Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kritik an Pestizidprüfung
Wie riskant ist der Biss in den Apfel?

Nahaufnahme einer Frau, die in einen Apfel beisst, aufgenommen in Berlin am 13. April 2020.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Das Misstrauen gegenüber Pestiziden sitzt bei vielen Menschen tief. Kein Wunder, denn die Chemikalien sind eine ambivalente Angelegenheit: Sie schützen Kulturpflanzen vor Schädlingen und sichern der Landwirtschaft so Erträge. Gleichzeitig bergen die Pflanzenschutzmittel das Risiko, Umwelt und Menschen zu schädigen. 

Die rigorose Prüfung der Substanzen ist deshalb unabdingbar. Recherchen lassen nun aber Zweifel daran aufkommen, ob dies tatsächlich auch geschieht. Ein Insider erklärt gegenüber dieser Redaktion, dass bei der Zulassung seit Jahrzehnten oft Kriterien angewendet würden, die wissenschaftlichen Standards nicht genügten und so die öffentliche Gesundheit gefährden könnten. 

Das ist beunruhigend, denn die Kritik kommt nicht von einem grundsätzlichen Gegner von Pestiziden. Toxikologe Jürg Zarn ist seit Jahrzehnten im Bereich der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln als Experte tätig – beim Bund und bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Er kennt die Details, auf die es vor allem bei den toxikologischen Prüfverfahren mit Versuchstieren ankommt. Wir tun deshalb gut daran, die Kritik ernst zu nehmen. 

Es geht nicht darum, in Panik zu verfallen. Es fällt niemand tot um, wenn er oder sie einen gespritzten Apfel isst. Es geht weniger um eine individuelle Gefährdung als um die mögliche Erhöhung bestehender Risiken auf der Ebene der Gesamtbevölkerung. Pestizide werden beispielsweise als Ursache für die Zunahme von Krebs bei Jungen oder von Unfruchtbarkeit diskutiert. 

Die Behörden beginnen erst jetzt, sich um die Missstände zu kümmern – allerdings noch zu zögerlich. Das zuständige Bundesamt kann sich dabei hinter der entsprechenden EU-Stelle verstecken, denn die Schweiz übernimmt auf eigenen Wunsch die europäischen Zulassungen. Es bleibt zu hoffen, dass jetzt auf schnelle und wirkungsvolle Verbesserungen hingewirkt wird. Der Schaden ist allerdings bereits angerichtet, schliesslich weisen Kritiker schon auf die Probleme hin. Kein Wunder, wenn das Misstrauen gegenüber Pestiziden weiter wächst.