
Diese Woche erschien im «NZZ Folio» ein Streitgespräch zwischen Walter Kielholz und Christoph Blocher. Noch vor wenigen Jahren hätte man dies für sensationell gehalten und durfte mit einer gewissen voyeuristischen Vorfreude Dampf, Rauch und Funken erwarten, zumal man den beiden nachsagt, sich nicht wirklich zu mögen, besonders politisch trennen sie Welten: Kielholz, Präsident der Swiss Re und Herr des Zürcher Filzes, trifft auf Blocher, Präsident der Opposition und Rächer der Enterbten. Morgarten an der Limmat, Marignano an der Falkenstrasse: Was freuten wir uns auf die Schlacht. Sie fand nicht statt. Anstelle von Getöse vernahm man ein wohltemperiertes Gespräch über Kunst und Jugendzeit, Politik natürlich, aber auch Religion, was vor allem fehlte: die grossen Differenzen, die weltanschaulichen Tiefseegräben, den Streit im Streitgespräch musste man mit dem Mikroskop suchen.
Kolumne von Markus Somm – Niemand will mehr in die EU
Im Establishment hat ein Meinungswandel stattgefunden. Trotzdem haben wir nicht die Europapolitik, die jetzt angebracht wäre.