Standing Ovation für das Jugendorchester Il Mosaico
Das Jugendorchester Il Mosaico der Kanti Wattwil spielte zwei Meilensteine des sinfonischen Repertoires: das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven mit Solistin Esther Hoppe, einer der gefragtesten Schweizer Geigerinnen, und die 2. Sinfonie von Johannes Brahms.

Anders als Johannes Brahms' zweite Sinfonie, die schon bei der Uraufführung 1877 enthusiastisch aufgenommen wurde, wartete Beethovens 1806 uraufgeführtes Violinkonzert fast dreissig Jahre auf angemessenen Erfolg.
Früher, so kann man lesen, habe dem Konzert – mittlerweile ein zentrales Werk der Sololiteratur – sogar der Ruf «unspielbar» angehaftet. Allerdings nicht, weil der Solopart speziell virtuos wäre, zumindest wenn man von der von Esther Hoppe gespielten Kreisler-Kadenz absieht, sondern vielmehr, weil er interpretatorisch sehr anspruchsvoll ist. Doch die junge Solistin zeigte sich der Aufgabe gewachsen. Beseelt liess sie ihre Geige singen, sodass die zahlreichen Modulationen der Themata die grosse Tiefe des Werks zum Ausdruck brachten.
Ganz besonders berührte der schlanke, wendige, warme Geigenklang im zweiten Satz. Und den mit seinem spritzigen 6/8-Thema, den gebrochenen Akkorden und den virtuosen Doppelgriffen wohl technisch anspruchsvollsten Satz, das Rondo, spielte Hoppe leicht und lebendig.
Harmonie von Solistin und Orchester
Auch das Jugendorchester Il Mosaico wuchs über sich hinaus. Sein Spiel und das der Solistin verwoben sich zu einem harmonischen Ganzen. Natürlich, sie haben schon mehrfach zusammen musiziert, aber was heisst das denn, wenn man bedenkt, dass sich die Besetzung des Orchesters alle paar Jahre vollständig erneuert?
Nun, der Orchesterpart sei technisch gar nicht so schwierig, sagt Dirigent Hermann Ostendarp. Das Wechselspiel mit der Solistin hingegen, das sei heikel. Doch die jungen Musizierenden bräuchten die Herausforderung, solange sie nicht zur Überforderung werde. So könnten sie bei der Stange gehalten werden und seien motiviert, die intensive Probearbeit, die für dieses Konzert gut drei Monate dauerte, und das einwöchige Musiklager durchzustehen.
Grosse Begeisterung für Brahms
Auch Brahms' zweite Sinfonie, in einer meist heiteren, pastoralen Grundstimmung gehalten und oft als seine populärste Sinfonie angesehen, riss das Konzertpublikum mit sich. Und sie gab der ganzen Besetzung des Orchesters die Gelegenheit zu zeigen, was sie draufhat: im Hauptthema des 1. Satzes den Celli und Kontrabässen, die sich mit den Hörnern und Holzbläsern abwechselten.
Schicksalsschwer dann der dreimalige Einsatz von Pauke, Posaune und Tuba. Leicht und wie aus einem Guss das melodiöse Thema der Geigen und wie eine Brandung das Seitenthema der Bratschen und Celli. Vor dem Schlussakkord schliesslich liessen die Trompeten den 1. Satz weich ausklingen.
Das Orchester konnte den Spannungsbogen halten – über den 2. Satz, in dem die Celli, die Hörner und Holzbläser ihre exponierten Stellen mit Bravour meisterten – über den spannenden 3. Satz mit dem wunderschönen, von den Oboen präsentierten Hauptthema und dem präzis gespielten Staccato der Streicher – bis zum fulminanten Schluss der Sinfonie, der mit seinem Fortissimo den Raum der evangelisch-rformierten Kirche in Rapperswil fast sprengte.
Die Standing Ovation hatten das Orchester, sein Dirigent Hermann Ostendarp und die für die Einstudierung der Bläser verantwortlichen Wilfried Stillhard, David Jud und Martin Winiger mehr als verdient.
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