Geldblog: Komplizierte AnlageprodukteSo funktionieren gedeckte Calls
Geldexperte Martin Spieler erklärt die Covered-Call-Optionsstrategie und sagt, für wen sie geeignet ist – oder eben nicht.

Man hat uns seitens der Bank empfohlen, mit gedeckten Calls zu arbeiten, aber das Vertrauen in die Bankberater ist bei uns nicht mehr gross. Zudem wissen wir auch nicht, was man sich darunter vorstellen soll. Was halten Sie davon? Leserfrage von W.E.
Ihre Bankberater raten Ihnen, das Renditepotenzial von gedeckten Calls auszunützen. Das heisst, sie sollen einen gedeckten Verkauf einer Kaufoption vornehmen. In der Fachsprache spricht man von «Covered Call Writing». Dabei verfügen Sie als Verkäuferin einer Kaufoption – also dem Call – über den Basiswert, welchen Sie im Falle der Ausübung durch die Optionskäufer an diese liefern müssen.
Sie als Verkäuferin haben bei dieser Strategie den Pluspunkt, dass Sie eine Prämie verdienen können und am Anstieg des Kurses des entsprechenden Basiswertes partizipieren, bis der Kurs des Basiswertes den Basispreis der Option erreicht. Das klingt nun schon ziemlich technisch. Mindestens so wichtig ist für Sie die Frage, welche Risiken Sie eingehen und was passiert, wenn der Basiswert steigt oder noch wichtiger, wenn er sinkt.
Falls sich nun der Basiswert am Stichtag oberhalb des Basispreises befindet, wird der Optionskäufer die Option ausüben wollen. Falls hingegen der Basiswert sinkt, wird der Verlust, den Sie haben, um die verdiente Prämie aus dem Verkauf der Call-Option vermindert. Als Optionsanlegerin wären Sie in der Lage, eine zusätzliche Rendite zu erzielen.
Natürlich hat die Bank ein Interesse, Ihnen eine solche Strategie zu verkaufen – denn sie verdient gleich mehrfach.
Dafür müssten Sie wie von Ihrer Bank empfohlen eine Call-Option schreiben, deren Ausübungspreis über dem Kurs des Basiswertes liegt. Weil Sie die Aktien, welche in diesem Fall der Basiswert sind, bereits besitzen, ist diese Call-Option gedeckt. Sie müssen die Aktien nicht nachträglich beschaffen, sondern haben sie bereits im Depot. Sollte sich der Kurs des Basiswertes – also Ihrer Aktie – am Datum des Verfalls über dem Ausübungspreis der geschriebenen Call-Option bewegen, würde die Option ausgeübt. Sie als Stillhalterin müssten nun die Aktien bereitstellen und diese zum Ausübungspreis der geschriebenen Call-Option ausliefern. Dies würde natürlich von Ihrer Bank automatisch gemacht, da Sie die Papiere ja bereits im Depot haben. Die Prämie für die geschriebene Call-Option bekommen Sie auf jeden Fall, auch wenn Sie die Aktien ausliefern müssen.
Wenn der Basiswert tiefer notiert – also weniger Wert ist als der Ausübungspreis – würden Ihre Aktien im Depot bleiben. Sie hätten aber zusätzlich die Prämie für den geschriebenen Call. Dieser würde Ihnen einen Teil Ihres Buchverlustes auf Ihrer Aktie im Depot kompensieren. Wie hoch die Prämie ist, hängt davon ab, wie hoch der Unterschied zwischen dem Ausübungspreis der Option und dem momentanen Aktienkurs ist und von der jeweiligen Laufzeit der Option. Längere Laufzeiten bringen in der Regel mehr Prämie.
Solche Covered-Call-Optionsstrategien haben in den letzten Jahren auch bei Privatanlegerinnen und -anlegern an Beliebtheit gewonnen. Allerdings sollte man diese aus meiner Sicht nur anwenden, wenn man deren Funktionsweise und die genutzten Produkte gut versteht. Da Sie mir schreiben, dass Sie schon längst im Rentenalter sind und weder die Produkte noch die Funktionsweise einer solchen Covered-Call-Strategie verstehen, rate ich Ihnen, davon die Finger zu lassen. Natürlich hat die Bank ein Interesse, Ihnen eine solche Strategie zu verkaufen: Denn sie verdient gleich mehrfach – einerseits mit den Depotgebühren dank der sich im Depot befindenden Aktien und anderseits mit dem Schreiben der gedeckten Calls sowie den Transaktionskosten.
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