Aufgebot EM-QualifikationMit Xhaka, Vollgas und zwei Überfliegern
Nationaltrainer Murat Yakin setzt gegen Weissrussland und Israel auf die Basler Amdouni und Zeqiri – und lässt keinen Zweifel an Xhakas Rolle als Captain.

Manchmal gelingt es Nationaltrainer Murat Yakin, leidige Themen elegant zu umgehen. Dann sagt er: «Ich gehöre nicht zum Stammtisch, an dem darüber diskutiert wird, was war. Ich bin ein Typ, der lieber darüber diskutiert, was vor ihm liegt.» So geht es ihm zum Beispiel, wenn er auf die WM in Katar zurückschauen soll und das gar nicht mehr tun mag.
Yakin hält Hof an der Europaallee, mitten in Zürich. Hier präsentiert er sein Aufgebot für die ersten beiden Spiele in der EM-Qualifikation, die am Samstag nächster Woche im serbischen Novi Sad gegen Weissrussland und drei Tage später in Genf gegen Israel beginnt. «Vollgas» ist ein Wort, das er dabei immer wieder verwendet, «Vollgas» müssten sie geben, jeder Spieler in jedem Training, um der Rolle der Schweiz in dieser Gruppe gerecht zu werden.
Yakin setzt den Ton
Wie die Rolle aussieht, ist auch für Yakin klar: Es ist jene des Favoriten, in jedem Spiel, auch gegen Rumänien, Kosovo und Andorra. «Wir haben mehr Qualität als unsere Gegner», sagt er, «wir müssen souverän und überzeugend auftreten.» Der Ton ist gesetzt. Alles andere als eine Qualifikation für die Endrunde in Deutschland wäre das, was Pierluigi Tami, der Direktor der Nationalteams, als «Ohrfeige» bezeichnet.
Am Montag sieht Yakin seine Mannschaft erstmals seit über drei Monaten wieder, seit dem düsteren 1:6 im Achtelfinal der WM gegen Portugal. Was damals alles war, hat er analysiert und aufgearbeitet. Zwei, drei Sätze will er zum Beginn des Zusammenzugs dazu verlieren, das soll dann auch genügen. «Die WM haben wir lange hinter uns», sagt er und fügt mit leisem Schalk im Nacken hinzu: «Sie war ja letztes Jahr.» Das Schöne am Fussball ist für ihn, dass er so schnelllebig ist und es immer weitergeht.
Nach vorne schauen, das sagt er darum mindestens so oft wie Vollgas. 24 Spieler hat er aufgeboten. Im Gegensatz zur WM fehlen Fabian Schär, Haris Seferovic, Ardon Jashari, Fabian Frei, Michel Aebischer, Christian Fassnacht und Philipp Köhn. Schär soll sich in Ruhe von einem Zehenbruch erholen. Seferovic, seit zehn Jahren immer dabei, ist überzählig, weil er bei Celta Vigo zuerst einmal wieder in Form kommen soll und er im Moment ohne Tore keine Argumente hat gegen die Basler Überflieger Zeki Amdouni und Andi Zeqiri. Frei ist verletzt, und Jashari soll sich an die U-21 gewöhnen, die im Sommer die EM bestreitet.
Dafür gehören Cédric Zesiger und Jordan Lotomba wieder dazu und eben vor allem Amdouni und Zeqiri, die allein dieses Jahr zusammen schon 17 Tore für Basel erzielt haben. Und Dominik Schmid ist der Neuling im Kader, den GC-Defensivspieler lobt Yakin über alle Massen («spielerisch erfrischend, dynamisch»).
Das Ja von Xhaka und Shaqiri
Angeführt wird das Aufgebot von Granit Xhaka. Es gab Gespräche, ob er und auch Xherdan Shaqiri wegen der Ereignisse an den letzten beiden WM überhaupt mit nach Serbien reisen sollen, wo Weissrussland die Heimspiele wegen seiner Beteiligung am Krieg austrägt. Beide, Xhaka und der momentan muskulär noch angeschlagene Shaqiri, gaben die Antwort schnell: «Wir reisen mit, wir möchten spielen.» In Novi Sad kommt ihnen sicher entgegen, dass der Match ohne Zuschauer stattfindet.
Vorletzte Woche war Yakin auf Besuch bei Xhaka in London. Dass nach den Vorfällen in Doha da und dort die Befähigung von Xhaka als Captain infrage gestellt wurde, nahm Yakin mit Unverständnis zur Kenntnis. «Die Mannschaft steht hinter Granit, ich stehe hinter ihm», betont er, «er ist unersetzbar. Und wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.»
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