Aus finanziellen GründenRapperswil bleibt im Rennen um E-Scooter auf der Strecke
Rapperswil Zürichsee Tourismus wollte eine neue internationale Rennserie mit Elektro-Trottinetts an den Obersee holen. Doch das Rennen macht nun eine andere Schweizer Stadt.

Für Rapperswil Zürichsee Tourismus und den ortsansässigen Unternehmer Fabian Villiger ist es ein Dämpfer. Sie wollten einen neuen Event an den Obersee holen. Er sehe «extremes Potenzial» im Anlass, hatte Tourismuschef Simon Elsener im Frühling gesagt. Gemeint ist ein neu geplantes, weltweit ausgetragenes Rennformat: die eSkootr Championship (eSC). Dabei sollen speziell entwickelte elektronische Trottinetts mit bis zu 100 km/h durch Städte flitzen.
Projekt aus London
Hinter der Idee stecken Unternehmer aus London. Als Botschafter mit an Bord sind die ehemaligen Formel-1-Piloten Alexander Wurz und Lucas Di Grassi. Die Rennserie soll nicht nur Spektakel bieten. Sie soll auch die Vorzüge von elektronischer Mobilität im städtischen Raum einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen. So jedenfalls lautet das erklärte Ziel der Initiatoren.
«Es wäre wiederum ein Anlass, der Technologie visualisiert und uns als Technologiestandort in die Welt hinausträgt», sagte Elsener im März. Damit spielt er unter anderem auf Drohnenrennen an, welche schon in Rapperswil-Jona stattgefunden haben. Nun ist klar: Aus dem «wäre» wird kein «ist». Denn der Anlass wird nicht nach Rapperswil-Jona kommen. Das Rennen um die Austragung hat eine andere Stadt gemacht. Dies hat der Schweizer Lizenznehmer der Rennserie, Pascal Derron, Elsener und Villiger mitgeteilt.
Wo das Rennen ausgetragen werden soll, will Derron noch nicht verraten. Eine Kommunikation sei Anfang 2022 geplant. Stattfinden soll der Event in der Schweiz im Mai. Sofern Corona den Organisatoren keinen Strich durch die Rechnung macht.
Finanziell nicht mithalten
Gemäss Villiger und Elsener hat der gewählte Austragungsort Rapperswil-Jona primär finanziell ausgestochen. «Das Argument war, dass die andere Stadt dank hoher Sponsoringbeiträge ein sehr attraktives Angebot schnüren konnte», sagt Villiger. Da mitzuhalten, sei aus seiner Sicht nicht realistisch gewesen. Gleich schätzt die Situation Tourismuschef Elsener ein. Genaue Zahlen sind von niemandem zu erfahren. Aber Elsener sagt: «Es ging nicht nur um ein paar Zehntausend Franken.»

Lizenznehmer Derron will derweil nicht bestätigen, dass es primär ums Geld ging. Das Gesamtpaket stimme bei der anderen Stadt. Was er wiederum nicht als negative Aussage gegenüber Rapperswil-Jona gewertet haben will. Im Frühling hatte Derron insbesondere die Kulisse mit der Rapperswiler Altstadt und den Hochschulstandort als Trümpfe herausgehoben. Aber auch gesagt: «Ganz wichtig ist für uns, dass eine Stadt als Austragungsort klar hinter dem Anlass steht.»
Der Stadtrat von Rapperswil-Jona hatte Anfang Jahr grundsätzlich grünes Licht für den Anlass gegeben. Definitiv bewilligt war er aber noch nicht. «Der Stadtrat hätte eine Austragung in unserer Stadt begrüsst», schreibt die Stadt nun auf Anfrage. «Allerdings ist es für Rapperswil-Jona auch kein Drama, dass nun eine andere Stadt das Rennen gemacht hat. Den Organisatoren, die sich um die Kandidatur gekümmert haben, hätten wir einen Erfolg aber sehr gegönnt.»
Chance für Tourismus gesehen
Einerseits sei es ein positives Zeichen, dass Rapperswil-Jona überhaupt angefragt worden sei für das Rennen, meint Tourismuschef Elsener nun. Andererseits habe man einige Ressourcen eingesetzt für die erfolglose Kandidatur. Elsener spricht von einem tiefen fünfstelligen Betrag, wenn man die Arbeitsstunden mit einrechne. «Ich meine, das ist völlig im vertretbaren Rahmen.» Wäre Rapperswil-Jona zum Handkuss gekommen, hätte Elsener mit mehreren Hundert Übernachtungen in den Hotels der Stadt gerechnet – allein schon aufgrund der anreisenden Athleten und ihrer Entourage.
Die Formel-E-Rennen, die Lizenznehmer Derron als Teil einer internationalen Rennserie 2018 nach Zürich und 2019 nach Bern gebracht hatte, lockten je über 100’000 Zuschauende an. Die E-Scooter-Rennen sind eine Nummer kleiner angelegt. Die Organisatoren gehen aber von mehreren Tausend Zuschauenden vor Ort und einem potenziellen Millionenpublikum an den Bildschirmen weltweit aus.
Andere Events auf Agenda
Stattgefunden hätte das Rennen in Rapperswil-Jona laut Villiger und Elsener primär auf dem Gelände der Hochschule Ost. Die Strecke sei mit Derron abgelaufen und auch auf ihre Fernsehtauglichkeit überprüft worden. «Wir sind überzeugt, dass das Rennen von der Stadt her bewilligungsfähig gewesen wäre», sagt Elsener. Immerhin: Die Zusammenarbeit mit der Hochschule Ost habe Freude bereitet, und die Beziehung sei weiter vertieft worden, meint der Tourismuschef.
Elsener hofft nun, dass das bereits etablierte Drohnenrennen 2022 wieder physisch in Rapperswil-Jona stattfinden kann. Und auch der Ironman eine weitere Ausgabe erfährt. Ebenfalls wieder auf der Agenda steht 2022 das Seenachtsfest. «Es muss ja nicht jeder Event an den Obersee kommen», bilanziert Elsener mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
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