Ueli Dobler ist der Überflieger
Keiner der fünf Kandidaten hat im ersten Wahlgang das absolute Mehr erreicht. Favorit für den zweiten Wahlgang am 21. Mai ist Ueli Dobler (CVP). Während der zweitplatzierte Ramiz Ibrahimovic (Jungfreisinnige) nochmals antritt, haben sich die übrigen Kandidaten noch nicht entschieden.
Unglaublich froh sei er über das gute Resultat, sagt Ueli Dobler. Dem CVP-Mann fehlten im gestrigen ersten Wahlgang zwar auch rund 600 Stimmen zum absoluten Mehr. Mit seinen 2785 Stimmen liess er aber die anderen vier Kandidaten weit hinter sich. Für den 53-jährigen Dobler ist denn auch bereits klar: Er wird im zweiten Wahlgang am 21. Mai wieder antreten. Die gestrige Ersatzwahl war nötig geworden, weil der als Stadtrat gewählte Martin Stöckling (FDP) Anfang November das Stadtpräsidium erobert hatte.
Den Vormittag des Wahlsonntags verbrachte Dobler damit, seine eigenen Wahlplakate abzuhängen. «Die nassen habe ich zum Trocknen gelegt, ich werde sie ja nochmals brauchen.» Die Bewilligung des Kantons hat Dobler in weiser Voraussicht gleich für beide Wahlgänge eingeholt. Schon in 14 Tagen gehts wieder ans Aufstellen. Dobler, der im Wägital zur Welt kam, ist nicht entgangen, dass bis dann das Gras in den Wiesen schon recht hoch stehen könnte. Mit den Bauern, auf deren Land er seine Plakate stellen will, wird er darum noch einmal das Gespräch suchen. Er will keinem das Land zertrampeln.
«Ich bin sehr verankert»
Der gelernte Zimmermann, der heute stellvertretender Geschäftsführer eines mittelständischen Betriebs ist, eroberte über 40 Prozent der Stimmen und konnte damit über das CVP-Lager hinaus punkten. Er betrachte das in erster Linie als Resultat für seine Person, nicht für seine Partei, sagt er. «Ich bin sehr verankert und habe schon viel für die Stadt gemacht.»
Dobler ist seit bald drei Jahrzehnten Mitglied der Feuerwehr und dient ihr heute als Vizekommandant. Der CVP-Mann kann sich reelle Chancen ausrechnen, in zwei Monaten den letzten Sitz im siebenköpfigen Stadtrat zu erobern. Nach der Abwahl von Stadtpräsident Erich Zoller im vergangenen November stellt die CVP zurzeit mit Roland Manhart nur noch einen Vertreter in der Exekutive.
Ibrahimovic tritt wieder an
Den zweiten Platz eroberte in der gestrigen Ersatzwahl der Jungfreisinnige Ramiz Ibrahimovic. Mit 1132 Stimmen liegt er zwar weit hinter Ueli Dobler zurück, und sein Vorsprung auf den Drittplatzierten Eduard Hirschi beträgt nur 20 Stimmen. Ibrahimovic ist dennoch zufrieden. «Die Bevölkerung will junge und liberale Politiker im Stadtrat», analysiert er. Dem vorläufigen Sieger Ueli Dobler attestiert Ibrahimovic ein starkes Netzwerk. «Er hatte aber auch länger Zeit als ich, eines aufzubauen.» Ibrahimovic, der als Kind mit seinen Eltern vor dem Krieg in Bosnien in die Schweiz floh, wollte sich gestern zunächst noch nicht festlegen, ob er im zweiten Wahlgang noch einmal antritt. Man wolle das Resultat eine Nacht überschlafen und dann entscheiden, hiess es bei den Jungfreisinnigen. Am späten Nachmittag dann die Mitteilung: Ramiz Ibrahimovic tritt noch einmal an. Das zweitbeste Resultat sei mehr als ein Achtungserfolg und für den Kandidaten Motivation und Verpflichtung.
«Die GLP hat heute mit den grossen Parteien FDP und SP gleichziehen können.»
