer, denn Robin wird auf Befehl des Sheriffs von Nottingham (Ben Mendelsohn) zu den Kreuzzügen eingezogen. Also reist er nach Arabien und kämpft dort gegen die Araber (genauer wird der Film nicht).

Als Robin verletzt wird, wird er nach England zurückgeschickt. Doch er ist nicht alleine: John (Jamie Foxx), — seinen richtigen Namen kann keiner der Engländer aussprechen — ein arabischer Kämpfer, reist als blinder Passagier ebenfalls nach Nottingham. Sein Ziel: Den Krieg beenden, denn Nottingham wird hier kurzerhand zum Zentrum der Kreuzzüge gemacht. Und so verbünden sich Robin und John, um dem Sheriff das Leben schwer zu machen.
Der Film macht sowohl auf der ästhetischen, wie auch auf der Handlungsebene wenig bis gar keinen Sinn. Die Kriegsszenen etwa wirken nicht mittelalterlich, sondern eher wie aus einem Film über den Irakkrieg. Die Uniformen der englischen Soldaten sehen aus wie Splitterschutzwesten und ihre Langbögen funktionieren wie Schusswaffen. (Über den Entscheid, Langbögen in einem Strassenkampf zu nutzen, kann man nur den Kopf schütteln.) Überhaupt sehen alle Kostüme sehr modern aus: Der Mantel des Sheriffs erinnert zum Beispiel an Ben Mendelsohns Star Wars Kostüm. Einige junge Männer haben tatsächlich Hoodies an, weshalb Filmkritiker Mark Kermode den Film Robin Hoodie getauft hat.

Auch die Handlung erinnert an moderne Filme. Robin hat eine Doppelidentität als reicher Schüssel bei Tag und Rächer bei Nacht. Batman lässt grüssen. Der Film will krampfhaft cool sein und erklärt gleich zu Beginn in einem Voiceover Geschichte sei langweilig. Immerhin weiss man also, auf was man sich einlässt.
Aber die Handlung, die sollte dennoch Sinn ergeben. Da wäre zum Beispiel die Frage, warum John derjenige ist, der den Plot gegen den Sheriff lenkt, schliesslich dürfte er sich in Nottingham kaum auskennen. Aber das dürften die Drehbuchautoren auch nicht: Der Sheriff scheint praktisch allmächtig zu sein, die Aristokraten haben ihm nichts entgegenzusetzen, die Kirche hingegen ist allmächtig und wirkt wie eine Fantasyreligion.
Ben Mendelsohn hat das Wort 'subtil' aus seinem Vokabular gestrichen und brüllt als Sheriff Zeilen wie: „Ich werde dich in Schweineblut ertränken“, ohne die geringste Ironie. Da lobt man sich Alan Rickmans köstliche Interpretation aus dem Film von 1991 um so mehr. Ganz bizarr ist auch die Entscheidung, dem Sheriff eine Kindheit zu verpassen, deren prägendstes Element offenbar Misshandlungen im Waisenhaus waren, und diese Offenbarung danach komplett zu ignorieren.
‹Robin Hood› ergibt also auf gar keiner Ebene Sinn, doch das wäre noch zu vergeben, wenn der Film wenigstens Spass machen würde. Doch davon kann keine Rede sein.
‹Robin Hood› ist ab heute im Kino.
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