Auf sportlichen Abwegen durchs Piemont
Das Piemont? Natürlich kennt man das Piemont. Aber Cuneo? Im Südwesten, wenige Kilometer von Frankreich entfernt, wartet die drittgrösste Provinz Italiens mit Alptälern, riesigen Kuppeln und einem beeindruckenden Lichterfest auf.

Der Hintern tut weh. Dabei ist das Mountainbike sogar batteriebetrieben und die 20 Kilometer auf der Via del Sale lassen sich miterstaunlich wenig Kraftaufwand bewältigen. Eine gepolsterte Fahrradhose ist trotzdem absolut empfehlenswert, zumal die Wege natürlich nicht geteert sind.
Nun ja, Anfängerfehler. Die fantastische Aussicht bis hin zum Monte Viso lässt sich auch im Stehen geniessen. Gestartet sind wir ob Limone Piemonte, rund eine Stunde von Cuneo entfernt, das die Basis der piemontesischen Erkundungsreise darstellt.
Felsbogen und River-Rafting
Das Mittagessen in der Berghütte Rifugio Don Barbera lässt den Hintern vergessen. Italienischer Käse, Schinken und eine grosse Pfanne Pasta mit frischen Kräutern, die mitten auf dem Tisch landet. Nach ausgiebiger Pause treten wir den Rückweg an, zurück auf den Sattel und vorbei an den Autos, die hier leider nur an einzelnen Tagen ganz aus der Natur verbannt sind.
Wer bei Piemont an nette Rebhügel denkt, lernt in den Seealpen eine andere Seite der Provinz kennen – eine mit sportlichen Herausforderungen. Nebst dem Mountainbike, mit oder ohne Batterie, lässt sich hier auch ausgiebig wandern. Etwa vom Valle Stura aus. Paolo, unser Guide von Global Mountain, passt sein Tempo so an, dass auch Gelegenheitswanderer mithalten können.
Nach 700 Höhenmeter geht es über die Krete, ein Schild kündigt den Mercantour-Nationalpark an und wir betreten französischen Boden. Von hier aus sieht man über die von Bergen umgebenen Lacs des Vens, der Aufstieg hat sich gelohnt. Ebenfalls beeindruckend ist ein natürlicher Felsbogen, den Paolo kurzerhand erklettert. Wir bewundern ihn – Bogen und Guide – vom sicheren Boden aus.
Wer Action vorzieht, wird im Sturatal auch fündig. River-Rafting und Kanufahrten können hier gebucht werden. Etwa im Stiera Village, ein Campingplatz direkt am Fluss gelegen. Die Pfadfinder sind regelmässige Besucher hier und ganze Familienclans schlagen ihre Zelte jedes Jahr an denselben Stellen auf.
«Illuminata» im Juli
Wer im Juli nach Cuneo reist, sollte die Chance packen, das Lichter- und Musikfest «Illuminata» zu besuchen. Einmal im Jahr leuchtet die Altstadt während zehn Tagen jeden Abend auf. Millionen von Lämpchen verwandeln Strassen in Lichtertunnel, die ihre Muster und Formen im Rhythmus der Musik aufleuchten lassen.

Wer auf der Piazza Galimberti eine gute Position erwischen will, dem sei es empfohlen, sich zeitig einzufinden. Denn Touristen und Einwohner aus den Nachbarorten reisen gleichermassen dafür an.
Im Städtchen Cuneo gibt es aber auch abseits von Festivitäten einiges zu sehen. So lohnt sich beispielsweise ein Besuch auf dem Markt, der sich über den Dorfplatz und einige Nebenstrassen erstreckt. Wie es vielen italienischen Märkten eigen ist, gibt es hier von Kleidung über Unterhaltungsartikel, frische Lebensmittel bis zu regionalen und hausgemachten Spezialitäten alles zu erstehen.
Schleckmäulern seien die Cuneesi empfohlen, aussen Schokolade, innen fast jede Füllung, die das Herz begehrt. Ganze Ladentheken füllen die unterschiedlichen Sorten. Die klassische Variante enthält Rum, aber auch Barolo, Kastanien, Limoncello oder Zimt sind zu finden. Probiererli gibts fast immer.
Am Nachmittag bietet sich ein Spaziergang durch die Arkaden der Altstadt an. Espresso hier, Gelato dort und auch kulturell kann Cuneo mit Kathedrale, Kloster, Synagoge und verschiedenen Palazzi mit bekannteren Städten durchaus mithalten.
Die grösste Ellipse der Welt
Eine knappe Autostunde entfernt wartet in Vicoforte noch Imposanteres: die grösste elliptische Kuppel der Welt. 35 Meter im Durchmesser beträgt sie und deckt die Basilica Regina Montis Regalis. Das Spezielle: Man kann die 6000 Quadratmeter Fresken, die die Kuppel schmücken, nicht nur mit in den Nacken gelegtem Kopf bestaunen, sondern darf zu ihnen aufsteigen.
Dafür braucht es allerdings Sicherheitsmassnahmen wie Fallschutzweste und Helm. Auch müssen wir Aufstiegswilligen zuerst am Boden einen Beweglichkeitstest machen. Denn je höher man in die Kuppel steigt, desto enger und steiler werden die Treppen, bis sie zum Schluss eher Leitern gleichen.
Zwei Guides haben die Gruppe vorne wie hinten im Auge und an den steilsten Stellen klinken sie die Westen in eine geführte Bahn ein. Sanftes Auf- und Absteigen erlaubt der Mechanismus, bei ruckartigen Bewegungen blockiert er sofort. Das ist beruhigend zu wissen.
Die Dimensionen der Kuppel und der Fresken erschliessen sich einem erst so richtig, wenn man direkt darunter steht. Auch hinter den Kulissen ist es spannend, die Kuppel selbst ist nur durch Holzbalken gestützt. Die Aussicht von zuoberst gäbe auch hier tolle Bilder ab, wenn man die Kamera nicht zu Sicherheitszwecken in eine Plastikumhängetasche packen müsste. So sind wir gezwungen, im Moment zu geniessen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch