Bruno Hug verliert an Einfluss
Der Gründer der «Obersee-Nachrichten» ist nicht mehr im Verwaltungsrat der Zeitung. Ist Bruno Hug von seinem Amt zurückgetreten oder wurde er davon entbunden?

Bruno Hug hat eine Aufgabe weniger. Er ist seit vergangener Woche nicht mehr Verwaltungsrat der Obersee-Nachrichten AG, wie Recherchen der ZSZ zeigen. Im Verwaltungsrat der Gratiszeitung haben jetzt nur noch die Bündner um Somedia-Verleger Hanspeter Lebrument das Sagen. Hug hatte die «Obersee-Nachrichten» 1981 gegründet und verkaufte sie Ende 1999 an die Mediengruppe Südostschweiz AG – die heutige Somedia – mit Sitz in Chur.
Kein Kommentar aus Chur
Auf dem Platz Rapperswil-Jona blieb Hug jedoch die tonangebende Figur: Er kämpfte mit seinem Blatt gegen lokale Missstände, engagierte sich im Verwaltungsrat der Rapperswil-Jona Lakers oder kandidierte als Stadtpräsident. Die Besitzer der Zeitung hielten sich bei all diesen Engagements stets im Hintergrund.
Hugs Ausscheiden aus dem Verwaltungsrat kommt plötzlich – insbesondere, weil Hugs Abgang nach 36 Jahren völlig unkommentiert bleibt. Im Blatt ist Hug als Journalist nach wie vor präsent und wird online als Verleger und Teil der Redaktion geführt. Wer aber nicht im Verwaltungsrat einer Zeitung sitzt, dürfte zu den strategischen Geschicken der Zeitung offiziell nichts mehr zu sagen haben. Hug selbst will sich nicht äussern und verweist an den Somedia-Verlag. CEO Andrea Masüger will über «interne Vorgänge» keine Auskunft erteilen. Verwaltungsratspräsident Hanspeter Lebrument liess Anfragen der ZSZ unbeantwortet.
Ein Nachfolger für Hug im Verwaltungsrat wurde bisher laut Handelsregistereintrag nicht bestimmt. Das ist aber auch nicht unbedingt nötig: Die Grösse des Verwaltungsrates kann in Schweizer Unternehmen frei gewählt werden.
Kurz vor Kesb-Verhandlung
Die Vorgänge rund um den 63-jährigen Hug kommen zu einem äusserst brisanten Zeitpunkt: Nächste Woche wird am Kreisgericht Werdenberg-Sarganserland die Zivilklage der Stadt Rapperswil-Jona und von Kesb-Präsident Walter Grob verhandelt. Beschuldigt werden neben der Obersee-Nachrichten AG auch die beiden Journalisten Bruno Hug und Mario Aldrovandi. Die beiden Kläger rügen rund 300 Persönlichkeitsverletzungen, welche die Gratiszeitung und die zwei federführenden Journalisten während einer fast zweijährigen Kampagne gegen die Kesb publiziert haben sollen.
Mitte November wurde bekannt, dass Somedia-Verleger Hanspeter Lebrument persönlich versucht hat, in letzter Sekunde noch einen aussergerichtlichen Vergleich zu erzielen. Dieser scheiterte jedoch. Offiziell Stellung nehmen will zu den Inhalten der Verhandlungen niemand.
Aus gut unterrichteten Kreisen dringen dennoch Details ans Licht. Bruno Hug selbst war an den Vergleichsverhandlungen nicht beteiligt. Aber: Die Personalie Bruno Hug an sich war Thema und Diskussionspunkt. Auch sie trug offenbar dazu bei, dass ein Vergleich bisher gescheitert ist. (Zürichsee-Zeitung)
Erstellt: 29.11.2017, 06:55 Uhr
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