Die Kandidatensuche hat begonnen
In Uznach, Gommiswald und Weesen suchen Parteien und Bürgervertretungen gemeinsam nach einem Gemeindepräsidenten.

Der Entwurf für das Stelleninserat besteht schon, ein provisorischer Zeitplan auch. Heute Abend will sich in Gommiswald der überparteiliche Wahlausschuss offiziell konstituieren, der geeignete Kandidaten für die Nachfolge von Peter Göldi (CVP) als Gemeindepräsident portieren will. Mit dabei sollen auf jeden Fall die Ortsparteien FDP, CVP und SVP sein, wie FDP-Präsident Urs Metzger sagt.
In Weesen findet die Ersatzwahl für den zurücktretenden parteilosen Mario Fedi bereits am 24. April statt. Weil in der 1600-Seelen-Gemeinde keine Ortsparteien mehr aktiv sind, hat das Forum Weesen ein Wahlgremium gegründet. Dieses setzt sich aus Vertretern des Gemeinderates, der GPK, der Bürgerschaft, Verwaltung und des Primarschulrates zusammen. Das Wahlgremium hat ein Anforderungspro-fil definiert, an dem alle Kandidaten gemessen werden sollen, und will in einem einheitlichen Prozess einen geeigneten Kandidaten nominieren.
Schon in der zweiten Novemberhälfte hat sich in Uznach der Überparteiliche Wahlausschuss Gemeindepräsidium Uznach konstituiert. Ihm gehören je zwei Vertreter der Ortsparteien von FDP, CVP, SVP und SP an. Ein Gemeindepräsidium sei nicht primär ein parteipolitisches Amt, sagt Kurt Hollenstein von der SP-Ortspartei und Sprecher des Wahlausschusses. Die Ortsparteien hätten deshalb den Dialog gesucht zur Frage, ob sie sich auf ein gemeinsames Anforderungsprofil einigen können.
Ganz neu ist das Vorgehen nicht. Schon vor zwölf Jahren, als der jetzt abtretende Erwin Camenisch zum neuen Gemeindepräsidenten gewählt wurde, wollten die Uzner Parteien zunächst gemeinsam nach Kandidaten suchen. Die CVP entschied sich dann aber, mit Peter Blöchlinger einen eigenen Kandidaten zu nominieren. FDP und SVP unterstützten den auswärtigen Rudolf Müller, das Rennen machte im zweiten Wahlgang schliesslich SP-Politiker Erwin Camenisch, der zuvor schon jahrelang Mitglied im Uzner Gemeinderat gewesen war.
Schwierige Suche
Dass die Parteien zusammenspannen, hat auch damit zu tun, dass es schwieriger geworden ist, geeignete Kandidaten zu finden. Notabene aus der eigenen Gemeinde. In Uznach und Weesen haben die Wahlkomitees deshalb ein Inserat in den Regionalmedien, im Amtsblatt, auf der Website der Gemeinde und auf Online-Stellenportalen publiziert. In Gommiswald ist Ähnliches geplant. Erste Bewerbungen seien eingegangen, sagt Jürg Schaufelberger, der das Weesner Wahlgremium präsidiert. Auch persönliche Kontakte und Anfragen spielen eine Rolle. Zwar sei eine gewisse Verbundenheit mit Weesen ein Vorteil. Aber die Gemeinde sei zu klein und der Zeitdruck zu hoch, um zunächst ausschliesslich in Weesen Kandidaten zu suchen, deshalb werde der Prozess von Beginn an breiter ausgelegt.
Mit der Publikation des Inserates wollte der Uzner Wahlausschuss laut Kurt Hollenstein Chancengleichheit für alle schaffen, die sich für das Amt interessieren. Deshalb werden auch nicht gezielt bestimmte Leute angesprochen.
In einer kleinen Kommune wie Weesen ist das Gemeindepräsidium eher ein Einstieg in eine Exekutivtätigkeit als ein Aufstieg. Wichtig sei Führungserfahrung, heisst es aus allen drei Gemeinden. Zudem Belastbarkeit und «ein breiter Rücken», weil das politische Klima rauer und die Aufgaben komplexer geworden sind. In Gommiswald hofft Urs Metzger auch auf einen Neuanfang. Die politische Kultur habe sich gewandelt, es sei üblich geworden, auf Personen zu schiessen, anstatt über Sachgeschäfte zu diskutieren. «Wir müssen zurückfinden zu einem Stil, der den politischen Anstand wahrt.»
Auch ein Unternehmer
Längst suchen die Parteien nicht mehr nur in den eigenen Reihen oder innerhalb der Verwaltung nach geeigneten Kandidaten. In Gommiswald ist man offen für politische Quereinsteiger oder jemanden mit einem unternehmerischen Hintergrund. Auch das Weesner Wahlgremium will unterschiedliche Profile berücksichtigen. Ob jemand nun aus der Verwaltung oder aus der Privatwirtschaft komme, sei weniger entscheidend. Wichtiger sei, dass geeignete Kandidaten einen angemessenen beruflichen Leistungsausweis mitbringen, sagt Jürg Schaufelberger. Wenn jemand allerdings keinerlei politische Erfahrung mitbringe, müsse er das durch andere Qualifikationen wettmachen können, sagt Kurt Hollenstein. Denn: «Wenn jemand nicht weiss, wie der Meinungsbildungsprozess in einer Gemeinde abläuft, wird es schwierig.»
Noch nicht entschieden haben die Wahlausschüsse in Uznach und Weesen, ob der Bürgerschaft am Ende ein einziger Kandidat zur Wahl empfohlen werden soll, oder ob allenfalls ein Zweierticket infrage kommt. Das Forum Weesen möchte seinen Prozess allerdings breiter abstützen, deshalb soll der offiziell unterstützte Kandidat an einer öffentlichen Nominierungsversammlung vom 17. Februar bestimmt werden.
Eine Bestätigungswahl
Kaum als Erschwernis sehen die Wahlausschüsse die Tatsache, dass sich ein neu gewählter Gemeindepräsident bereits im Herbst 2016 im Rahmen der Gesamterneuerungswahlen zur Wiederwahl stellen muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein neuer Präsident nach nur wenigen Monaten im Amt abgewählt wird, sei relativ klein, lautet der Tenor. «In so kurzer Zeit kann man nicht zeigen, ob man sich im Amt bewährt oder nicht», sagt Jürg Schaufelberger. Die Erneuerungswahl sei in der Regel eine Bestätigungswahl, meint auch Kurt Hollenstein. Es müsste jemand schon sehr schlechte Arbeit geleistet haben, wenn er nicht wiedergewählt würde.
Erstellt: 13.12.2015, 22:11 Uhr
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