Schweizer MeisterschaftenMit stupender Leichtigkeit in neue Sphären
Jason Joseph, William Reais und Simon Ehammer brillieren an den Leichtathletik-Meisterschaften in Basel – und haben alle ihre Karriere noch vor sich.
Er ist noch voller Adrenalin, kann kaum still stehen und sagt: «Hey Bro, als ich gesehen habe, wie leicht du ins Ziel getänzelt bist, da wollte ich das auch.» Sie nennen sich «Bro», die Abkürzung für Brother. Für Hürdensprinter Jason Joseph ist Sprinter William Reais «der Bruder, den ich nie hatte». Sie haben sich in der Leichtathletik kennen und schätzen gelernt, sie sind jung, ticken ähnlich und wollen das Gleiche: schnell sein.
Und das waren sie am Samstag an den nationalen Meisterschaften auf der Schützenmatte in Basel. Der Verein Old Boys Basel hatte in No Time zusammen mit dem Verband den Anlass inklusive umfangreicher Schutzmassnahmen organisiert. Zweimal tausend Menschen in getrennten Sektoren dankten es in Masken, die Athletinnen und Athleten, für die die Wettkämpfe in dieser speziellen Saison zum Höhepunkt wurden, waren auf den Punkt zu herausragenden Leistungen fähig.
Joseph auf Rang 6 der Welt
Insbesondere Joseph, Reais und natürlich Zehnkämpfer Simon Ehammer. Die Nachmittagssession war nicht alt, als die Meisterschaften ihr Highlight schon hatten: Joseph sprintete die 110 m Hürden in 13,29 Sekunden und katapultierte sich auf Rang 6 der Jahresweltbestenliste. Der Basler ist noch immer erst 21-jährig, läuft aber unbeirrt von Rekord zu Rekord. Bei mässigen Bedingungen war er Ende Juli in Bern schon Landesrekord gelaufen, nun steigerte er sich nochmals um fünf Hundertstel und bestätigte im Final mit 13,31 seine Leistung.
«Mein Plan war, dass ich beide Läufe voll angehen will», sagte er, die Bedingungen seien ja ideal gewesen. Der Final war dann nicht das einsame Rennen an der Spitze, «ich musste wirklich sauber laufen, denn ich hatte Simon im Nacken», sagte Joseph.
Tatsächlich verblüffte Zehnkämpfer Ehammer. Als Führender im Weitsprung begab er sich kurz an den Start – und sprintete in 13,48 in neue Sphären. Welch Ausnahmetalent der 20-jährige Appenzeller ist, wird von Wettkampf zu Wettkampf deutlicher. Eine solche Zeit haben in der Schweiz neben Joseph nur die Spezialisten Raphael Monachon und Andreas Kundert erreicht. Dass er fünf Minuten später 7,59 m sprang und mit 7,99 m gewann, war die magistrale Krönung.
Und zwischendurch eben Tänzer Reais (21). Mit welcher Leichtigkeit der Churer über die 200 m flog, hatte etwas Spezielles. Als die Zeit bei 20,24 stehenblieb, war er Schnellster Europäer in diesem Jahr und musste sein Trainer im LCZ, Flavio Zberg, zugeben: «Das war nicht zu erwarten.» Reais steigerte sich um mehr als zwei Zehntel, und steigt er auf die 400 m um, wird er bald mit seinem «Bro» Rekorde feiern können. Es wurde aber auch gesprungen und gelaufen: Stabspringerin Angelica Moser feierte mit 4,66 m eine Besthöhe. Und Selina Büchel und Lore Hoffmann lieferten sich über 800 m das spannendste Duell dieser SM: In 2:08,73 ging es um 3 Hundertstel an die Walliserin.
Monica Schneider ist seit 1995 Redaktorin im Ressort Sport und begleitet Leichtathleten und viele andere auf dem Weg an Olympische Spiele. Sie ist zudem als Blattmacherin für das Ressort Sport tätig.
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