Nachruf auf eine TV-LegendePeter Achten, der Mann vor Ort
Bekannt geworden war der Fernsehjournalist als «Tagesschau»-Moderator und Asien-Korrespondent. Aber sein Rüstzeug hatte er sich als Lokalreporter in Basel geholt. Er ist im Alter von 82 Jahren gestorben.

Es war 1969, als ich Peter Achten kennen und als Kollege schätzen lernte. Die Basler Verkehrsbetriebe erhöhten damals massiv ihre Tarife. Das rief die Progressiven Organisationen POB und Studenten auf den Plan. Sie besetzten während Tagen immer wieder die Tramschienen und blockierten so den Trambetrieb. Sie wünschten ein Gratistram. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Peter Achten verfolgte mit seinem Sohn aus Distanz, wie er uns später erklärte, eine dieser Demonstrationen. Dennoch geriet er ins Gewühl der Auseinandersetzung und wurde unversehens Opfer des massiven Polizeieinsatzes. Er bekam einen wuchtigen Schlag ins Gesicht. Das wollte er öffentlich machen, schrieb einen Bericht für die damaligen «Basler Nachrichten», für die er als lokaler Mitarbeiter tätig war.
Unerschütterlicher Gerechtigkeitssinn
Die damals stark bürgerlich ausgerichtete Redaktion wollte die Geschichte aber nicht publizieren. Peter liess nicht locker, sprach bei uns vor, bei der Konkurrenz, der damaligen linksliberalen «National-Zeitung», zeigte seine Verletzung, auch seine Betroffenheit. Eines kam schon damals zum Vorschein: sein unerschütterlicher Gerechtigkeitssinn. Öffentlich musste werden, was die Grenzen überschreitet. Wir folgten ihm. Er nahm die Konsequenzen in Kauf.
Bei seiner steilen, erfolgreichen und auch langjährigen Karriere hat er seine Anfänge, seine Lehrzeit nie ausser Acht gelassen, wie er in einem Interview darlegte: «Ich bin nach wie vor überzeugt, dass man das beste Rüstzeug für meinen Beruf im Lokal- und Regionaljournalismus erwirbt. Berichte ich aus China, kann ich doch schreiben, was ich will – ganz anders aber, wenn ich über Ereignisse aus der nächsten Umgebung der Leser schreibe.»

Peter Achten hatte besondere Gaben, die man bei Journalisten ganz selten findet. Er bewies sich als Chef einer Redaktion, er reüssierte als Moderator, bei «Schweiz aktuell», später beim Flaggschiff des Schweizer Fernsehens, bei der «Tagesschau». Er setzte sich durch als Einzelkämpfer, als Korrespondent in Peking, in Washington und wieder in Peking.
Begeisternd und anspruchsvoll als Chef
Peter war ein suchender Mensch. Sich selbst bezeichnete er einmal als «Hansdampf in allen Gassen». Er fühle sich überall schnell wohl, aber nirgends richtig zu Hause. Und tatsächlich: Er kam auch überall immer schnell zurecht. Seine Mitarbeitenden konnte er begeistern, einigen war er manchmal auch zu anspruchsvoll, zu schnell.
Er blieb nie stehen, er wollte mehr wissen, er wollte die Ereignisse hautnah erleben, er wollte vor Ort sein als junger Journalist; selbst als gestandener, erfolgreicher Moderator suchte er die Herausforderung an Ort und Stelle als Korrespondent. Er bleibt so ein Vorbild gerade für uns Journalistinnen und Journalisten in der Zeit der neuen Medien, wo alles greifbar, alles gesucht und gefunden werden kann im Internet von der geschützten Redaktion aus. Das hat Peter Achten nie genügt. Er wollte immer mehr: Unmittelbarkeit.
Peter Achten sei am 26. März im Alter von 82 Jahren friedlich eingeschlafen, wie einer Todesanzeige seiner Familie in der NZZ vom Donnerstag zu entnehmen ist.
* Anton Schaller (78) war Chef der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens SRF, ein Kollege von Peter Achten.
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