Geldblog: Special Purpose Acquisition CompanyPotenzial und Risiken von SPACs
Mit der VT5 wurde in der Schweiz nun die erste SPAC kotiert. Martin Spieler sagt, wie das Instrument funktioniert und was Anleger wissen sollten.

Mit VT5 ist jetzt eine SPAC an die Schweizer Börse. Das gabs bereits an den US-Börsen. Welche Risiken gehe ich bei solchen Firmen ein? Leserfrage von L.S.
Das Kürzel SPAC steht für Special Purpose Acquisition Company. Dahinter verbirgt sich eine Mantelfirma, die nur mit dem Ziel gegründet wurde, nicht an der Börse gehandelte andere Firmen zu übernehmen. Üblicherweise muss sich eine Firma nach der Gründung zuerst einige Jahr bewähren, bis sie in der Lage ist, die Anforderungen für eine Börsenkotierung zu erfüllen und bei den Investoren Kapital einsammeln zu können.
Solche SPACs gehen einen anderen Weg. Mittels Börsengang sammelt eine Mantelfirma Geld bei Investoren ein und erwirbt dann mit dem so zusammen gebrachten Geld eine andere Firma. Diese kommt dann über diese Mantelfirma an die Börse. Grosse Wellen geworfen hatten SPACs an der Wallstreet, wobei längst nicht alle Vehikel für die Anlegerinnen und Anleger ein Erfolg waren.
Mit der VT5 ist jetzt die erste SPAC auch in der Schweiz kotiert worden. Laut der Börsenbetreiberin SIX Group unterliegen Unternehmen, die als SPAC kotiert werden sollen, den gleichen Anforderungen wie andere an der SIX kotierten Gesellschaften, jedoch angepasst an die besonderen Eigenschaften einer SPAC und unter Wahrung eines angemessenen Grades an Anlegerschutz: «Die regulatorischen Offenlegungspflichten für SPACs sowohl beim Börsengang als auch zum Zeitpunkt der Zieltransaktion sollen Anlegern alle Informationen zur Verfügung stellen, die für fundierte Anlageentscheidungen erforderlich sind.»
Faktisch vertrauen Sie der Expertise jener Leute, welche die SPAC initiiert haben und diese führen.
Firmen, die an die Börse wollen, haben über die SPACs eine weitere Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen. Die über ein solches Vehikel angestrebte Akquisition muss ziemlich rasch erfolgen, da die Dauer der SPAC laut SIX auf maximal drei Jahre beschränkt ist. Das im Rahmen des Börsenganges eingesammelte Geld muss zunächst auf einem Treuhandkonto einer Bank deponiert werden. Zudem muss die Mantelfirma allen Aktionären ein grundsätzliches Rückgaberecht in Bezug auf die Aktien einräumen, die beim Börsengang gekauft wurden.
Wenn Sie als Anleger in eine solche SPAC investieren, tragen Sie neben dem üblichen Anlagerisiko ein zusätzliches Risiko, weil Sie noch nicht wissen, welche Firma mit dem eingesammelten Geld erworben wird. Kritisch gesagt kaufen Sie die Katze im Sacke. Positiv gesagt kaufen Sie die Chance, sich an einer attraktiven Firma zu beteiligen, die vielleicht eine hohe Rendite bringt. Garantiert ist dies aber keineswegs, zumal die SPAC bei der Akquisition unter Zeitdruck ist und nur maximal 3 Jahre Zeit hat. Faktisch vertrauen Sie der Expertise jener Leute, welche die SPAC initiiert haben und diese führen.
Im Falle von VT5 handelt es sich um die Beteiligungsgesellschaft Veraison, welche als aktivistischer Investor schon einige Erfolge erreicht hatte. VT5 hat angekündigt, dass sie in den kommenden 24 Monaten eine oder mehrere operative Firmen kaufen will und auch selbst über 20 Millionen Franken in die SPAC investiert hat. Verwaltungsratspräsident der VT5 ist Heinz Kundert. Er war CEO der an der Schweizer Börse gehandelt VAT Group, welche den Investoren viele Freude gemacht hat und dank Technologieführerschaft zu den innovativsten Börsenfirmen hierzulande zählt.
Kundert weiss, was es braucht, damit eine Firma technologisch, aber auch am Kapitalmarkt Erfolg hat. Eine Garantie für einen Anlageerfolg haben Sie deswegen trotzdem nicht. Trotz unbestrittener Expertise der VT5-Leute nehmen Sie viele Unbekannte in Kauf, womit ein Engagement aus meiner Sicht nur für Anleger mit hoher Risikobereitschaft infrage kommt.
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