Wenn das Schwingfest zur Familiensache wird
Am Sonntag findet in der Sportanlage Lido in Rapperswil das 103. St. Galler Kantonalschwingfest statt. Ein besonderer Tag für Familie Oertig aus Uznach, die mit dem Schwingsport eng verbunden ist und sich seit Jahren aktiv engagiert.

Seiner Mutter wäre es eigentlich lieber gewesen, er wäre Musikant geworden. Doch der Bauernbub Hans Oertig hatte anderes im Sinn. In den Sechziger- und Siebzigerjahren fand am Uznaberg direkt vor dem elterlichen Hof alljährlich das Uznaberger Hoselüpfle statt. Hans Oertig fand Gefallen am Sport und an der Atmosphäre am Fest. Davon inspiriert, trat er 1976 dem Schwingerverband Rapperswil und Umgebung bei – zusammen mit seinen Schulkollegen Martin Kessler von der Frohen Aussicht und Jakob Rüegg aus dem Täli.
Seither ist Hans Oertig dem Schwingsport treu geblieben. Bis zu seinem Rücktritt als aktiver Schwinger 1997 hat er sich 30 Kränze erkämpft. Anschliessend blieb er dem Schwingerverband während vielen Jahren als Kampfrichter und Kursleiter erhalten. Das grosse Engagement wurde mit der Ehrenmitgliedschaft belohnt.
Dass Hans Oertig beim Schwingen auch seine Frau Marlen kennen lernte, erstaunt bei dieser Biografie nicht. 1993 war es, am Verbandsschwingfest in Rufi. Marlen war als Helferin engagiert. «Nach dem Schlussgang geht man normalerweise ja nicht direkt nach Hause», erklärt Hans Oertig mit einem Augenzwinkern. Beim Kafi in der Festbeiz lernte man sich kennen.
Die ganze Familieist engagiert
Das Glück hatte Bestand: Hans und Marlen gründeten eine Familie. Auf Sohn Dominik (22) folgten drei Töchter: Sonja (21), Julia (19) und Selina (18). Fortan war das Schwingen das Hobby der ganzen Familie. «Wir tollten schon in den Windeln im Sägemehl herum», scherzt Dominik. Heute zählt er zu den Hoffnungsträgern des Rapperswiler Verbands. In seiner bisherigen Karriere konnte er bereits sechs Kränze für sich verbuchen. Besonders stolz ist er auf den Kranz vom diesjährigen Zuger Kantonalschwingfest. Den gleichen Erfolg feierte Vater Hans vor 27 Jahren im Zugerland.
Doch nicht nur die Männer, auch die Damen aus dem Hause Oertig haben sich in den vergangenen Jahren um den Schwingsport verdient gemacht. Seit fast 25 Jahren hilft Marlen beim Rickenschwinget mit, und auch Sonja, Selina und Julia packen am traditionellen Anlass tüchtig mit an. «An einem Schwingfest schätze ich vor allem die friedliche und kameradschaftliche Stimmung», erklärt Marlen Oertig.
Am Sonntag findet in der Sportanlage Lido in Rapperswil das 103. St. Galler Kantonalschwingfest statt. Für Familie Oertig ist dies ein ganz besonderer Tag. Während Vater Hans beim Aufbau mit anpackt, arbeitet Dominik im Sägemehl für seinen siebten Kranz.
Endlich selbst Ehrendame sein
Eine besonders ehrenvolle Aufgabe kommt auf die Töchter Sonja, Selina und Julia zu. Sie sind drei der acht Ehrendamen, die den Festsieger sowie die anderen erfolgreichen Schwinger krönen dürfen. Den begehrten Kranz erhalten 15 bis 18 Prozent der teilnehmenden Schwinger, in der Regel diejenigen mit mindestens 56,50 von maximal 60 möglichen Punkten auf dem Notenblatt.
Für die drei jungen Frauen geht mit dieser Aufgabe ein Traum in Erfüllung. Während all der Schwingfeste, die sie in den vergangenen Jahren besucht haben, haben sie immer ein bisschen für die Ehrendamen geschwärmt – «weil sie so festlich angezogen sind und einen besonderen Charme versprühen». Auch eine Friseurin, die sich um die Haarpracht der Ehrendamen kümmert, kommt extra auf den Platz, fast wie an einer Hochzeit.
Und wer weiss: Vielleicht gelingt sogar das Wunder – und Dominik verdient am Sonntag in Rapperswil-Jona tatsächlich seinen siebten Kranz – überreicht von einer seiner drei Schwestern.
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