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Nun lernen schon Kindergärtler, was Datenschutz bedeutet

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Mit Sorge beobachtet der kantonale Datenschützer Bruno Baeriswyl, wie unachtsam Jugendliche teilweise mit ihrer Privatsphäre umgehen. Auf Instagram und Snapchat landen freizügige Fotos, werden sensible Daten veröffentlicht und persönliche Schicksale geteilt.

Ein Bewusstsein dafür, was Privatsphäre bedeutet, soll deshalb schon im Kindesalter vermittelt werden. Zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) hat der Datenschützer das Projekt «Selbstbestimmt digital unterwegs» lanciert. Gestern wurde es den Medien vorgestellt. Es besteht in erster Linie aus Unterrichtsmaterial für Vier- bis Neunjährige.

Statt über den abstrakten Begriff Privatsphäre reden die Kindergärtler, Erst- und Zweitklässler aber über Geheimnisse. Dass man Geheimnisse haben darf und soll. Und dass man sich gut überlegen soll, wem man sie anvertrauen möchte.

Von Liebe und Gewalt

An das Thema herangeführt werden die Kinder beispielsweise mit einem kurzen Trickfilm. Darin erzählt Flo ihrem Freund Matti von einer geplanten Velotour. Er solle doch mitkommen. Matti läuft plötzlich rot an und bittet Flo in sein Versteck. Dort erklärt er ihr ganz beschämt, dass er sehr gerne mitkäme, aber noch nicht Velofahren könne. Wird Flo Mattis Geheimnis verraten? Und wäre das schlimm? Die Schülerinnen und Schüler sollen darüber diskutieren.

«Die Privatsphäre ist nicht bloss ein privates Anliegen. Letztlich geht es um die Grundwerte einer freien und demokratischen Gesellschaft.»

Bruno Baeriswyl, kantonaler Datenschützer

Weitere alltägliche Situationen illustriert ein Wimmelbild. Anhand verschiedener Szenen spricht es die Themen Verliebtheit, Peinlichkeit oder Gewalt an. Auf der Treppe sitzen Milena und Silvio, der ihre gerade gesteht, wie gern er sein Gspänli Loretta hat. Etwas weiter weg sieht man Aline, die ihren zwei Freundinnen weinend erzählt, dass ihr Vater wohl ausziehen wird. Und ganz allein und niedergeschlagen sitzt Julian auf der Parkbank. Auch er hat ein Geheimnis. Und vielleicht sollte er sich damit an seine Lehrerin wenden. Er wird zuhause geschlagen.

Privat und halböffentlich

Die Illustrationen lassen jedoch verschiedene Interpretationen zu, sodass die Lehrpersonen je nach Alter und aktuellen Themen der Klasse die Fragestellungen anpassen können.

Die Kinder lernen, dass es wichtig ist, gewisse Dinge für sich zu behalten und die Privatsphäre anderer zu respektieren. Dass Regeln in der analogen Welt auch in der digitalen angewandt werden können. Und sie können unterscheiden zwischen privat, öffentlich und halböffentlich. Meine Lieblingsfarbe, die Fotos meiner Familie, meine Ängste - was kann man preisgeben, was sollte man für sich behalten?

Mit dem neuen Lehrplan sollen die Schülerinnen und Schüler nicht nur richtig googeln und kleine Programme schreiben können. Sie sollen auch den kritischen und verantwortungsbewussten Umgang mit den Medien lernen.

Zürcher Pionierarbeit

Der Schutz der Privatsphäre bedeute mehr als nur Sicherheitseinstellungen auf einem Instagram-Konto, sagt Baeriswyl. «Die Privatsphäre ist nicht bloss ein privates Anliegen. Letztlich geht es um die Grundwerte einer freien und demokratischen Gesellschaft.»

Das Modul für den ersten Zyklus (Kindergarten bis 2. Klasse) steht ab April zur Verfügung. Es wird in einer noch nicht genannten Zürcher Gemeinde erprobt und soll ab dem Herbstsemester in den Studiengängen der PHZH integriert werden. Die weiteren Module sind in Bearbeitung. Laut Baeriswyl leistet der Kanton Zürich damit Pionierarbeit. «Etwas Vergleichbares ist mir weltweit nicht bekannt.»