Auf dem dritten Platz liegt der Newcomer Eduard Hirschi (SP). Der Inhaber des Rapperswiler Buchladens Bücher-Spatz ist mit seinen 1112 Stimmen sehr zufrieden. «Ich habe mit 1111 Stimmen das schönste Resultat erreicht», sagt er und lacht. «Die 1112. Stimme ist von mir.» Hirschi ist von seinem guten Abschneiden aber auch sehr überrascht. «Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte den zweiten Platz erreicht.» Manche Beobachter dürfte auch erstaunen, dass Hirschi den ehemaligen Kantonsrat Nils Rickert (GLP) hinter sich liess.
Worauf führt der SP-Politiker sein gutes Resultat zurück? «Ich bin der richtige Mann mit der richtigen Partei und der richtigen Einstellung.» Hirschi will dafür einstehen, dass die SP wieder im Stadtrat vertreten ist. Das sei nötig, denn das gute Abschneiden der Kandidaten Dobler und Ibrahimovic zeige, dass Rapperswil-Jona «halt schon sehr bürgerlich ist und es auch bleiben will».
Hinsichtlich des zweiten Wahlgangs zeigt sich Eduard Hirschi kampflustig: «Wir müssen nun überlegen, wie wir die fehlenden 1700 Stimmen, die mich von Ueli Dobler trennen, aufholen können.» Er werde das gemeinsam mit seiner Partei anschauen und sich eine Strategie zurechtlegen. Hirschi findet, die Parteien sollten sich absprechen und gemeinsam einen Kandidaten bestimmen, der es mit Ueli Dobler aufnehmen könne.
Der unglückliche Vierte
Den grünliberalen Kandidaten Nils Rickert ärgern vor allem die 44 Stimmen, die ihn vom Drittplatzierten Eduard Hirschi trennen. «Ich hätte mir ein paar Prozentpunkte mehr gewünscht.» Dass der ehemalige Kantonsrat aufgrund eines Ferienaufenthalts erst spät in den Wahlkampf eingestiegen ist, habe ihm sicher nicht geholfen, vermutet er. Ausserdem verfüge seine Partei lediglich über «einen Bruchteil des Budgets der FDP».
Grundsätzlich sei er jedoch mit seinen 1068 Stimmen zufrieden, sagt Nils Rickert. Der Kommunikationsfachmann zieht den Vergleich mit den Kantonsratswahlen von 2016: Während die GLP damals lediglich 7,5 Prozent der Stimmen erzielt habe, seien es nun 16 Prozent. «Die GLP hat heute mit den grossen Parteien FDP und SP gleichziehen können.» Ausserdem sei deutlich geworden, dass er als Person weit über die Parteigrenzen hinaus mobilisieren könne. Es sei aber von Anfang an klar gewesen, dass er nicht als Favorit in dieses Rennen steigen würde. Ob er für den zweiten Wahlgang antritt, wusste Nils Rickert gestern Nachmittag noch nicht. Nach einer kleinen Wahlfeier, welche seine Partei für Sonntagabend geplant habe, müsse man die Situation analysieren.
Bunjaku verliert Stimmen
Der parteilose Betim Bunjaku, der bereits zum dritten Mal einen Stadtratssitz zu erobern versuchte, hatte etwas mehr erwartet, wie er sagt. Mit 594 Stimmen bildet er nach dem ersten Wahlgang das Schlusslicht der fünf Kandidaten. «Im Verhältnis zur Stimmbeteiligung hätte ich ungefähr 1300 Stimmen erzielen sollen», rechnet Bunjaku vor. In der Tat ist sein Resultat, verglichen mit den Wahlgängen im vergangenen September beziehungsweise November, nicht sehr gut. Am 25. November hatte der unabhängige Bunjaku, der mit dem Slogan «Ich bin keinem en Gfallä schuldig» für sich warb, 2038 Stimmen erzielt, am 6. November immerhin noch 1514 Stimmen. Bei beiden Wahlgängen lag die Beteiligung mit 49,4 Prozent beziehungsweise 54,1 Prozent deutlich höher als gestern, als nur 38,5 Prozent aller Wahlberechtigten an die Urne gingen.
Bunjaku glaubt, seine Parteilosigkeit könnte ihm diesmal geschadet haben: «Wer einen jungen Kandidaten wählen wollte, hat sich offensichtlich für denjenigen mit Parteizugehörigkeit entschieden.» Ob er für den zweiten Wahlgang erneut antritt, liess Bunjaku gestern noch offen.
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