Unentschieden im 279. Zürcher DerbyNeuer Coach, altes Spiel und doch nur 1:1
Der FCZ erinnert in der ersten Hälfte gegen GC an die letzte Saison – es reicht ihm trotzdem auch im 9. Spiel nicht zum Sieg, weil es an Effizienz fehlt.

Die Körperhaltung von Ancillo Canepa lässt so wenig Gutes vermuten wie seine Mimik. Der Präsident des FC Zürich versinkt fast in seinem Sitz auf der Trainerbank, und dreinschauen tut er alles andere als optimistisch. Beides steht für den Frust, den er während der zweiten Halbzeit dieses Derbys gegen die Grasshoppers empfinden muss. Seine Gefühlslage wird bis zum Spielende nicht besser. Sein FCZ bleibt in der Super League auch nach der neunten Runde sieglos. Und damit saisonübergreifend schon zum zwölften Mal seit einem 2:1 Anfang Mai in St. Gallen.
Das 1:1 ist ein Resultat, das keinen richtig weiterbringt, schon gar nicht den FCZ im ersten Einsatz von Interimstrainer Genesio Colatrella an der Seitenlinie. Ein Punkt reicht nicht, um sich wenigstens für eine Nacht etwas vom FC Winterthur abzusetzen – den Aufsteiger, auf den er am kommenden Sonntag trifft.
Mit Klarheit und Freude sollten sie agieren, hat Colatrella von seinen Spielern gefordert. Dafür kehrt er zum System der Meistersaison zurück, zum 3-4-1-2. Und was er dann sieht, kann ihm phasenweise durchaus gefallen. Der FCZ zeigt sich engagiert und versucht mit einem Umschaltspiel à la Breitenreiter den Erfolg zu erzwingen.
Das 1:0 als Erinnerung an den Breitenreiter-Fussball
Nach einer Viertelstunde zeigt sich, dass er das in einem guten Moment noch immer beherrscht. Boranijasevic erobert von Li Lei den Ball und leitet den Konter ein, bei dem der FCZ in Überzahl ist. Tosin legt auf für Marchesano, und der Routinier lässt sich die Chance nicht entgehen und trifft zum 1:0 und zum ersten Tor in der Liga seit Mitte März.
Der abgestürzte Meister ist danach zwar feldmässig nicht überlegen, aber in seinen Angriffen immer wieder gefährlicher. Dzemaili kommt zum Abschluss, Tosin hat gleich mehrmals die Möglichkeit zum Torschuss. Beiden aber fehlt es an Überzeugung, um aus ihren guten Situationen Profit zu schlagen.
Von einer Chance zum Befreiungsschlag hat Colatrella im Vorfeld auch geredet. Daraus ist nichts geworden, weil seine Mannschaft gegen Ende zwar mit grossem Bemühen anrennt und es auch immer wieder schafft, in den GC-Strafraum vorzudringen. Aber letzten Endes bleibt es dabei: Es fehlt ihr bis zuletzt die Kaltblütigkeit und Überzeugung, die sie letzte Saison im Abschluss noch auszeichnete. Einmal missrät Guerrero in bester Position das letzte Zuspiel, dann, die 92. Minute läuft schon, scheitert Dzemaili an Hammel, dem jungen GC-Goalie. «Schade, schade», sagt Dzemaili später, «ich weiss gar nicht, wie er diesen Ball gehalten hat.» Hammel ist mit dem Fuss zur Stelle.
Die Grasshoppers haben ihre beste Phase nach der Pause, da drängen sie den Gegner entschlossen in dessen Platzhälfte. Und vier Minuten brauchen sie nur bis zum Ausgleich. Bollas Schuss landet herrlich im Tor. Allerdings muss sich Selnaes fragen, wie er gegen Bolla verteidigt hat – oder eben gar nicht.
GC fehlt zu viel, um mehr als ein Remis zu bekommen
Die Mannschaft von Giorgio Contini bleibt überlegen, ohne allerdings zu einer nächsten Chance zu kommen. Und dann, so nach einer Stunde, beginnt sie den Betrieb einzustellen und sich ganz aufs Verteidigen zu verlegen. Mit dem Punkt ist sie schliesslich besser bedient als der Rivale.
Um sich mehr zu verdienen, fehlt es ihr in der Offensive an ganz vielem: an einem Plan zum Beispiel, wie der FCZ-Block auszuhebeln ist, und ganz besonders an Spielern, die in Bestform sind. Kawabe, wo war er? Dadashov? Für ihn gibt es ebenso eine Vermisstmeldung. Und Morandi? Hat aus seinen Chancen zum Abschluss zu wenig gemacht.
Der Punkt reicht GC wenigstens, um Platz 5 vor Basel zu behaupten. Das ist es dann auch schon. Derweil versucht Dzemaili, für den FC Zürich das Gute an diesem Abend vor knapp 17’000 Zuschauern zu sehen. Sie seien sicher besser gewesen als in den letzten Spielen, sagt er, darauf lasse sich aufbauen. Und fügt noch bei: «Es kommt wieder gut.»
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