Poesie und der Löwe im Käfig
Was die Präsentation von Arno Del Curto als neuer ZSC-Coach mit jener des neuen Albums von Pippo Pollina verbindet.

Zürich rockt und musiziert an diesem Tag. Es waren aber nicht die Rolling Stones, die nochmals ins Hallenstadion zurückkehrten. Es kam ein anderer Rocker – der Rocker des Eishockeys, Arno Del Curto.
Er sass im Hallenstadion vorne im überfüllten Medienraum, viele Mikrofone vor sich. Er wirkte angespannt, ernsthaft und bemüht seriös, ohne den Schalk, den er sonst hat, im weissen Hemd und Sakko, was er sonst nie trägt. Solche Auftritte liebt er nicht und gab es auch nie in den 22 Jahren im Arno-Land in Davos. Er war anders, eher der Lion King im Käfig. Doch alle wollen, dass es mit ihm wieder wild und rockig werden wird wie damals in der verrauchten Halle in Zürich-Nord.
Genau zur gleichen Stunde an diesem Nachmittag, in einem Haus in einem Hinterhof im Zürcher Seefeld, sassen drei Musiker: ein Sizilianer, der seit langem in Zürich wohnt, und zwei Bayern – Pippo Pollina, Werner Schmidbauer und Martin Kälberer. Sie waren da, um ihre CD vorzustellen, «Süden II» heisst sie, weil es vor Jahren ein «Süden» gab, und das neue Album ist voller Sehnsucht, aber auch Ernsthaftigkeit, mit den grossen Problemen und Themen unserer Zeit, den Menschen aus dem Süden, die zu uns kommen.
Del Curto auf dem Podium, die drei in Pollinas Musikzimmer, mit einem Piano und vielen Büchern und CDs an der Wand. Geladen waren an beiden Orten die Journalisten, um Neues zu erfahren, über Puck und Poesie. An einem Ort war es das übliche Spiel mit Fragen und Antworten, per Livestream in die Welt hinausgetragen, am anderen war es ein intimer Rahmen, man hockte im Kreis herum, plauderte, erzählte, schwieg auch, und zwischendurch sangen und spielten die drei Liedermacher, auf Italienisch und Bayerisch.
Video: Präsentation von «Süden II» im Musikzimmer
Pollina, mit ähnlicher Brille wie Del Curto, hatte Schmidbauer einst kennen gelernt, weil er an dessen Wohnort, Bad Aibling, ein Konzert gab. Die Saite seiner Gitarre streikte, und er, mehr spasshalber, fragte, ob jemand vielleicht helfen könne – Schmidbauer sass an diesem Abend im Publikum, ging auf die Bühne, stellte sich vor, reparierte, und die beiden sangen zusammen gleich ein Lied.
Die drei, die jetzt Freunde sind und bis im August 53 Konzerte geben, hätten ohne die kaputte Saite nie zusammengefunden. Weil der HC Lugano in der Not ebenfalls Del Curto wollte, ein verlockendes Angebot machte, aber den Termin zu lange vage liess, kam der ZSC zuvor. Manchmal sind die Dinge nicht, wie sie scheinen. Nicht logisch, nur zufällig.
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