Squasher vom Hirzel im Saison-Finish«Mund abputzen, weitermachen»
Noch zwei Turniere, dann ist für Nicolas Müller die Saison zu Ende. Die Nummer 14 der Welt fühlt sich wie 90, wurde befördert und hat immer noch Bock auf Squash.

Das beste an der WM war der Rückflug. «Ich hatte vier Sitze für mich», erzählt Nicolas Müller schmunzelnd. Er schlief den ganzen Flug von Chicago in die Schweiz. Der 33-Jährige war letzte Woche bereits in der ersten Runde ausgeschieden. «Aber das war klar. Ich war krank, bekam keine Luft und konnte mich nicht mehr als zwei Minuten richtig bewegen. Ich bin froh, dass ich alle drei Sätze verloren habe.»
Vitamine, inhalieren, Pulmex: Der 14-fache Schweizer Meister erholte sich beim Vater im Hirzel und bei der Freundin in Paderborn. «Ich bin noch nicht gesund», sagt der Spitzenspieler aus dem Squashclub Sihltal. «Am Dienstag fühlte ich mich wie ein 90-Jähriger.» Am Donnerstag muss Müller fit sein. Dann startet er am Manchester Open zum zweitletzten Wettkampf der Saison.
Vor etwas mehr als einem Jahr war «The Swiss Rocket» (so Müllers Spitzname in der Szene) durchgestartet und in einem halben Jahr von Platz 26 auf Position 13 hochgeschossen. Nie war Müller stärker eingestuft. Ob er die 13 oder die 34 sei, mache einen Unterschied. «Du wirst anders angeschaut von den Gegnern.»
Eine Gala und mehr Sold
Doch die letzten Monate liefen nicht nur gut. «Ich habe ein, zwei Chancen genutzt, einige auch nicht», sagt Müller. «Das Problem: Ich war im September verletzt, dann im Januar noch einmal, und danach habe ich zwei Turniere gespielt, weil ich musste.» Denn bei einer Absage hätte ihm die Professional Squash Association zwei Nuller in die Wertung geschrieben. So aber bleibt der Hirzler in den Top 20.
«Ich bin nun Gefreiter, das gibt einen Franken mehr Sold am Tag.»
«Mund abputzen, weitermachen», das sei die Devise, sagt Nicolas Müller. «Im Moment ist es aber ein wenig too much. Ich freue mich auf die Saisonpause.» Nach dem Wettkampfunterbruch, im September, wird Müller zuerst die Einzel-EM bestreiten – als Titelverteidiger. Nach dem Triumph von 2022 habe er viele Feedbacks erhalten, sei an die Sporthilfe-Gala eingeladen worden und habe im Bundeshaus «bei Viola» vorbeisehen dürfen.
«Und ich wurde im Militär befördert», verrät der Absolvent der Sport-Rekrutenschule. Er sei nun Gefreiter, «das gibt einen Franken mehr Sold am Tag. Und ich kann nun Ambre Allinckx herumkommandieren.» Die Krienserin, die Schweizer Meisterin von 2020, absolviert derzeit das Militär mit Spitzensportförderung. Ende April kam noch eine weitere Medaille in Müllers Sammlung: Eine bronzene von der Team-EM, welche die Schweiz erstmals überhaupt auf dem Podest beendete.
«Mit dem Team war es geiler»
«Emotional war das nochmals anders, weil du nicht nur für dich allein spielst», erinnert sich Müller. Auf dem Papier gelte die Einzel-EM zwar als wichtiger, «aber das mit dem Team war geiler». Allerdings seien Team-EM und Einzel-WM in aufeinanderfolgenden Wochen angesetzt gewesen. Mit Folgen: «Keiner, der an der EM gut spielte, spielte auch an der WM gut. Aber alle sagten: Lieber an der Team-EM gewinnen.» Denn Weltmeister wäre Müller sowieso nicht geworden.
«Solange ich nicht gegen Hinz und Kunz verliere, trete ich nicht zurück.»
Im Moment habe er aber richtig Bock auf Squash. «Ich bin zufrieden, wie ich spiele», sagt der Hirzler im goldenen Herbst seiner Karriere. Der Rücktritt sei noch kein Thema, «solange ich nicht gegen Hinz und Kunz verliere». Dass er von Dimitri Steinmann als Schweizer Meister abgelöst wurde? «Okay», antwortet Müller, «der ist nächste Woche auch schon die Nummer 23 der Welt.»
Dass ein kleines Land wie die Schweiz gleich zwei Squasher in den Top 25 der Welt habe, sei toll. Es mache Lust auf die Team-WM vom Dezember. Nur Ägypten, England und Frankreich seien stärker besetzt als die Schweiz, vermutet Müller. Und im April wartet das nächste Highlight mit dem Nationalteam – mit der Team-EM zu Hause, in Langnau.
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